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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Tales, aus der Nähe gesehen hättet, würdet ihr die Größe des zweiten Hauptfehlers begriffen haben, welchen der General seine aristokratischen Ideen begehen ließen, und den die Gräfin durch eine Ungehörigkeit, die ihren Platz in Rigous Geschichte finden sollte, verschlimmerte.
    Wenn Montcornet sich des Bürgermeisters Wohlwollen erschlichen, wenn er die Freundschaft, vielleicht auch den Einfluß des Renegaten gesucht hätte, würde er Gaubertins Einfluß paralysiert haben. Statt dessen waren drei Prozesse, von denen Rigou schon einen gewonnen hatte, zwischen dem General und dem Exmönch beim Gerichte in Ville-aux-Fayes anhängig. Bis zu diesem Tage war Montcornet so sehr mit seinen Eitelkeitsinteressen und seiner Heirat beschäftigt gewesen, daß er sich Rigous nicht mehr erinnerte. Doch sobald ihm von Sibilet der Rat gegeben wurde, sich an Rigous Stelle setzen zu lassen, forderte er Postpferde und machte dem Präfekten eine Visite.
    Der Präfekt, der Graf Martial de la Roche-Hugon, war seit 1804 mit dem General befreundet. Ein Wort, das der Staatsrat Montcornet gegenüber gelegentlich einer Unterhaltung in Paris geäußert, bestimmte die Erwerbung von Les Aigues. Der Graf Martial, Präfekt unter Napoleon, war unter den Bourbonen Präfekt geblieben und schmeichelte dem Bischof, um sich in seinem Amte zu behaupten. Nun hatte Hochwürden bereits mehrere Male um Rigous Absetzung gebeten. Den Grafen Martial, dem der Zustand der Gemeinde wohl bekannt war, entzückte des Generals Bitte, und dieser hatte im Laufe eines Monats seine Ernennung in der Tasche.
    Ein ganz natürlicher Zufall wollte, daß der General während seines Aufenthalts in der Präfektur, wo sein Freund wohnte, einem Unteroffizier der ehemaligen kaiserlichen Garde begegnete, dem man sein Ruhegehalt streitig machte. Schon einmal hatte der General diesen braven Reiter namens Groison in irgendeiner Sache protegiert. Dieser erinnerte sich dessen und erzählte ihm seine Schmerzen; er war ohne alle Geldmittel. Montcornet versprach Groison, die ihm geschuldete Pension durchzusetzen und schlug ihm die Feldhüterstelle in Blangy als ein Mittel vor, sich ihm gegenüber dankbar zu erweisen, indem er sich seinen Interessen widme. Die Einsetzung des neuen Bürgermeisters und neuen Flurschützen fand zu gleicher Zeit statt, und der General gab, wie man sich denken kann, seinem Soldaten eingehende Instruktionen.
    Vaudoyer, der abgesetzte Feldwächter, ein Bauer aus Ronquerolles, taugte wie die meisten Flurschützen nur zum Spazierengehen, Dummheitentreiben und sich von den Armen, die nichts lieber taten, als diese subalterne Autorität, diesen vorgeschobenen Posten des Besitztums, zu bestechen, verwöhnen zu lassen. Er kannte den Brigadier von Soulanges; denn da die Gendarmeriebrigadiers fast richterliche Funktionen in der Untersuchung von Kriminalprozessen ausüben, stehen sie mit den Flurschützen, ihren natürlichen Spionen, in Beziehung. Soudry schickte ihn also zu Gaubertin, der Vaudoyer, seinen alten Bekannten, sehr gut aufnahm und ihm zu trinken einschenkte, während er der Geschichte seiner Nöte lauschte.
    »Mein lieber Freund,« sagte zu ihm der Bürgermeister von Ville-aux-Fayes, der mit jedem seine Sprache zu sprechen wußte, »was dir geschieht, steht uns allen bevor. Die Adligen sind zurückgekehrt und die vom Kaiser mit Titeln versehenen machen gemeinsame Sache mit ihnen. Alle wollen sie das Volk erdrücken, die alten Gesetze wieder einführen und uns unsere Güter fortnehmen; aber wir sind Burgunder, wir müssen uns verteidigen und die Arminacs nach Paris zurückschicken. Geh wieder nach Blangy, du sollst für Monsieur Polissards, des Holzsteigerers in Ronquerolles, Rechnung Holzaufseher werden. Geh, mein Junge, ich werd' schon Gelegenheit finden, dich das ganze Jahr über zu beschäftigen. Denk' aber daran, daß uns das Holz gehört! Daß kein Delikt vorkommt, oder es ist um dich geschehen! Schicke alle Holzsammler nach Les Aigues! Endlich, wenn es Bündelholz zu verkaufen gibt, soll man unseres kaufen, nie das von Les Aigues. Du wirst schon wieder Flurschütze werden, das dauert nicht mehr lange! Der General wird's satt kriegen, inmitten von Dieben zu leben! Weißt du, daß der Tapezier mich selber einen Dieb genannt hat? Mich, den Sohn des rechtlichsten der Republikaner! Mich, den Schwiegersohn Mouchons, des berühmten Repräsentanten des Volkes, der ohne einen Pfennig für sein Begräbnis gestorben ist!«
    Der General erhöhte das Gehalt

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