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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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geantwortet hatte, sondern immer nur auf ihre eigene Wahrnehmung einer Stimme reagiert hatte.
    Und selbst Ezra war erstaunt gewesen, als sie ihn angesprochen hatte. »Mit wem sprechen Sie?«, hatte er gesagt. Sie hatte diese Frage für reichlich seltsam gehalten, aber sobald sie ihn näher kennengelernt hatte, hatte sie sie verdrängt. Nun überlegte sie, dass sie wohl die erste Person seit Generationen war, die mit ihm sprechen konnte. Der erste Mensch, der ihn berührt und liebevoll umarmt hatte. Wenn dem so war – Himmel! –, wie einsam musste er bis dahin gewesen sein? Wie konnte jemand, der so sensibel war, diese Entbehrung ertragen? Mit einem Mal konnte Hester wieder kritisch denken. Der lähmende Effekt von Noo´kas´ Unterwasser-Zauber begann nachzulassen.
    Die Schätze begannen sich vor ihnen aufzutürmen. Hester kniff die Lippen zusammen und stellte sich darauf ein, Noo´kas gegenüberzutreten.
    Ihr Intellekt verteidigte sich mit aller Macht: Wie hätte sie die warnenden Anzeichen an Ezra auch nicht übersehen sollen? Es war eine nachvollziehbare Schutzreaktion! Ezra war wie für Hester gemacht. Er war intelligent, er war anders als alle anderen und stilvoll, und er durchschaute sie – bis in die Tiefe ihres Herzens. Durch seinen schief stehenden Zahn und mit seinen Wortspielen hatte er sie verrückt gemacht und sie zugleich für sich gewonnen. Er hatte mit ihr gestritten, er hatte sie glücklich gemacht, er hatte sie mit Begehren erfüllt. Ihre Verbindung zueinander war etwas, das sie beide gespürt hatten, eigentlich vom ersten Augenblick an. Sie überwand Zeit und Raum. Er habe auf sie gewartet, hatte Ezra einmal gesagt, und nun wusste Hester, dass er dies wörtlich gemeint hatte. Sie wusste jetzt, dass sie durch Syrenka auf geheimnisvolle Weise untrennbar mit ihm verbunden war.
    Dieser Erkenntnis folgte rasch eine weitere, allerdings eine unangenehmere: Während all der Zeit, in der Ezra gewartet hatte, hatte er Noo´kas ertragen müssen. Er war am Strand in einer Höhle, die sich alle zwölfeinhalb Stunden mit Wasser füllte, gefangen gewesen und dieser Hexe und ihren Launen ausgeliefert; gefangen bis in alle Ewigkeit, ohne selbst Einfluss darauf nehmen zu können, was mit ihm geschah. Was hatte die selbstsüchtige, grausame Noo´kas ihm angetan? Vor Wut hätte Hester in Ezras Namen schreien können. Und genau in diesem Moment, in dem sie so verwirrt war, sah sie sich wieder der Königin der Meere gegenüber.

Vor Noo´kas angekommen, stellten Needa und Weeku Hester auf ihre tauben Füße. Wie eine gigantische Nacktschnecke saß die Hexe auf ihrem Thron. Über und unter den Armlehnen quoll ihr Fleisch hervor, und die kleinen Fische, die sie in einem fort beknabberten, umschwärmten sie wie eine bewegliche Wolke. Needa und Weeku knicksten, bevor sie sich in die Gruppe der Dienerinnen einreihten, was Hester daran erinnerte, dass sie sich verbeugen musste.
    »Ah, Semiramis«, begann Noo´kas offensichtlich erfreut. »Danke, dass du gekommen bist. Bevor du dich verwandelst, wollte ich unbedingt noch einmal deine Beine sehen.«
    Hester wollte antworten, dass sie nicht ganz freiwillig hier war. In diesem Moment aber fühlte sie sich von einem warmen Wasserschwall umspült – einer Strömung, die jede Faser ihres Körpers durchdrang, ihren Widerstand brach und sie einlullte. Sie fühlte, wie ihr Selbstvertrauen ins Wanken geriet und der Nebel des Vergessens sich breitmachte.
    »Bitte nenn mich nicht Semiramis«, antwortete sie schüchtern. »Ich heiße Hester.« Sie sah zu Needa, die mit absichtlich leerer Miene Noo´kas anblickte.
    »Aber Semiramis passt so gut zu dir – wo du doch nun dem Meer angehörst.«
    Die Dienerinnen begrüßten ihre neue Gefährtin mit begeisterten Klick-Lauten.
    Gerade noch hatte Hester vor Wut gekocht. Aber was war es denn eigentlich, worüber sie sich so geärgert hatte? Es war ihr entfallen, und Hester fühlte, wie sich erste zarte Fäden eines Kokons der Zugehörigkeit um sie zu weben begannen.
    »Wir begehren dich«, sagte Noo´kas.
    »Wir lieben dich«, stimmten die Dienerinnen zu.
    »Bleib bei mir.«
    »Du gehörst zu uns.«
    Noo´kas lächelte breit. Hester merkte, dass sie das Lächeln erwiderte. Und dann fiel ihr Blick auf Noo´kas´ Zähne. Sie waren ebenso spitz wie die von Needa, allerdings wesentlich gelblicher. Hester starrte die Hexe wie gebannt an, bis sie merkte, dass es noch einen Unterschied gab: Noo´kas besaß mehrere Reihen von Zähnen – wie ein

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