Symphonie des Todes
aber ab. »Ich kann nur der sein, der ich bin«, erklärte er ihr leise. »Auch wenn ich mir die größte Mühe gegeben habe, mich von dem Mann zu distanzieren, der ich einmal war, kann ich doch nicht anders sein, als ich nun einmal bin. Computer, ich brauche eine Kopie sämtlicher Dateien auf Diskette.«
Sie wartete, während der Computer seine Arbeit machte, und nahm dann die ihr von Roarke gebotene Diskette an.
»Ich hoffe bei Gott, dass er es wert gewesen ist«, erklärte sie und ließ ihn allein.
Als Erstes rief sie ihre Leute an, bestellte sie zu sich nach Hause und ging dann in der Hoffnung in Micks Zimmer, dass sie dort einen Hinweis darauf finden würde, wohin er verschwunden war.
Während sie die große Schublade des Schreibtisches durchwühlte, kam Summerset herein und blieb entgeistert stehen.
»Lieutenant! Das ist ein echter Chippendale, eine wertvolle Antiquität, die mit Respekt behandelt werden muss.«
»Eine Menge Dinge sollten mit Respekt behandelt werden, nur dass es niemand tut.«
Sie warf die leere Schublade zur Seite und riss die Decke von dem breiten Bett.
»Hören Sie auf! Hören Sie sofort auf!« Er schnappte sich die Decke. »Das ist Seide mit altem irischem Spitzenbesatz.«
»Hör zu, Kumpel, ich bin gerade in der Stimmung, um irgendjemandem die Visage zu polieren, und Ihre kommt mir gerade recht.«
Mit gebleckten Zähnen zerrten sie die Decke hin und her, bis Eve plötzlich losließ und genießen durfte, wie er drei Schritte rückwärts stolperte, bevor er mit dem Rücken unsanft gegen die Wand des Zimmers prallte.
»Wann hat Connelly das Haus verlassen? Was hat er mitgenommen? Was für ein Transportmittel hat er benutzt?«
Statt etwas zu erwidern, atmete der Butler hörbar durch die Nase ein.
»Hören Sie, Sie wissen, was er getan hat und was er noch tun wollte. Roarke hat es Ihnen bestimmt schon längst erzählt.« Ihnen, dachte sie verbittert, aber mir natürlich nicht. » Wollen Sie etwa, dass er damit durchkommt?«
»Die Entscheidung darüber liegt nicht bei mir.«
»So ein Quatsch. Diese Typen haben einen Killer auf Sie angesetzt.«
»Mick hatte daran ganz sicher keinen Anteil.«
Sie wedelte frustriert mit den Händen durch die Luft und trat kräftig genug gegen das Bett, dass Summerset erschrocken durch das Zimmer stürzte, um zu prüfen, ob etwas zu Bruch gegangen war. »Was ist nur mit euch los? Connelly steckt bis zum Hals in dieser Sache drin. Verdammt, es stand Ihnen und ebenso wenig Roarke zu, ihn einfach abhauen zu lassen.«
»Was hätte er denn anderes machen sollen?« Nachdem er sich vergewissert hatte, dass das antike Fußteil keinen Schaden davongetragen hatte, wandte sich Summerset wieder an Eve. »Können Sie ihn wirklich so wenig verstehen?«
»Offenbar exakt so wenig wie er mich«, schnauzte sie zurück.
Summerset legte die zerknitterte Decke zurück auf das Bett. Für ihr mittägliches Entgegenkommen war er ihr etwas schuldig, nahm er an. »Sie haben das Gefühl, dass Sie, weil er zu seinem Freund gehalten hat, von ihm verraten worden sind.«
»Freunde haben für gewöhnlich nicht die Absicht, einander zu beklauen.«
Summerset verzog den Mund zu einem Lächeln. »So hätte Mick die Sache nicht gesehen. Und Roarke wahrscheinlich auch nicht. Sie hingegen schon. Sie sind wütend, und Sie haben jedes Recht, wütend zu sein. Aber Ihr Zorn wird irgendwann verrauchen. Roarke hingegen leidet, und dieses Leid wird nicht so einfach vergehen. Ist es das, was Sie ihm wünschen?«
Damit wandte er sich zum Gehen, und Eve sank müde und frustriert aufs Bett.
Der Kater kam hereinspaziert, sprang neben sie, drehte sich dreimal um sich selbst, knetete mit seinen Krallen die von Summerset so hoch geschätzte Decke, rollte sich zusammen und starrte ihr ins Gesicht.
»Fang du jetzt bloß nicht auch noch an. Du hast sogar das Bett mit diesem Kerl geteilt. Also brauche ich dich gar nicht erst zu fragen, auf welcher Seite du stehst.«
Sie gab eine Suchmeldung nach Michael Connelly heraus, doch er war garantiert längst irgendwo abgetaucht. Sie konnte nur hoffen, dass die anderen Beteiligten an dem geplanten Coup nicht von ihm erführen, dass die Sache aufgeflogen war.
Doch selbst wenn der Raubzug abgeblasen würde, hielte Yost an seinem Auftrag fest. Er sollte Summerset ermorden, und er war nicht der Typ, der irgendeine Arbeit nicht zu Ende führte, dachte sie. Dadurch gewann sie Zeit.
Und wenn sie Glück hatte, viel Glück, könnte sie Yost dazu
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