Symphonie des Todes
»Er ist ein Typ, der gerne mit Kosmetik experimentiert und problemlos jede Menge dafür zahlt. Das muss ich bewundern. Dem Video nach zu urteilen, hat er neben den grundlegenden Dingen auch noch einiges an Schnickschnack. Aus der Anordnung der Sachen auf dem Schminktisch lässt sich die Schlussfolgerung ziehen …«
Sie hielt bedeutungsschwanger inne, um diesen Ausdruck zu genießen, und fuhr dann fort. »… dass er Youth und Natural Bliss favorisiert. NB ist antiallergisch, wird ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt und kostet mindestens so viel wie zwei linke Arme. Im Kaufhaus kriegt man das Zeug nicht. Es wird nur an lizensierte Kosmetiker verkauft, und auch an sie ausschließlich für die Verwendung in ihren Salons. Der Weiterverkauf ist strengstens verboten. Also hat unser Knabe entweder eine Lizenz oder irgendeine Quelle, weil er nämlich ein paar dieser Produkte in der Schublade liegen hat.«
Das hatte sie auch, dachte Trina selbstzufrieden und erklärte: »All das weiß ich, weil ich diese Sachen selbst bei Carnegy Kosmetik in der Second Avenue bestelle, wenn sich einer meiner Kunden oder eine meiner Kundinnen das leisten kann.«
Sie machte eine Pause und nippte an ihrem Wein. »Ich habe meine Freundin in dem Laden angerufen und sie nach den Leuten gefragt, die solche Sachen gekauft haben, wie sie bei Ihrem Typen gefunden worden sind. Sie meinte, es wäre wirklich seltsam, dass ich danach frage, denn gerade hätte ein Stammkunde von ihnen genau diese Produkte nachbestellt. Ein großer, kahlköpfiger Kerl, der ein- oder zweimal im Jahr bei ihnen vorbeikommt und alles, was er kauft, sofort in bar bezahlt. Er hat behauptet, dass er einen Salon irgendwo im Süden von Jersey hat.«
Eve stand gespannt auf. »Hat er die Sachen schon abgeholt?«
»Nein. Er hat gesagt, er käme morgen früh. Sie sollte alles schon mal vorbereiten und verpacken, denn er hätte nicht viel Zeit. Außerdem hat er, was sie besonders seltsam fand, doppelt so viel bestellt wie sonst.«
»Roarke, gib dieser Frau den besten Wein, den du im Keller hast.«
»Dann haben wir unsere Sache also gut gemacht?«, wollte Mavis wissen und hüpfte begeistert auf und ab.
»Sogar hervorragend. Trina, ich brauche den Namen Ihrer Freundin. Sie muss uns nämlich helfen.«
»Meinetwegen. Aber ich hätte noch eine Frage. Weshalb beleidigen Sie mich?«
»Sie beleidigen? Am liebsten würde ich Sie küssen.«
»Weshalb achten Sie nicht ein bisschen mehr auf sich? Gucken Sie sich doch nur einmal im Spiegel an.« Trina tippte ihr mit einem ihrer zweieinhalb Zentimeter langen saphirblauen Fingernägel sanft ins Gesicht. »Sie sehen aus, als ob Sie unter einen Maxibus geraten wären. Sie haben dicke Ringe unter den Augen und eine müde, graue Haut.«
»Ich hatte halt viel zu tun.«
»Was hat das denn mit Ihrem Aussehen zu tun? Ist es etwa zu viel verlangt, sich zweimal täglich fünf Minuten Zeit zu nehmen und dadurch zu zeigen, dass Ihnen meine Arbeit etwas wert ist? Wann haben Sie zum letzten Mal die Peelingcreme, die Lotion und die Kurpackung, die ich Ihnen gegeben habe, benutzt?«
»Äh …«
»Und Sie«, wandte sie sich an Roarke, »haben bestimmt keine Zeit gehabt, um ihr die Brustcreme zu verpassen. Gibt es irgendeinen Grund, aus dem Sie sich nicht etwas davon auf die Hände schmieren können, bevor Sie sie begrapschen?«
»Ich habe es versucht«, fiel er seiner Gattin ohne jeden Skrupel in den Rücken. »Aber sie kann manchmal wirklich schwierig sein.«
»Zeigen Sie mir Ihre Füße.« Entschlossen kam Trina um den Schreibtisch herum.
Eve Dallas, die, ohne mit der Wimper zu zucken, dem Tod ins Auge sah, trat furchtsam den Rückzug an. »Nein. Meine Füße sind absolut okay.«
»Dann haben Sie also auch die Fußpflegelotion seit Wochen nicht benutzt.« Plötzlich schossen Trinas regenbogenfarbene Lider mit den goldfarbenen Wimpern vor Entsetzen in die Höhe. »Was ist mit Ihrem Haar?«
»Nichts.« Eve hob schützend eine Hand an ihren Kopf und stolperte in dem Bemühen, Trina zu entfliehen, beinahe über einen Stuhl.
»Lügen Sie mich nicht an. Sie haben selbst daran herumgesäbelt, geben Sie es zu.«
»Nein. Das heißt, nicht richtig. Oder, äh, nur ein bisschen. Ich hatte keine andere Wahl. Sie fielen mir pausenlos in die Augen. Ich habe kaum was abgeschnitten. Verdammt.« Sie kam zu dem Ergebnis, dass es allerhöchste Zeit war, sich endlich zu behaupten. »Es sind meine Haare. Was ich damit anstelle, geht keinen
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