Symphonie des Todes
heißt, es gibt vier potenzielle Opfer. Dies ist wahrscheinlich der größte Einzelauftrag, den Yost jemals bekommen hat. Er legt es beinahe darauf an, dass wir ihn entdecken, fordert uns geradewegs dazu heraus. Ich schätze, er fühlt sich aus irgendeinem Grund geschützt. So was wie unverwundbar.«
»Bei dem von uns vermuteten Honorar, das er für einen Mord kassiert, belaufen sich seine Einnahmen aus diesem einen Auftrag auf zehn bis zwölf Millionen.« Feeney kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Wenn er in diesem Tempo weitermacht, ist er in zirka einer Woche durch. Dann hätte er in kürzester Zeit eine hübsche Menge Klimpergeld verdient.«
»Ja, es sieht nicht so aus, als hätte er vorher schon mal so viele Leute innerhalb so kurzer Zeit erledigt«, bestätigte ihm Eve.
»Vielleicht hat er ja die Absicht, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen, oder hat zumindest einen langen Urlaub irgendwo geplant. Er könnte sich problemlos ein neues Gesicht verpassen lassen und sich danach irgendwo ein schönes Leben machen.«
»Urlaub.« Eve betrachtete Yosts Foto nachdenklich. »Er hat nie zuvor vier Morde in einer solchen räumlichen Nähe zueinander begangen und, soweit wir wissen, nie in ein und derselben Gegend, aber an verschiedenen Tagen und verschiedenen Plätzen miteinander zusammenhängende Anschläge verübt.«
Was mochte das bedeuten?, überlegte sie. »Er ist seit über fünfundzwanzig Jahren im Geschäft. Sieht das Morden als Beruf. Fünfundzwanzig, dreißig Jahre, und jetzt geht er in Rente. Könnte gut sein. Auf alle Fälle machen viele große Tiere nach Abschluss eines größeren Geschäfts erst mal gemütlich Urlaub. Sicher hat er bereits alles arrangiert. Schließlich ist er jemand, der immer alles sorgfältig plant.«
»Wo würde Roarke denn Urlaub machen?«
Stirnrunzelnd wandte sich Eve ihrer Assistentin zu. »Was meinen Sie damit?«
»Tja, das Täterprofil deutet darauf hin, dass er sich als erfolgreichen Geschäftsmann sieht, als Mensch mit einem erlesenen Geschmack. Er liebt schöne Dinge und kann sich von allem das Beste leisten. Der einzige Mensch, den ich sonst noch kenne, und der diese Kriterien erfüllt, ist nun einmal Roarke. Also, wenn er nach Abschluss eines wichtigen Geschäfts Urlaub machen würde, wo führe oder flöge er dann hin?«
»Guter Gedanke.« Eve nickte und überlegte. »Er besitzt so gut wie überall Häuser und Hotels. Wahrscheinlich würde er allein sein wollen, mit niemandem als ein paar Hausdroiden als Gesellschaft, damit er sich entspannen kann. Eine Großstadt käme deshalb wohl nicht in Frage. Dem Persönlichkeitsprofil zufolge scheint Yost ein echter Eigenbrötler zu sein. Er hat also wahrscheinlich irgendwo ein Haus mit einem guten Weinkeller und all dem Zubehör gemietet oder gekauft. Derartige Häuser gibt es jedoch wie Sand am Meer.«
Dann wich ihr Stirnrunzeln einem boshaften Lächeln. »Aber ich glaube, das ist eine gute Aufgabe fürs FBI. Wir kümmern uns währenddessen um die Musik. Er hat dieses Mozartstück gekannt. Hat es namentlich genannt und zusätzlich mitgesummt. Peabody, überprüfen Sie, wer alles teure Abonnements für das Symphonieorchester, das Ballett, die Oper und all die anderen schicken Sachen hat. Wir suchen einen Menschen, der ein Einzel-Abo hat. Er geht garantiert allein. McNab, Sie konzentrieren sich auf die Geschäfte, in denen es Klassik-Disketten zu kaufen gibt. Schließlich ist er Sammler, da hat er dieses Zeug zu Hause. Und er hat es sicher stets bar bezahlt.«
Passend dazu, dass ihre Gedanken endlich in Bewegung geraten waren, lief sie im Konferenzraum auf und ab. »Wir brauchen die Ergebnisse aus dem Labor. Am besten rufe ich den Sturschädel deshalb persönlich an. Ich will wissen, was die Spurensicherung aus dem Abfluss im Badezimmer herausgefischt hat. Er hat eindeutig geduscht, hat aber Talbots Gästeseife nicht benutzt. Unser anspruchsvoller Soziopath schleppt, wenn er bei der Arbeit ist, offensichtlich seine eigene Seife, eigenes Shampoo und ähnliche Sachen in seiner Aktentasche mit. Bestimmt keine Billigmarke, weshalb uns dieses Zeug ja eventuell weiterbringt. Feeney, kannst du die Spur des Drahts weiterverfolgen und mit den Vettern unseres Schmuckverkäufers reden, während ich Dickie in den Hintern trete?«
»Kein Problem.« Noch während er dies sagte, klingelte sein Handy, und er nahm das Gespräch entgegen.
»Lieutenant?«, versuchte McNab ihre Aufmerksamkeit zu wecken. »Ich habe mir Gedanken darüber
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