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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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gestern Abend getragen hatte, waren auf den Tank der Yamaha geschnallt, der so aussah, als würde er sich ducken, um dann zwischen den Oberschenkeln des Fahrers hervorzuspringen. Eine frappierende Vorstellung, schließlich würde sich Fiona gleich auf das Motorrad schwingen.
    »Voytek ist hier, soll im Pinguin basteln.«
    Als sie Voyteks Stimme hörten, drehten sie sich um. Er kam über den verlassenen Motorradhof auf sie zugelaufen. In den Händen trug er je einen schwarzen Pelican-Behälter, und im Unterschied zu der Wanzensuchausrüstung sahen diese schwer aus.
    »›Am‹«, korrigierte Fiona, »›am Pinguin herumbasteln.«‹
    »›I pity the poor immigrants Sie aber nicht. Ist Bob Dylan. «
    »Warum machen Sie sich überhaupt die Mühe?«, wollte Fiona wissen. »Der in Paris war völlig in Ordnung, und den hier haben wir gerade mit dem iPhone verlinkt.«
    »Befehl von Wilson. Kommissar von allem.«
    Er rauschte an ihnen vorbei, verschwand im Vegaswürfel und schloss die Tür hinter sich.
    »Gibt es noch einen anderen Helm?«, fragte Milgrim und betrachtete misstrauisch Mrs. Bennys schwarzen, der auf dem Beifahrersitz der Yamaha lag.
    »Tut mir leid«, sagte Fiona, »nein. Und ich muss den Kinnriemen anpassen. Mir wurde ein Vortrag über Sicherheit im Straßenverkehr gehalten.«
    »Tatsächlich?«
    »Wilson.« Sie setzte Milgrim den Helm auf und stellte geschickt den Kinnriemen ein. Der Geruch nach Haarspray schien sogar noch stärker geworden zu sein, als hätte Mrs. Benny den Helm inzwischen getragen. Milgrim fragte sich, ob er vielleicht eine Alletgie entwickelte.
    Fiona zog Handschuhe an und schwang sich auf die blitzsaubere Yamaha. Milgrim stieg hinter sie, während der Motor aufjaulte. Sie schob das Motorrad über den Hof, und dann schien es ein Eigenleben zu entwickeln - ganz offensichtlich handelte es sich um ein anderes Kaliber als Fionas große graue Maschine. Nach einer verschlungenen Fahrt durch die Straßen von Southwark, vermutlich, um mögliche Verfolger abzuschütteln, ging es blitzschnell nach Blackfriars hinüber. Fiona schaltete zwischen den Gängen hin und her, und die rotweißen Leitplanken rasten an ihnen vorbei. Bis sie das andere Ufer erreicht hatten, wusste er nicht mehr, wo Norden und Süden war, und als sie schließlich anhielten, war er völlig überrascht.
    Er machte sich an dem Kinnriemen zu schaffen, zog so schnell wie möglich Mrs. Bennys Helm vom Kopf und blickte zu den ihm unbekannten Gebäuden hoch. »Wo sind wir?«
    ^Cabinet. Auf der Rückseite.«
    Sie befanden sich in einer gepflasterten Garteneinfahrt im Schatten einer Steinmauer. Als Fiona abstieg, war Milgrim, wie immer, von ihrer Geschmeidigkeit fasziniert. Wenn er von dem Motorrad kletterte, wirkte das nicht im Geringsten anmutig. Er sah zu, wie sie eine schlangenartige Ankerkette aus dem Gepäckkoffer nahm und die Yamaha abschloss.
    Dann folgte er ihr über das ebenmäßige Pflaster zu einer porte cochère. Nadelstreifen wartete bereits hinter einer äußerst modernen Glastür auf sie. Er ließ sie ein, ohne dass Fiona hätte klingeln müssen.
    »Hier entlang, bitte«, sagte er und führte sie zu einer Fahrstuhltür aus gebürstetem Edelstahl. Milgrim stellte fest, dass er in dem gepolsterten Anzug das Gefühl hatte, größer zu sein als sonst. Im Fahrstuhl schien er mehr Raum einzunehmen. Er straffte die Schultern und hielt sich Mrs. Bennys Helm mit einer gewissen Förmlichkeit vor die Brust.
    »Folgen Sie mir, bitte.« Nadelstreifen führte sie durch mehrere selbstschließende, äußerst schwere Türen. Dunkelgrüne Wände, kurze Korridore, schwermütige Aquarelllandschaften in verschnörkelten Goldrahmen. Bis sie zu einer Tür kamen, die in einem noch dunkleren Grün gestrichen war als die Wände, fast schwarz. Eine große kursive »4« aus Messing war mit zwei Messingschrauben daran befestigt. Nadelstreifen bediente sich eines Messingtürklopfers: eine Frauenhand, die eine abgeflachte Messingkugel hielt. Er klopfte einmal respektvoll.
    »Ja?« Hollis Stimme.
    »Robert, Miss Henry. Sie sind da.«
    Milgrim hörte eine Kette rasseln. Hollis öffnete die Tür. »Hallo Milgrim, Fiona. Kommen Sie rein. Vielen Dank, Robert.«
    »Sehr gerne, Miss Henry. Gute Nacht.«
    Sie traten ein, wobei Fionas bloße Hand die seine streifte.
    Milgrim blinzelte. Hinter ihnen legte Hollis die Kette wieder vor. Ein Hotelzimmer wie dieses hatte et noch nie gesehen, und Hollis war nicht allein darin. Auf dem Bett (einem wirklich seltsamen

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