Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
Richtung City. Milgrim drehte sich auf seinem Sitz um und schaute zu Fiona hinüber, die auf der Yamaha saß; ihre vom Helm verwuschelten Haare standen wie ein Löwenzahn ab.
    »Was ist passiert?«, fragte Winnie.
    »Gracie und Laubfrosch haben jemanden entführt, der für Bigend arbeitet ... «
    »›Entführt‹? Das hat für mich eine sehr spezifische Bedeutung. Das ist ein Verbrechen! Wen denn?«
    »Shombo. Chombo, meine ich. Er arbeitet für Bigend. Sie sind bei dem Mann, bei dem Chombo wohnt, eingedrungen, haben ihn geschlagen, seine Familie bedroht und Chombo mitgenommen.«
    »Und das haben Sie mir nicht gesagt?«
    »Dafür hatte ich keine Zeit«, sagte Milgrim, was in gewisser Hinsicht sogar der Wahrheit entsprach. »Und einen Großteil davon musste ich mir selbst zusammenreimen.«
    »Wer ist Chombo?«
    »Er scheint Dinge zu recherchieren, im Zusammenhang mit einem von Bigends Projekten. Bigend möchte ihn zurückhaben.« »Lösegeldforderungen?« »Ich.« »Sie was?«
    »Ich bin das Lösegeld. Das hat mir Fiona gesagt. Sie ist dahintergekommen, nachdem Garreth ihr erklärt hat, was sie tun soll.« »Und weitet?«
    »Sie geben ihnen stattdessen jemand anderen. Ajay. Eine Maskenbildnerin sorgt dafür, dass er mir möglichst ähnlich sieht. Ich glaube, er war Soldat. Oder etwas in der Art.«
    Winnie stieß einen Pfiff aus und schüttelte den Kopf. »Heilige Scheiße«, sagte sie.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Was soll Fiona denn für Garreth tun? Wissen Sie das?« »Sie soll eine Videodrohne steuern. Wenn es so weit ist.« »Wenn was so weit ist?«
    »Keine Ahnung. Wenn sie Chombo zurückholen.«
    Winnie musterte ihn mit gerunzelter Stirn, trommelte mit den Fingern einer Hand auf ihr Knie, wandte den Blick ab und sah ihn dann erneut an. »Gott sei Dank habe ich Urlaub bekommen.«
    »Es tut mir leid, dass ich Ihnen das alles nicht früher erzählt habe.«
    »Garreth«, sagte sie.
    »Garreth?«
    »Sie sorgen dafür, dass ich mit ihm sprechen kann. So bald wie möglich. Heute Abend.«
    Milgrim betrachtete den heiligen Christophorus. »Ich kann es versuchen. Aber ...«
    »Aber was?«
    »Er darf nicht dabei sein.« Er deutete auf den pensionierten Scotland-Yard-Detective, behielt aber die Hand unterhalb des Armaturenbretts.
    »Am Telefon. Und nicht mein Telefon. Er hat bestimmt eine Wegwerfnummer. Besorgen Sie mir die.«
    »Warum möchten Sie mit ihm reden? Er wird mich das fragen.«
    »Er bereitet etwas vor. Für Gracie. Ich möchte nicht wissen, was es ist. Auf keinen Fall. Mit der Entführung hat sich alles grundlegend verändert.«
    »Warum?«
    »Gracie scheint sich hier drüben ein bisschen gehen zu lassen. Ein richtiges Abenteuer für Männer in der Midlife-Crisis. Eine Entführung! So wie sich manch anderer ein rotes Cabrio kauft. Geschäftsleute in seiner Position können sich das eigentlich nicht leisten. Aber auf der Schule lernt man so etwas ja nicht. Also weiß er das auch nicht.«
    »Was soll ich zu Garreth sagen?«
    »Sagen Sie ihm, dass es nicht lange dauern wird. Er muss mir rein gar nichts verraten und auch nichts zugeben oder mich mit Informationen versorgen. Das Gespräch wird nicht aufgezeichnet. Er kann eine Stimmverzerrungssoftware verwenden, was er auch tun wird, es sei denn, er ist wirklich ein Amateur, und dann werden Sie alle mit großer Wahrscheinlichkeit bald die unangenehme Bekanntschaft mit Mike machen, und ich werde nichts dagegen unternehmen können. Sagen Sie ihm, dass ich ein Osterei für ihn habe. Das aber nicht mir gehört, in keinster Weise. Es hat nichts mit mir zu tun.«
    »Warum sollte er Ihnen glauben?«
    »Kontext. Wenn er gut ist, findet er heraus, wer ich bin, und dann weiß er auch, woher ich komme. Allerdings weiß er dann immer noch nicht, dass ich mit Gracie abrechnen möchte. Das müssen Sie übernehmen. Er muss wissen, dass mir persönlich an der Sache gelegen ist.« Sie lächelte, auf eine Art und Weise, die Milgrim nicht gefiel. »Vielleicht ist das mein Abenteuer, um die Midlife-Crisis zu überwinden.«
    »Okay«, sagte Milgrim, obwohl er nicht das Gefühl hatte, dass es okay war.
    »Aber eins müssen Sie mir noch erklären.« »Was denn?«
    »Wenn diese Kerle es auf Sie abgesehen haben, warum werden Sie dann von einer jungen Frau auf einem Motorrad durch die Gegend kutschiert? Warum sind Sie nicht irgendwo eingesperrt, wo man Sie im Auge behalten kann?«
    »Weil Bigend fast niemanden mehr hat, dem er vertrauen kann.«
    »Da sitzt er ja ganz schön in der

Weitere Kostenlose Bücher