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syrenka

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Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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durch den Tod ‒, bereitete ihr Vergnügen.«
    »Geister also – meinst du Geister wie Linnie?«
    Needa nickte. »Ja, ich glaube, so nennt ihr sie. Und darüber hinaus hatte Noo´kas Vergnügen an dem Leid, das durch die gestohlene Seele des Kindes entstanden war. Denn die gestohlene Seele wurde zu einer Schuld, für die schon Generationen von Syrenkas Nachfahren immer und immer wieder zahlen mussten. Für Noo´kas war das ein unerwarteter Gewinn, den sie als ihren größten Erfolg wertete: eine Strafe, die sich auf köstliche Weise stets neu wiederholte. Sie glaubte, dieser Kreislauf aus Liebe, Geburt, Leid und Opfer würde niemals enden. Und sie dachte, Ezra sei auf immer ihr Spielzeug. Sie bedient sich seiner, sooft ihr danach ist – wenn die Flut hoch steht und er in seiner Höhle gefangen ist. Aber dann kamst du und hast versucht, diesen Kreislauf zu durchbrechen, indem du wichtige Dinge über deinen Fluch herausgefunden hast und Ezra durch dich noch einmal wahre Liebe erfuhr.«
    Sie passierten das Puppen-Kinderheim, und Hester erkannte, dass sie sich kurz vor dem Thronsaal befanden.
    »Ich habe überhaupt nichts herausgefunden«, entgegnete Hester. »Du musst mir helfen, Needa! Warum ist die Seele des Babys eine Schuld?«
    »Weil es wider die Natur ist, dass auf der Erde eine Seele ohneKörper existiert – wie dies bei der Seele des Kindes der Fall ist. Zudem ist das Leben für einen menschlichen Körper ohne Seele nicht möglich ...«
    Nun tauchte ein Stück voraus Weeku auf und schwamm ihnen entgegen.
    Needa fluchte unterdrückt in ihrer eigenen Sprache. »Du darfst ihr nichts davon sagen«, flüsterte sie Hester leise ins Ohr. »Mehr kann ich dir nicht verraten. Aber vergiss nicht: Solange die Seele des Kindes aus Selbstsucht festgehalten wird, wird immer eine Seele zu viel auf der Welt sein – und aus Syrenkas Familie wird dafür eine genommen werden.«
    »Aber ich verstehe das alles nicht«, protestierte Hester. Needa fasste sie fester um die Hüfte, um sie zum Schweigen zu bringen. Umgehend hielt Hester den Mund. Ein verficktes Rätsel!
    Gemeinsam mit Weeku schwammen sie weiter. Irgendetwas in Hesters Innerem wollte die Geschichte, die Needa begonnen hatte, nicht an sich heranlassen. Stattdessen versuchte Hester sich auf die Frage zu konzentrieren, wie sie sich befreien konnte. Aber es gelang ihr nicht.
    Das Doyle-Journal enthielt detaillierte und genaue Erkenntnisse über Sirenen. Und Syrenkas Geliebter hieß Ezra. Also war E. A. Doyle Ezra! Er war zwar schon vor Generationen gestorben, diente Noo´kas aber immer noch als Spielzeug – bis Hester plötzlich aufgetaucht war und seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. E. A. Doyles Grabstein war umgestürzt worden, genau wie der von Linnie. Hester bezweifelte jetzt nicht mehr, dass Linnie eifersüchtig war und ihr damit eine Nachricht hatte zukommen lassen. Warum bist du lieber mit Ezra zusammen als mit mir?
    Hester spürte einen Schwall warmer Tränen aus ihren Augen quellen, der von dem kalten Meerwasser davongewaschen wurde. Sie atmete Wasser ein und spürte mit einem Mal, wie das Salz in ihrem Hals brannte. Ezra, ihr geliebter Ezra, war – wie Linnie – ein Geist!
    Ezra .
    Nachdem dieser Gedanke einmal in ihrem Hirn angekommen war, konnte sie ihn nicht mehr auslöschen. Mit Absicht hatte sie über alles hinweggesehen, was ungewöhnlich an ihm war: dass sie sich immer nur am Strand oder in der Höhle begegnet waren; dass seine maßgeschneiderte Kleidung immer makellos sauber gewesen war; seine altmodische Sprache und die überholten Anspielungen; dass ihm offenbar niemals kalt war und dass sie ihn nie mit einem anderen Menschen hatte sprechen sehen. Pastor McKee hatte gesagt, dass niemand außer Hester Linnie sehen oder hören konnte. Wenn sie ehrlich war – traf dasselbe nicht auch auf Ezra zu? Hester erinnerte sich an das Paar, das am Strand an ihm vorbeigelaufen war, der Sportler und seine Freundin. Beide hatten ziemlich verwirrt dreingesehen, als Hester in Ezras Richtung gedeutet hatte. Und sie erinnerte sich daran, wie er am Nationalfeiertag völlig unbemerkt in einem Meer von Menschen gestanden hatte.
    Aber was war mit Joey Grimani? Er hatte Ezras Stimme am ersten Abend in der Höhle doch gehört, oder etwa nicht? Hester spielte das Zusammentreffen in Gedanken noch einmal durch. »Du spinnst!«, hatte Joey ihr an den Kopf geworfen, bevor sie ihn aus der Höhle gestoßen hatte. Und jetzt erst fiel ihr auf, dass er niemals Ezra direkt

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