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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Blick auf den Bildschirm seines Laptops gerichtet, während sein Zeigefinger über Tasten und Mousepad glitt. Er hatte sich wieder in die Darknets begeben und kommunizierte mit dem Alten oder irgendwelchen Dritten. Auf Garreths Darknets schien es keine Werbung zu geben und vergleichsweise wenig Farbe, was aber auch daran liegen konnte, dass er fast nur Dateien las.
    In diesem Moment erschien die Farbaufnahme einer Frau - eine Chinesin Mitte dreißig, Mittelscheitel, das Gesicht ausdruckslos, wie das Foto in einem biometrischen Reisepass. Garreth beugte sich ein wenig vor und schrieb etwas in sein Notizbuch. »Das würde mir nicht weiterhelfen«, sagte er. »Da habe ich bereits bessere Nummern.« Dann schwieg er wieder, hörte zu, öffnete Fenster auf seinem Desktop und machte sich Notizen. »Nein. Das habe ich. Ich glaube nicht, dass Sie mir helfen können. Was schade ist, so hilfsbereit, wie Sie sind. Aber ich brauchte wirklich schwerere Geschütze. Etwas Massives, wenn ich ehrlich bin. Die Ware wird vor Ort sein. Und den Aufwand allemal wert.« Er hörte wieder zu. »Ja. Klar. Gerne. Gute Nacht.« Er berührte seine Tastatur, und die Fotografie verschwand. Dann sah er Hollis an. »Das war vielleicht seltsam.«
    »War sie das, auf dem Bild?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Was wollte sie denn?«
    »Sie hat mir etwas angeboten. Was ich wirklich haben will, hat sie nicht, aber sie kann es vielleicht besorgen.« »Du willst es mir nicht verraten?«
    »Nur weil es im Moment für dich sicherer ist, wenn du es nicht weißt.« Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Weißt du, was du mitnehmen würdest, falls du für immer fortgehen müsstest? Nicht mehr, als du tragen kannst, wenn du schnell laufen musst?«
    »Für immer?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber es ist besser anzunehmen, dass du nicht mehr hierher zurückkommst.«
    »Nicht die Belegexemplare.« Sie deutete auf die Kartons.
    »Nein. Aber im Ernst. Pack zusammen!«
    »Ohne dich gehe ich nirgendwohin.«
    »Das wirst du auch nicht. Aber bitte, pack jetzt.«
    »Ist das zu groß?« Sie deutete auf ihren Rollkoffer.
    »Perfekt. Aber mach ihn nicht zu schwer.«
    »Hat das mit dem zu tun, was sie dir gesagt hat?«
    »Nein«, sagte er, »ich bezweifle nur, dass uns noch viel Zeit bleibt. Pack zusammen!«
    Sie hob den leeren Rollkoffer auf einen Sessel, öffnete ihn und suchte ihre Habseligkeiten aus den Fächern im Schrank zusammen. Legte die Jerseyröhre der Hounds-Designerin dazu. Ging ins Badezimmer und nahm ihre Sachen von der Ablage.
    »Wie geht es Frank?«, fragte sie, als sie wieder ins Zimmer trat.
    »Er beschwert sich, aber daran wird er sich gewöhnen müssen.«
    Ihr Blick fiel auf die Blue-Ant-Figurine auf dem Nachttisch, und sie griff danach. Du kommst mit, dachte sie zu ihrer eigenen Überraschung und trug sie, zusammen mit den Fläschchen und Tuben, zu dem Rollkoffer hinüber. »Brauchst du nach der Nerven-OP keine Nachsorgeuntersuchung?«
    »Eine Frau in der Harley Street macht das«, sagte er, »sobald wie möglich.«
    »Und wie bald ist das?«
    »Wenn das alles hier vorbei ist.« Ein Telefon klingelte. Eine weitere Spielart von »Old Phone«. Nicht ihr Handy. Er zog eins aus der Tasche und warf einen Blick darauf. Nach dem dritten Klingeln nahm er ab. »Ja? Von jetzt an? Wo? Nein? Das ist essentiell.« Er drückte auf eine Taste.
    »Wer?«
    »Big End.«
    »Worum ging's?«
    »Es geht los. In 90 Minuten.«
    »Was ist essentiell?«
    »Wir wissen nicht, wo. Aber das ist entscheidend. Es muss im Freien passieren. Wo uns niemand stört. Bist du fertig?« »Im Großen und Ganzen ja.«
    »Zieh dir einen Pullover an! Der Lieferwagen ist hinten nicht geheizt.« Er holte ein zweites Handy hervor. »Ich schreibe den anderen«, sagte er und tippte eine Nachricht. Das Telefon piepte.
    Sie ließ den Blick durch Nr. 4 schweifen. Die Insektentapete, die Regale mit den Büsten und Köpfen. Würde sie das jemals wieder^ sehen? »Nimmst du das Elektromobil?«
    »Nur bis zur Tür«, sagte er und erhob sich mithilfe des Stocks vom Bett. »Jetzt ist Frank gefragt.« Er verzog das Gesicht.
    Sie hatte sich gerade den Pullover übergezogen. »Alles in Ordnung?«
    »Erstaunlicherweise ja«, sagte er. »Sei so lieb und hol das hässliche T-Shirt aus dem Nachttisch. Und das andere Päckchen, das kleinere.«
    »Was ist da drin?«
    »Nur eine Kleinigkeit. Abet sie wird jemandem ganz schön die Laune verderben. Beeil dich! Der veganische Lieferservice wartet auf uns.«
    »Verdammte Scheiße,

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