Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
koketten Mauer, die sich bis zu einer Wolfsfalle erstreckte, durch die der Blick vom Schloß aus über das Tal bis über Soulanges hinaus schweifte, der verfaulte Pfahl, das alte Rad und die gezähnten Pflöcke, welche die Werkstatt eines Dorfseilers bilden. Gegen halb eins, im Augenblick, wo Blondet sich dem Abbé Brossette gegenüber an eine Ecke des Tisches setzte und die liebenswürdigen Vorwürfe der Gräfin entgegennahm, langten Vater Fourchon und Mouche bei ihrer Werkstatt an. Unter dem Vorwande, Stricke herzustellen, überwachte Vater Fourchon von dort aus Les Aigues und konnte die Herrschaften ein- und ausgehen sehen. So entgingen weder die geöffneten Jalousien, noch die Spaziergänge zu zweit, noch der kleinste Zwischenfall im Schloßleben der Spionage des Alten, der sich erst seit drei Jahren als Seiler etabliert hatte, ein recht geringfügiger Umstand, welchen weder die Wächter von Les Aigues, noch die Dienerschaft, noch die Herrschaften bisher bemerkt hatten.
»Gehe durch das Avonnetor, während ich unser Zeug wegtun will,« sagte Vater Fourchon, »und wenn du ihnen die Sache vorgebetet hast, wird man mich zweifelsohne im ›Grand-I-vert‹ suchen, wo ich mich stärken will, denn das macht mir Durst, auf diese Weise am Wasser zu stehen! ... Wenn du dich dort so aufführst, wie ich's gesagt habe, wirst du ihnen ein gutes Frühstück ablisten; versuche mit der Gräfin zu sprechen und spiele in der Weise auf mich an, daß ihnen der Gedanke kommt, mir ein Lied von ihrer Moral zu singen, was! ... Einige Gläser guten Weins wird es da hinter die Binde zu gießen geben!«
Nach diesen letzten Anweisungen, die Mouches schlaue Miene fast überflüssig machten, verschwand der alte Seiler, seine Otter unter dem Arme tragend, auf der Bezirksstraße.
Auf halbem Wege von diesem hübschen Tore zum Dorf stand im Augenblick, wo Émile Blondet nach Les Aigues kam, eines jener Häuser, die man nur in Frankreich sieht, überall, wo Steine selten sind. Von allen Seiten zusammengetragene Ziegelstücke, dicke Kieselsteine, die wie Diamanten in eine tonige Erde eingefaßt waren, bildeten tüchtige, wiewohl brüchige Mauern; das Dach wurde von dicken Stangen gestützt und war mit Binsen und Stroh bedeckt. Die plumpen Fensterläden, die Tür, alles an dieser Hütte rührte von glücklichen Funden oder von Geschenken her, die man sich durch zudringliches Bitten verschafft hatte.
Der Bauer besitzt für seine Wohnung den Instinkt, den das Tier für sein Nest oder für sein Erdloch hat. Und dieser Instinkt schimmerte aus allen Anlagen dieser Hütte durch. Erstens gingen das Fenster und die Tür nach Norden. In dem Hause, das auf einer kleinen Erhöhung an der steinigsten Stelle eines Weinbergterrains stand, mußte gesundes Wohnen sein. Man ging auf drei Stufen hinan, die geschickt aus Pfählen, aus Planken und Steinen als Füllwerk hergestellt worden waren. Das Wasser lief also schnell ab. Zweitens konnte, da in Burgund der Regen selten von Norden kommt, keine Feuchtigkeit die Grundmauern, so leicht sie auch waren, faulen lassen. Unten, längs einem Fußsteig, machte sich ein bäuerlicher Pfahlzaun breit, der sich in einer Weißdorn- und Brombeerhecke verlor. Eine Weinlaube, unter der erbärmliche Tische im Verein mit plumpen Bänken die Vorübergehenden zum Sitzen einluden, nahm mit ihrem Gewirr den Raum ein, der die Hütte von der Straße trennte. Im Innern zeigte die Höhe der Böschung Rosen, Goldlack, Veilchen und alle die Blumen als Schmuck, die nichts kosten. Ein Geißblatt- und ein Jasminstock schmiegten ihre kleinen Zweige an das Dach an, welches trotz seines geringen Alters bereits mit Moos bedeckt war.
Rechts von seinem Hause hatte der Besitzer einen Stall für zwei Kühe angebaut. Vor diesem Gebäude aus schlechten Planken diente eine Fläche aus gestampftem Lehm als Hof, und in einem Winkel erblickte man einen umfangreichen Misthaufen. Auf der anderen Seite des Hauses und der Weinlaube erhob sich ein auf zwei Baumstämme sich stützender Schuppen mit Strohdach, unter dem sich die Gerätschaften der Weinbauern breitmachten, ihre leeren Fässer, aufgeschichtetes Bündelholz um den Buckel herum, welchen der Backofen bildete, dessen Mund sich in den Bauernhäusern fast stets unter dem Kaminmantel öffnet. Ans Haus stieß ein ein Arpent großer, mit einer lebenden Hecke umfriedigter Garten an, der voll Weinstöcke stand und gepflegt war, wie es die der Bauern sind, welche alle so gut düngen, absenken und umgraben, daß
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