Symphonie des Todes
dass er sich möglichst umgehend an die Arbeit macht?«
»Kein Problem.«
Erst als die Tür hinter ihrem Kollegen ins Schloss gefallen war, wandte sie sich an ihren Mann. »Ich bin hundemüde, ich habe elendiges Kopfweh, und vor allem bin ich immer noch total sauer auf dich.«
»Damit wäre wohl alles gesagt.«
»Nein, das ist es nicht. Ich habe weder die Zeit noch die Energie, um mich mit dir zu streiten, wie ich es unglücklicherweise eben bei McNab und Peabody habe miterleben müssen. Es war falsch, dass du Connelly hast laufen lassen. Aber das sage ich aus meiner Position heraus. In deiner Position hätte ich nichts anderes getan als du. Wir werden in dieser Sache also nie auf einen Nenner kommen, aber wenn wir diesen Fall zum Abschluss bringen wollen, müssen wir wohl oder übel trotzdem irgendwie kooperieren. Wenn das alles vorbei ist, werden wir uns mit der Tatsache auseinander setzen müssen, dass wir auf verschiedenen Seiten stehen. Bis dahin aber lassen wir das Thema besser fallen.«
Sie wandte sich zum Gehen, musste jedoch feststellen, dass die Tür verriegelt war. »Schließ sofort die Tür auf. Leg dich jetzt bloß nicht mit mir an!«
»Es wäre mir lieber, du würdest mich anbrüllen, damit wir diese Sache gleich hinter uns bringen können, aber da dich nicht der Ärger antreibt, wird das nicht passieren. Trotzdem brauche ich eine Minute deiner Zeit.«
»Alles, was ich im Moment an privaten Dingen zu sagen habe, habe ich bereits gesagt.«
»Ich habe dich verletzt. Du hast das Gefühl, als ob ich Mick dir vorgezogen hätte. Aber so war es nicht.«
»Du irrst dich.« Jetzt wandte sie sich ihm wieder zu. »Er hat dich verletzt, und du lässt es nicht zu, dass ich dir in dieser Sache helfe. Du hast mir die Entscheidung abgenommen und mich so der Möglichkeit beraubt, für Wiedergutmachung zu sorgen.«
»Du hättest ihn ins Gefängnis gebracht, aber, liebste Eve, dadurch hättest du keine Wiedergutmachung für mich erlangt. Du kennst einen Teil des Menschen, der ich einmal war, einen Teil des Lebens, das ich einmal hatte. Aber du weißt nicht alles.« Und er war sich nicht mal sicher, ob er selber alles wusste oder gar verstand.
Zum Beweis seines Vertrauens gäbe er jedoch noch etwas von sich preis. »Deine Vergangenheit sucht dich in Form von Albträumen heim, die versuchen, dich von innen aufzufressen. Meine Vergangenheit lebt in mir fort. In irgendwelchen Winkeln meiner selbst. Weißt du, wie lange ich nicht mehr in Irland war, nachdem ich von dort fortgegangen bin? Ich weiß es selber nicht. Ich weiß nur, dass es sehr lange gedauert hat, bis ich es gewagt habe, mich erneut durch eine Dubliner Straße zu bewegen. Und erst als du mit mir dorthin geflogen bist, um meine Freundin dort zu Grabe zu tragen, bin ich wieder in den Teil von Dublin zurückgekehrt, in dem ich geboren bin.«
Er sah auf seine Hände. »Diese beiden Fäuste, meinen Verstand, und alles, was ich sonst noch finden konnte, habe ich benutzt, um mich mit Gewalt, mit Diebstahl und Betrug aus dieser Welt des Elends zu befreien. Dabei habe ich diejenigen, die diese Zeit mit mir gemeinsam durchgestanden haben, genauso hinter mir zurückgelassen wie den toten Bastard, der mir damals die Hölle auf Erden bereitet hat. Er hat mir schweren Schaden zugefügt, Eve, und hätte, wenn ich dort geblieben wäre, aus mir vielleicht das Gleiche gemacht wie aus sich selbst.«
»Nein.« Endlich kam sie auf ihn zu.
»O doch. Das hätte er gekonnt. Und ohne meine Freunde von damals, zu denen ich zuverlässig stets flüchten konnte, wäre es ihm sicher gelungen. Ich war in der Lage, meinen eigenen Weg zu gehen, weil es in den allerschlimmsten Zeiten immer wieder Menschen gab, auf die Verlass gewesen ist. Als ich letztes Jahr mit dir in Dublin war, um Jenny zu begraben, wurde mir bewusst, dass ich diesen Menschen nie zurückgegeben habe, was mir von ihnen gegeben worden ist. Ich hätte ihn deshalb ganz einfach nicht verraten können, Eve, nicht einmal an dich, ohne mich anschließend selber zu verachten.«
Sie atmete leise zischend aus. »Ich weiß. Aber trotzdem ziehe ich die Suchmeldung nach ihm noch nicht zurück.«
»Das hätte ich auch nicht erwartet. Und er übrigens ebenso wenig. Er hat mich gebeten, dich um Entschuldigung zu bitten für all den Ärger, den du seinetwegen hattest oder besser hast, sowie dafür, dass er sich nicht persönlich von dir verabschiedet hat.«
»Oh, bitte.«
»Außerdem hat er mir etwas für dich gegeben.« Er
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