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Symphonie des Todes

Symphonie des Todes

Titel: Symphonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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heimlich einzuschleichen und möglicherweise ihren Unrat auf den Bürgersteigen zu verstreuen.
    Jonah Talbot hatte diese luxuriöse Sicherheit in seinem zweistöckigen Haus genießen dürfen. Er hatte dort allein gelebt und war dort auch allein gestorben, das jedoch alles andere als luxuriös.
    Eve stand über ihn gebeugt. Er war ein gut gebauter Anfang Dreißiger gewesen. Genau wie Darlene French wies er vor allem im Gesicht, aber gleichfalls in der Umgebung seiner Nieren und des Brustkorbs Spuren brutaler Schläge auf. Er trug nur ein graues T-Shirt. Die dazu passende kurze Hose lag in einer Ecke. Man hatte ihn missbraucht.
    Sein Mörder hatte ihn mit dem Gesicht nach unten liegen lassen, den dünnen Silberdraht in seinem Nacken gekreuzt und an den beiden Enden zu zwei kleinen Schlaufen gebogen, wie es sein Markenzeichen war.
    »Sieht aus, als ob er zu Hause gearbeitet hätte. Haben Sie seine Daten bereits aufgerufen?«
    »Ja, Madam, sie kommen gerade durch.«
    Eve nahm das Thermometer aus ihrem Untersuchungsbeutel, um zu sehen, um wie viel Uhr etwa der Tod eingetreten war.
    »Jonah Talbot«, las Peabody von ihrem kleinen Handcomputer ab. »Männlich, unverheiratet, dreiunddreißig Jahre alt. Vizepräsident und Cheflektor bei Starline Incorporated. Hier wohnhaft seit November 2057. Eltern geschieden, ein Bruder und ein Halbbruder von Seiten seiner Mutter, keine eigenen Kinder.«
    »Einen Moment. Was ist Starline für ein Laden?«
    Peabody gab die Frage in den Computer ein. »Sie geben Disketten, Bücher, elektronische Magazine, Holo-Zeitschriften, das ganze Sortiment gedruckten und elektronischen Materials heraus«, las Peabody laut vor, räusperte sich und ließ den Computer sinken. »Gegründet im Jahr 2015, und 2051 von Roarke Industries gekauft.«
    »Das ist schon ein bisschen näher«, murmelte Eve und spürte, dass ihr ein kalter Schauder über den Rücken rann. »Er pirscht sich langsam an ihn ran. Er hat ihn hier in seinem eigenen Haus erdrosselt. Der Typ ist keine zarte, junge Frau, aber trotzdem hat er sich anscheinend nicht allzu vehement gewehrt.«
    Sanft hob sie Talbots linke Hand vom Boden und sah die in Höhe der Knöchel raue, aufgeplatzte Haut. »Ein paar Mal hat er ihn offenbar erwischt. Aber warum nicht öfter? Er ist nicht so groß wie Yost, aber wie es aussieht, war er ziemlich gut in Form. Außer einem Tisch ist nichts umgeworfen worden. Wenn zwei verhältnismäßig kräftige Kerle miteinander kämpfen, sieht ein Zimmer hinterher eindeutig anders aus.«
    Das wusste sie aus eigener Erfahrung, denn vor nicht allzu langer Zeit hatte sie in ihrem eigenen Büro bei sich daheim mit ansehen müssen, wie zwei durchtrainierte Männer zornbebend versucht hatten, Hackfleisch auseinander zu machen – und zwar mit einigem Erfolg.
    »Wir haben aus diesem Blickwinkel genug von ihm gefilmt. Lassen Sie ihn uns also umdrehen.«
    Sie setzte sich auf die Fersen, ihre Assistentin bückte sich, und während sie den Leichnam drehten, ertastete Eve, dass kaum eine Rippe von ihm ganz geblieben war.
    »Er hat eine Weile gewartet, bevor er ihn getötet hat«, meinte sie, als sie das T-Shirt hochzog und die violett schillernden Hämatome auf Talbots Oberkörper sah. »Außerdem kämpft dieser Hurensohn offenbar mit allen Tricks. Mikro-Brille.«
    Peabody drückte ihr die Brille in die Hand, und Eve studierte den Toten durch die dicken Linsen hindurch genauer. »Hier, unter der linken Achsel. Der Abdruck einer Spritze. Als sich Talbot zu sehr gewehrt hat, hat er ihn betäubt, und als der arme Kerl am Boden lag, hat er sich mit ihm vergnügt. Hat er mit der Vergewaltigung gewartet, bis Talbot wieder zu sich kam? Ich wette, ja. Was bringt es schließlich, sein Opfer zu missbrauchen, wenn es von der Verletzung seiner Person, von der Erniedrigung nichts mitkriegt?«
    Auch ihr Vater hatte so gehandelt, erinnerte sie sich schmerzhaft. Wenn er sie zu fest geschlagen hatte und sie ohnmächtig geworden war, hatte er gewartet. Er hatte jedes Mal gewartet, bis sie wieder wach geworden war, sein Gewicht auf ihrem Körper spüren konnte und anfing zu weinen und zu flehen.
    »Ja, wach auf«, wisperte sie. »Wach auf. Wie soll ein Kerl einen hochkriegen, wenn du kleine Schlampe nur daliegst?«
    »Madam?«
    »Er hat gewartet«, sagte sie und schüttelte entschlossen die Erinnerung an ihre Kindheit ab. »Hat ihn lange genug am Leben erhalten, dass sich das Blut in den Hämatomen sammeln konnte, lange genug, dass er mit dem bisschen

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