Symphonie des Todes
zog ein kleines Fläschchen aus der Tasche und drückte es ihr in die Hand.
»Dreck?«
»Erde, die er, wie er behauptet, am Hügel vom Tara ausgegraben hat. Dem Ort, an dem die alten irischen Könige begraben sind. Wie ich Mick kenne, kommt das Zeug wahrscheinlich eher aus unserem eigenen Garten. Aber das, was zählt, ist der Gedanke, finde ich. Es soll dir Glück bringen, denn du wärst die königlichste Polizistin, die er jemals kennen lernen durfte, hat er zu mir gesagt.«
»Eine königliche Polizistin, was für ein totaler Quatsch.«
»Tja, wie ich bereits sagte, ist es der Gedanke, der bei einer solchen Gabe zählt.«
Sie stopfte sich das Fläschchen in die Tasche. »Die königliche Polizistin hofft, dass sie in naher Zukunft noch einmal das Vergnügen einer Begegnung mit ihm haben wird. Aber bis dahin brauchen wir dich für die Datenanalyse als Berater. Ich konzentriere mich wieder auf Yost und überlasse deshalb die technischen Dinge euch.«
»Selbstverständlich, Lieutenant.« Er kam hinter der Konsole hervor und packte ihre Hand. »Eins noch, für das du sicher in der Stimmung bist.«
»Ich habe keine Zeit für Sex.«
»Dafür ist immer Zeit, aber das habe ich rein zufällig gar nicht gemeint. Ich wollte dir nur sagen, dass Yost unter seinem Alias-Namen Roles ein gerade fertig gestelltes Strandhaus im Tropensektor von Olympus erworben hat.«
»Ach nein.«
»Wenn du ihn hier nicht mehr erwischst, kriegst du ihn sicher dort. Er hat einen unserer dortigen Dekorateure mit der Einrichtung des Anwesens beauftragt und will sich in vier Tagen zu einer Besprechung mit ihm treffen. Er hat ab überübermorgen eine Suite im Hotel des Hauptcasinos reserviert. Ausgehend von New York ist für diesen Tag bisher nur ein Privatflug dorthin angemeldet. Ich habe sämtliche Informationen bereits in deinen Computer eingespeist.«
»Dann mache ich mich am besten umgehend ans Werk.«
Sie bildeten zwei separate Teams. McNab und Roarke fertigten eine Analyse der Zugriffsmöglichkeiten auf die Ausstellungsstücke an, Eve überlegte mit ihrer Assistentin, wie sie am geschicktesten an Sylvester Yost herankamen, und Feeney trottete zwischen beiden Gruppen hin und her.
»Das Timing macht deutlich, dass Yost erst nach dem Raub abfliegen will. Feeney, frag Roarke, ob Yost außer auf den vereinbarten Festpreis für die begangenen Morde eventuell zusätzlich einen Anspruch auf einen Teil der Beute hat. Schließlich hängt das alles eng zusammen.«
Falls er es eigenartig fand, dass sie ihren Gatten mit einer Frage zur Ethik unter Kriminellen konsultierte, sagte er es nicht.
»Er meint, Yost könnte durchaus einen Anspruch auf einen Bonus haben, aber der würde nicht eher an ihn überwiesen, als bis die heiße Ware bei ihrem Endabnehmer ist.«
»Okay, weshalb hängt er dann noch hier herum? Wahrscheinlich will er sichergehen, dass alles glatt läuft und er nicht noch mal tätig werden muss. Außerdem hat er möglicherweise nach wie vor Summerset im Visier. Und ab morgen sitzt er sicher ununterbrochen vor der Glotze, weil er die Nachricht von dem Diebstahl auf keinen Fall verpassen will. Am besten rede ich also gleich mit Nadine.«
Sie arbeiteten ohne Unterbrechung, bis ihre Leute ihr mit einer Palastrevolution drohten für den Fall, dass es nicht bald eine ordentliche Mahlzeit für sie gäbe. Eve selber aß ein halbes Sandwich, während sie vor ihrem Computer noch einmal alles gründlich durchging.
»Lieutenant, gleich fallen dir die Augen aus dem Kopf. Computer, speichern und runterfahren.« Ehe sie den Gegenbefehl formulieren konnte, schwang Roarke bereits ihren Stuhl zu sich herum. »Es ist schon nach acht. Du bist total erschöpft, und dein Hirn verweigert dir bald den Dienst. Am besten schickst du deine Leute heim und machst selbst bis morgen früh Schluss.«
»Meinetwegen können die anderen gehen. Aber ich muss noch ein paar Sachen prüfen. Ist Nadine noch da?«
»Nein, sie musste zurück ins Studio. Du hast alles gründlich mit ihr besprochen, und sie wird die Story wie vereinbart bringen. Du bist alles doppelt und dreifach durchgegangen und kannst dir deshalb sicher sein, dass du nichts vergessen oder übersehen hast.«
»Vielleicht. Wo sind die anderen überhaupt?«
»McNab ist unten in der Küche und versucht Summerset dazu zu überreden, ihm noch einen zweiten Nachtisch zu servieren, ehe er ins Palace rüberfährt. Peabody dreht auf meinen Vorschlag hin ein paar Runden im Pool, damit sie wieder einen
Weitere Kostenlose Bücher