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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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ich kann dich nicht einfach so ausliefern. Sie behandelt dich unfair, aus reiner Eifersucht. Ich schulde meiner geliebten Schwester diesen Dienst.« Sie beruhigte sich wieder, schwamm zu Hester und reichte ihr die Hände. Hester ergriff sie, und Needa drehte Hesters rechte Hand nach oben.
    »Sieh in deine Handfläche. Sieh ganz genau hin!«
    Hester gab sich alle Mühe. »Das ist doch nur meine Hand ...«
    »Was siehst du?«
    »Falten – ich sehe Linien und Falten.«
    »Schau noch mal genau, dort!« Needa berührte die Stelle sanft mit ihrer Fingerspitze.
    Hesters Hand schmerzte. Sie gab sich Mühe, genau hinzusehen. Ihr Blick war verschwommen, dennoch merkte sie jetzt, dasssich aus ein paar kleineren, feineren Fältchen krakelige Buchstaben zu bilden begannen. »Peter«, sagte sie im nächsten Moment. Sie blickte Needa an. »Woher kennst du seinen Namen?« Sie ballte die Hand zur Faust, öffnete und schloss sie wieder und öffnete sie erneut. Die Buchstaben waren immer noch da. »Wie kommst du darauf?«
    »Du hast diesen Namen im Schlaf ausgesprochen.«
    »Während ich bewusstlos war«, verbesserte Hester.
    »Ich habe eure Sprache nie so gut gelernt wie Syrenka.« Needa lächelte. »Solange du dich in Noo´kas´ Reich aufhältst, musst du wachsam sein. Versuche dich immer daran zu erinnern, woher du kommst. Und wenn dir das nicht gelingt, dann sieh in deine Handfläche und rufe es dir ins Gedächtnis. Sie will, dass du alles vergisst – deine Familie, deine Freunde, wer du bist. Und sie will, dass du niemals von deiner wirklich Verbindung zu Syrenka erfährst.«
    »Wer ist diese Syrenka überhaupt?«
    »Syrenka war eine von uns. Sie war meine liebste Schwester. Sie wurde eine Sterbliche, um mit ihrem Geliebten zusammen sein zu können. Eine Weile waren sie miteinander verheiratet und glücklich – aber dann geschah das Unheil. Er wurde getötet und Syrenka – voller Liebe und dickköpfig, wie sie stets war – wollte um jeden Preis einen Teil von ihm retten. Das war ein Fehler. Sie tat etwas Schreckliches und sehr Unüberlegtes: Durch die Seele eines Säuglings band sie seine Gefühle an die Erde. Dazu brauchte sie Noo´kas´ Hilfe. Aber Noo´kas war eifersüchtig. Sie war immer eifersüchtig auf Syrenka gewesen. Syrenka war klug, stark und eigensinnig und niemals so gehorsam gewesen, wie sie hätte sein sollen. Wenn Noo´kas gnädig gewesen wäre, hätte sieihre Hilfe verweigert – denn sie wusste, was die arme Syrenka erkennen würde, sobald die Tat vollzogen war. Aber sie wies Syrenkas Bitte nicht zurück, weil sie selbstsüchtig das, was von Ezra verblieben war, für sich haben wollte. Und weil sie Syrenka strafen wollte.«
    »Ezra?«, warf Hester ein. Der Name von Syrenkas Ehemann hatte sie aufhorchen lassen. »Ich kenne auch einen Ezra.«
    »Ich weiß. Erzähle mir von deinem Ezra, Hester.«
    »Der Ezra, den ich kenne ... ist wundervoll«, sagte sie und ihre Wangen begannen zu glühen. Und dann spürte sie den Stachel der Sehnsucht, und mit einem Mal erinnerte sie sich so gut an ihn, als stünde er unmittelbar vor ihr. »Einerseits kenne ich ihn genauso gut wie mich selbst. Und auf der anderen Seite weiß ich überhaupt nicht, wer er wirklich ist.«
    »Denk nach, Hester, ich flehe dich an. Erinnere dich an deine Vergangenheit! Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich werde sie dir auf dem Weg erzählen. Wir müssen jetzt aufbrechen, sonst wird Noo´kas uns bestrafen. Kannst du stehen?«
    Hester versuchte sich hinzustellen, aber trotz der Balance, die ihr erhalten geblieben war, gelang es ihr nicht. »Alles ist taub und prickelt. Needa – ich habe Angst, meine Beine zu verlieren!«
    Needa legte ihren Arm um Hesters Hüfte. »Das ist ein Zeichen, dass du dich noch immer mit dem Land verbunden fühlst. Hör gut zu, Hester. Sobald du das Meer verlässt, wird der Zauber gebrochen und du wirst deine Beine behalten. Noo´kas wird dich nicht gehen lassen wollen, du wirst es also schlau anstellen müssen und du musst fest entschlossen sein. Wenn du dich erst für das Land anstelle des Meeres entschieden hast, kann ich dir nicht mehr weiterhelfen.«
    Während sie schwammen, erklärte Needa Hester, dass Noo´kas Syrenkas Zauber absichtlich missbraucht hatte, indem sie die Gefühle weiterer Sterblicher gebunden hatte, die ebenfalls in jener schrecklichen Nacht umgekommen waren.
    »Die Vorstellung, dass sie auf ewig würden leiden müssen – als Gefangene der Erde, nicht wirklich am Leben und nicht erlöst

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