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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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drehte sich um und strich die blonden Haare an ihrem Hinterkopf auseinander. Und da war die größte Narbe, die Hester je gesehen hatte. Ein dicker weißer Hautwulst, mindestens sechs Zentimeter lang!
    »Oh Mann! Tut das weh?«
    »Nein, du Dummerchen. Es ist doch schon wieder gut.«
    »Ich meine, ob es wehtat, als du sie dir geholt hast?«
    »Ich weiß nicht. Das ist so lange her. Aber ich habe es gern, an meinem Hinterkopf etwas fühlen zu können.«
    »Echt toll«, stimmte Hester zu.
    Sam stieß Hester an. Jetzt kam die Kommunion. Hester schob sich aus der Bank und stellte sich in die Reihe. Ihre Familie folgte ihr. Während sie sich langsam auf den Pastor zuschoben, nahm Hester eine gewisse Unruhe unter den Gläubigen wahr. Der Mann vor ihr nahm die Hostie entgegen und wandte sich anschließend nach rechts, um in seine Bank zurückzukehren. Im selben Moment, als Pastor Marks Hester die Oblate in die Hand legte, hörte sie einen Schrei und bekam mit, wie der Mann seine bereits leicht angekaute Hostie in sein Taschentuch spuckte. Über seine Schulter sah er zu Hester und dem Pastor und schüttelte den Kopf, während seine Augen nass wurden und sich seine Miene verzog. Hinter ihm liefen einige Gemeindemitglieder zum Vorraum im Eingangsbereich, wo sich Trinkbrunnen befanden. Pastor Marks hob die Hostie an seine Nase und zuckte zusammen.
    Hesters Neugier erwachte. Sie biss ein winziges Stück ihrer Oblate ab. Im selben Moment zog sich ihr Magen zusammen und sie musste ein reflexartiges Würgen in ihrer Kehle bekämpfen. Das Brot besaß einen beißenden, widerlich ranzigen Geschmack nach verdorbenem Fett. Hester kratzte die aufgeweichten Krümel von ihrer Zunge, dennoch blieb der Geschmack. Der Pastor hielt die Hostienschale am ausgestreckten Arm weit von sich und eilte hinter die hölzerne Abtrennung und zur Kanzel hinauf. Eine stinkende Wolke stob hinter ihm auf und rollte in einer Welle auf die Bänke zu. Hester hörte die Gläubigen durcheinanderflüstern: »... ein Spuk!«
    »So etwas hatten wir schon mal – erinnern Sie sich an die Silberfischchen?«
    »Vor zehn Jahren ...«
    »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Man hat nie eine Erklärung dafür gefunden.«
    »Und es gab auch schon Schlimmeres, viel Schlimmeres«, sagte Sylvie Atwood, das älteste Mitglied der Gemeinde. »Etwas Furchtbares ist in der Krypta geschehen ...«
    Hester spürte, wie Sam seinen kräftigen Arm über ihre Schulter schob.
    »Ich habe gar nicht probieren können«, flüsterte er klagend in ihr Ohr.
    »Da hast du Glück gehabt, glaub mir.« Sie hob ihre Hand mit der Hostie ein wenig, damit er daran riechen konnte. Fast wurde ihr wieder schlecht von dem Gestank.
    Sam zuckte zurück, dann grinste er plötzlich. »Ob jetzt alle eine Lebensmittelvergiftung bekommen? Dann fällt die Kirche nächste Woche vielleicht aus!«
    Hesters Stiefmutter Nancy wandte sich leise an ihren Mann: »Brot kann natürlich hart werden oder schimmelig – aber doch nicht ranzig!«
    »Wahrscheinlich ist irgendwie Öl an die Hostien gekommen, und das ist schlecht geworden. Es wird ein Produktionsfehler sein. Aber dass die Leute jetzt von Spuk reden – mittelalterliche Idioten!«
    »Aber warum hat Pastor Marks es dann nicht schon gerochen, während er das Brot gesegnet hat?«, wandte Nancy ein.
    Hester entschuldigte sich und lief zu den Damentoiletten neben dem Vorraum, wo sie sich – ebenso wie einige andere Frauen – denMund ausspülte und die Hände wusch. Sie spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und ging dann zurück zum Kirchenschiff. Dabei versuchte sie sich zu erinnern, ob sie schon jemals ranziges Öl gekostet hatte. Diese Hostie hatte so ganz anders geschmeckt als jedes andere verdorbene Lebensmittel, das sie je im Mund gehabt hatte.
    Sie drückte sich durch die Menge, die sich inzwischen am Ende des Kirchenschiffs hinter den Bänken versammelt hatte, und hielt nach Sylvie Atwood Ausschau. Mrs. Atwood wusste mehr über den angeblichen Spuk in der Kirche als irgendjemand sonst, und in ihrem hohen Alter freute sie sich über jedes offene Ohr. Sie hatte Hester schon oft etwas darüber erzählen wollen, damals, als die Goodwins noch zu den regelmäßigen Kirchgängern gehörten. Aber Hester war zu jung gewesen, um sich dafür zu interessieren, und hatte sich lieber aus dem Staub gemacht und in der Kinderbetreuung mit ihrem kleinen Bruder gespielt.
    Mrs. Atwood stand bei Nancy und Sam. Früher einmal hatte sie in der Stadt etwas zu sagen gehabt. Fast ein

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