Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
ihre Reben drei Meilen im Umkreise zuerst grünen. Einige Bäume, Mandeln, Pflaumen und Aprikosen, zeigten ihre schmalen Kronen da und dort in der Umfriedigung. Zwischen den Weinstöcken zog man meistens Kartoffeln oder Bohnen. Nach dem Dorf hin und hinter dem Hofe grenzte an diese Behausung noch ein kleiner, feuchter und niedriger beilförmiger Landstreif, der für Kohl- und Zwiebelzucht günstig war, den Lieblingsgemüsen der arbeitenden Klasse. Er wurde von einem weitgeflochtenen Gitter verschlossen, durch das sich die Kühe hindurcharbeiteten, indem sie den Boden aushöhlten und ihre breitgeklatschten Fladen dortließen.
Das aus zwei Räumen im Erdgeschoß bestehende Haus hatte seinen Ausgang nach dem Weinberg hin. Auf der Seite der Weinstöcke führte eine Holzrampe, die sich an die Hausmauer anlehnte und mit einer Strohbedeckung versehen war, nach dem Speicher, der durch ein Ochsenauge Licht bekam. Unter dieser ländlichen Treppe enthielt ein ganz aus Burgunder Ziegeln gemauerter Keller einige Stücke Wein. Obwohl das Küchengeschirr des Bauern gewöhnlich, aus zwei Geräten besteht, in denen man alles macht, einer Pfanne und einem Eisenkessel, befanden sich in dieser Hütte zwei große Kasserolen, die unter dem Kaminmantel über einem kleinen tragbaren Ofen aufgehängt waren. Trotz diesem Symptom von Wohlhabenheit stand das Mobiliar im Einklänge mit dem Aeußeren des Hauses. So gab's, um Wasser zu fassen, einen großen irdenen Krug; als Geschirr Holz- oder Zinnlöffel, außen braune und innen weiße Tonteller, die aber abgestoßen und mit Eisenbändern ausgeflickt waren, endlich, um einen sehr soliden Tisch herum, Stühle aus weichem Holz und als Diele festgestampfte Erde. Alle fünf Jahre erhielten die Mauern einen Kalkmilchanstrich, desgleichen die dürftigen Deckenbalken, an denen Speck, Zwiebelbündel, Kerzenbündel und die Säcke hingen, in welche der Bauer sein Korn tut. Beim Backtrog bewahrte ein antiker Schrank aus altem Nußbaum den geringen Wäschevorrat, die Kleider zum Wechseln und die Feiertagsgewänder der Familie. Auf dem Kaminmantel glänzte eine alte Wilddiebsflinte. Keine fünf Franken würdet ihr für sie geben; das Holz ist fast verbrannt, der Lauf ist unansehnlich und scheint nicht geputzt. Ihr denkt, daß die Verteidigung einer Hütte ohne Riegel, deren äußere Tür im Pfahlwerk angebracht und niemals geschlossen ist, nichts Besseres verlangt, und werdet auch fragen, wozu eine solche Waffe nützen kann. Zunächst: wenn die Holzteile auch von üblicher Einfachheit sind, so stammt der Lauf, der sorgsam gewählt ist, doch von einer teuren Büchse, die gewiß irgendein Jagdaufseher hergeschenkt hat. Auch verfehlt der Besitzer dieser Flinte niemals sein Ziel. Es besteht zwischen seiner Waffe und ihm die intime Bekanntschaft, die der Arbeiter mit seinem Werkzeug hat. Ob man den Lauf einen Millimeter über oder unter das Ziel erheben muß, weil die Büchse um so viel zu hoch oder zu tief schießt, weiß der Wildschütz und gehorcht diesem Gesetz, ohne sich zu täuschen. Ferner würde ein Artillerieoffizier die wesentlichen Bestandteile der Waffe in gutem Zustande finden: nichts mehr und nichts weniger. In allem, was er sich zu eigen macht, in allem, was ihm dienen muß, entfaltet der Bauer die genügende Kraft; was nötig ist, verwendet er darauf und nichts darüber. Die äußerliche Vollkommenheit begreift er nie. Als untrüglicher Sachverständiger der Bedürfnisse in allen Dingen kennt er alle Grade von Kraftentfaltung und weiß, wenn er für den Bürger arbeitet, so wenig wie möglich für so viel wie möglich zu leisten. Kurz, diese elende Büchse hatte großen Einfluß auf die Existenz der Familie und ihr sollt gleich hören, warum.
Habt ihr auch wohl die tausend Einzelheiten dieser, fünfhundert Schritte von dem hübschen Tore von Les Aigues stehenden, Hütte erfaßt? Seht ihr sie da sich niederkauern wie einen Bettler vor einem Palaste? Nun, ihr mit sammetartigem Moos bedecktes Dach, ihre gackernden Hühner, ihr Schwein, das sich da wälzt, ihr umherlaufendes Kalb, alle diese ländlichen Poesien hatten einen schrecklichen Sinn. An der Pfahlwerktüre hing an einer großen Stange in einer gewissen Höhe ein welkes Bukett, das aus drei Kiefernzweigen und Eichenlaub bestand, die mit einem Fetzen zusammengebunden worden waren. Oberhalb der Tür hatte ein fremder Maler für ein Frühstück auf einer Tafel von zwei Fuß im Quadrat auf weißem Felde ein großes I in Grün gemalt und für
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