Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Schule gelernt hätte, würde ich jetzt von meinen Renten leben können ... Zu spät hab' ich erfahren, daß man frühmorgens stromaufwärts gehen müsse, um sein Schäfchen vor den anderen ins trockene zu bringen. Kurz, man hat mir bei meiner Geburt ein Los geworfen. Wir drei, wir werden aber vielleicht schlauer sein als diese Otter.«
»Und wie das, alter Geisterbanner?«
»Ach, Teufel, wir sind so dumm, wir Bauern, daß wir schließlich die Tiere verstehen! Seht, so wollen wir's machen. Wenn die Otter in ihren Bau zurück will, werden wir sie hier erschrecken, Sie sollen sie da unten erschrecken; von uns erschreckt, von Ihnen erschreckt, wird sie sich ans Ufer retten; wenn sie den Landweg einschlägt, ist sie verloren. Sowas kann nicht laufen; das ist mit seinen Gänsefüßen zum Schwimmen gemacht. Oh, das wird Sie unterhalten, das ist eine richtige Karambolage: man fischt und jagt zu gleicher Zeit!... Der General, bei dem Sie in Les Aigues sind, ist drei Tage hintereinander hierhergekommen, so gut hat er sich dabei unterhalten!«
Blondet ward mit einem von dem Alten abgebrochenen Zweige bewaffnet, dessen er sich, wie jener sagte, bedienen sollte, um nach seinem Befehle das Wasser zu peitschen, und stellte sich, von Stein zu Stein springend, mitten in der Avonne auf.
»Da; ja, mein lieber Herr!«
Blondet blieb dort, ohne zu merken, wie die Zeit dahinflog, denn von Augenblick zu Augenblick ließ ihn eine Geste des Alten auf einen glücklichen Ausgang hoffen; im übrigen läßt aber auch nichts die Zeit schneller vergehn wie die Erwartung der lebhaften Handlung, die dem tiefen Schweigen des Auf-dem-Anstand-stehens auf dem Fuße folgt.
»Vater Fourchon,« sagte der Junge ganz leise, als er sich allein mit dem Alten sah, »es ist wirklich eine Otter da!«
»Siehst du sie?«
»Da, da!«
Der Alte war bestürzt, als er zwischen zwei Wasserarmen das braunrote Fell einer Fischotter sah.
»Ich packe sie,« sagte der Kleine.
»Versetz ihr da einen kurzen festen Schlag auf den Kopf und wirf dich ins Wasser, um sie da im tiefsten Grunde festzuhalten, ohne sie loszulassen...«
Mouche tauchte wie ein erschreckter Frosch ins Wasser.
»He, he, lieber Herr,« sagte Vater Fourchon zu Blondet, indem er sich auch in die Avonne stürzte und seine Holzschuhe am Ufer ließ, »erschreckt sie doch! Sehen Sie sie? ... sie schwimmt auf Sie zu!«
Der Alte lief nach Blondet hin, indem er das Wasser zerteilte und ihn mit dem Ernst anrief, den die Landleute in ihrer größten Lebhaftigkeit bewahren.
»Sehen Sie sie da, sie schwimmt die Felsen entlang.«
Blondet, der von dem Alten so aufgestellt worden war, daß ihm die Sonnenstrahlen ins Gesicht fielen, schlug vertrauensvoll auf das Wasser los.
»Zu, zu, auf die Felsenseite!« schrie der Vater Fourchon; »das Loch ist da unten, zu Ihrer Linken!«
Durch seinen Aerger, den ein langes Warten hervorgerufen halte, hingerissen, nahm Blondet ein Fußbad, indem er auf den Steinen ausglitt.
»Frisch zu, mein lieber Herr, frisch zu! Sie sind da. Ach, alle guten Götter, sie läuft zwischen Ihren Beinen durch ... sie läuft,« rief der Alte voller Verzweiflung.
Und wie gepackt von der Hitze dieser Jagd, arbeitete sich der alte Bauer im tiefen Wasser des Flusses bis zu Blondet hin.
»Wir haben sie nicht erwischt, und das ist Ihre Schuld,« hub der Alte wieder an, dem Blondet die Hand reichte, und der wie ein Triton aus dem Wasser kam, aber wie ein besiegter Triton. »Das Biest; da ist sie hingelaufen unter die Felsen. Sie hat ihren Fisch in Stich gelassen,« rief der Biedermann, indem er in die Weite blickte und auf irgendeinen Gegenstand hinwies, der da schwamm ... »Immerhin werden wir die Schleie haben, denn es ist wirklich eine Schleie.«
In diesem Augenblicke zeigte sich ein livrierter Diener zu Pferde, der ein anderes Pferd am Zügel führte, galoppierend auf der Straße nach Conches.
»Halt, da kommen die Schloßleute; es sieht so aus, als ob sie Sie suchten. Wenn Sie wieder über den Fluß hinüber wollen, werd' ich Ihnen die Hand geben,« sagte der Biedermann, »mir ist's gleich, ob ich naß werde, das erspart mir eine Wäsche!«
»Und die Erkältung?« fragte Blondet.
»Ach, was; sehen Sie nicht, daß uns, Mouche und mich, die Sonne angeraucht hat wie eine Majorspfeife? Stützen Sie sich auf mich, mein lieber Herr ... Sie sind aus Paris; Sie wissen sich nicht auf unseren Felsen zu halten, Sie, der Sie so viele Dinge wissen ... Wenn Sie lange hier bleiben, werden Sie viele
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