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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Sie, dass sie mit uns reden wird?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. »Aber wir können es zumindest versuchen.«
    »Was interessiert die Leute so daran? Bigend zum Beispiel?«
    »Er denkt, jemand kopiert seine merkwürdigen Marketingstrategien«, sagte sie, »und verfeinert sie.«
    »Und Sie glauben, die Leute wollen diese Marke, weil sie sie nicht haben können?«
    »Teilweise, ja.«
    »Drogen sind deshalb so wertvoll, weil man gegen das Gesetz verstößt, wenn man sie sich beschafft«, sagte Milgrim.
    »Ich dachte, ihr Wert bestünde in ihrer Wirkung.«
    »Die Wirkung wird vorausgesetzt«, sagte Milgrim, »aber der Marktwert beruht allein darauf, dass sie verboten sind. Die Herstellungskosten sind meist äußerst gering. So funktioniert das ganze System. Drogen wirken, die Leute brauchen sie, aber sie sind verboten.«
    »Wie sind Sie da nur wieder rausgekommen, Milgrim?«
    »Sie haben mein Blut ausgetauscht. Es komplett erneuert. Und dabei die Dosis verringert. Außerdem wurde ein paradoxer Antagonist eingesetzt.«
    »Was ist das?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Milgrim. »Eine andere Droge. Und Verhaltenstherapie.«
    »Klingt furchtbar«, sagte sie.
    »Die Therapie hat mir gefallen«, sagte Milgrim. Er spürte den Pass auf seiner Brust, der sicher in seinem Faraday-Beutel verstaut war.
    Plötzlich war durch die Fenster des Eisenbahnwaggons eine verregnete französische Landschaft zu sehen, die draußen vorbeiraste, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.

21. Minus eins
    »Laubgrün«, hörte sie Milgrim tonlos sagen, während sie den Fahrer mit Euros bezahlte, die sie aus einem Geldautomaten am Gare du Nord geholt hatte.
    Sie drehte sich um. »Was?«
    Er war halb aus dem Taxi gestiegen, wobei er seine Tasche fest umklammert hielt. »Aus dem Kaufhaus an der Oxford Street«, sagte er. »Laubgrüne Hosen. Derselbe Mann ist da gerade reingegangen. Wohin wir auch wollen.« Das aufmerksame, nervöse Ding war jetzt ganz da, der leicht verwirrte Halbrekonvaleszent völlig verschwunden. Er sah aus, als würde er eine Fährte aufnehmen.
    »Behalten Sie das Wechselgeld«, sagte sie zu dem Fahrer, scheuchte Milgrim aus dem Weg und zog ihren Rollkoffer hinter sich auf den Bürgersteig. Dann warf sie die Tür zu, und das Taxi fuhr davon. »Sind Sie sicher?«
    »Jemand beobachtet uns.«
    »Bigend?«
    »Keine Ahnung. Gehen Sie vor!« »Und Sie?«
    »Ich werde schon sehen.« »Sind Sie sicher?«
    »Bitte leihen Sie mir Ihren Computer.«
    Hollis bückte sich, zog den Reißverschluss an der Seite ihres Koffers auf und holte ihren Mac heraus. Er klemmte ihn sich unter den Arm. Dabei bemerkte sie, dass er plötzlich wieder wie ein etwas unsicherer, aber doch freundlicher Mann wirkte. Er tarnt sich, dachte sie und fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
    »Gehen Sie schon vor«, sagte er, »bitte.«
    »Euros«, sagte sie und reichte ihm ein paar Scheine.
    Dann drehte sie sich um und rollte ihren Koffer über den Asphalt, hinein in die Menschenmenge vor dem Eingang des Gebäudekomplexes. Bildete Milgrim sich alles nur ein? Möglich; andererseits neigte Bigend dazu, die Aufmerksamkeit von Leuten auf sich zu ziehen, denen man besser aus dem Weg ging, um wiederum sämtliche Verfolger, die auftauchen mochten, seinerseits verfolgen zu lassen. Und genau das wollte Milgrim nun tun. Sie drehte sich um, doch er war bereits verschwunden.
    Bei einer jungen Japanerin, die sie bat, ihren Koffer abzugeben, bezahlte sie eine Eintrittsgebühr von fünf Euro.
    Eine Reihe von Torbögen ging in einen gepflasterten Innenhof über. Junge Frauen rauchten dort Zigaretten, was gleichzeitig völlig natürlich und äußerst attraktiv aussah.
    Der Salon du Vintage selbst fand in einem sanierten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert statt, zu dem der Innenhof gehörte und das die Vorstellung von Modernität eines früheren Jahrhunderts nahtlos seiner Substanz einverleibt hatte.
    Jeder zweite oder dritte Besucher in ihrem Blickfeld kam aus Japan, und ein Großteil davon bewegte sich in dieselbe Richtung. Sie schloss sich ihnen an und stieg eine minimalistische Treppe aus hellem skandinavischen Holz hinauf. Oben angekommen betrat sie den ersten von zwei sehr großen Räumen, wo über mit Bedacht angeordneten Kleiderständern, Glastischen und Stilmöbeln Kronleuchter funkelten.
    In diesem Jahr war der Salon du Vintage den Achtzigern gewidmet, was sie gegoogelt hatte. Sie fand es immer sonderbar, eine Zeit, die sie selbst erlebt hatte, wie eine weit

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