T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
unterbrach Rosies schrille Stimme Avas Gedanken. Als sie aufblickte, sah sie die Glastür aufschwingen und Austin Dern eintreten, der sich herzlich wenig um das Gezeter der Besitzerin scherte.
»Haben Sie nicht gehört?«, fragte Rosie empört, die Hände in die schmalen Hüften gestemmt.
»Es dauert nur eine Sekunde.« Er ging zu Avas Sitznische und setzte sich ihr gegenüber.
»Schon gut«, sagte Ava zu Rosie. »Er ist … ein Freund.«
»Hm!«, schnaubte Rosie, aber sie ließ es dabei bewenden.
»Warum überrascht es mich nicht, Sie hier zu treffen?«, fragte sie, als er seine Jacke auszog. »Jedes Mal, wenn ich das Haus verlasse, tauchen Sie auf, bereit, mich zu retten.«
Seine schmalen Lippen unter dem abendlichen Bartschatten verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. »Ich glaube kaum, dass Sie gerettet werden müssen.«
»Da haben Sie recht. Auch wenn meine Familie anderer Meinung ist.« Sie nahm einen großen Schluck Wein, dann fragte sie: »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?«
Er blickte zur Theke hinüber, wo Rosie die Serviettenhalter nachfüllte und ihm tödliche Blicke zuwarf. »Ich glaube, die Bar ist bereits geschlossen.«
»Was wollen Sie, Dern? Warum verfolgen Sie mich?« Sie deutete mit ihrem Weinglas auf ihn. »Und erzählen Sie mir nicht, Sie hätten mich rein zufällig das Haus verlassen sehen oder sonstigen Unsinn. Ich glaube auch nicht an Schutzengel, das können Sie sich also ebenfalls sparen. Und da ich mich nicht daran erinnern kann, Sie als Bodyguard engagiert zu haben, muss es einen anderen Grund geben, warum Sie mir nachlaufen.«
In diesem Augenblick servierte Rosie einen kleinen Teller mit geschnittenem Käse und Crackern.
»Für Sie auch etwas?«, fragte sie halbherzig. »Wenn Sie ein Freund von Ava sind …«
»Wie wär’s mit einem Bier?« Als sie eine Augenbraue in die Höhe zog, fügte er hinzu: »Wenn Sie eins vom Fass haben.«
»Tja, das haben wir nicht«, versetzte sie mit leicht geschürzten Lippen.
»Dann ein Bud.«
»Das haben wir.«
An der Theke wies George seinen Sohn an, den Reißverschluss seiner Jacke hochzuziehen, dann nahm er ein paar übriggebliebene Fritten vom Teller des Jungen, legte ein paar Scheine auf die Platte, und die beiden stapften nach draußen.
Rosie schloss die Tür hinter ihnen und sperrte ab.
»So warmherzig wie ein durchgedrehtes Stachelschwein«, stellte Dern leise fest.
Ava musste unweigerlich grinsen, denn genau in diesem Augenblick knallte Rosie eine Flasche Bier und ein Glas auf den Tisch.
»Auch was zu essen?«, bellte sie herausfordernd.
»Nein danke«, sagte Dern.
»Dann schließt Clyde die Küche«, erwiderte sie und musterte Dern erneut, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und mit ihrem Buckel durch eine Schwingtür huschte, die den Essbereich von dem beengten Raum hinter der Theke trennte.
»Nicht unbedingt von der schmusigen Sorte«, pflichtete Ava ihm bei.
Dern ließ das Glas unberührt und nahm einen großen Schluck direkt aus der Flasche. Ava sah zu, die Augen auf seinen Adamsapfel gerichtet, dann zwang sie sich, ihm wieder ins Gesicht zu schauen. Ihre Blicke trafen sich.
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Warum habe ich das Gefühl, dass Sie mich verfolgen? Und behaupten Sie ja nicht, ich sei paranoid!«
Dern stellte seine Flasche ab und schüttelte den Kopf. »Das hatte ich nicht vor. Sie haben übrigens recht: Ich habe tatsächlich ein Auge auf Sie, aber ich folge Ihnen nicht. Ich habe Sie in die Bucht springen sehen, ich habe ein Pferd vermisst, und dann habe ich mitbekommen, dass Sie sich auf den Weg in die Stadt machten. Genau das hatte ich auch vor, ich brauchte dringend frische Luft und verschiedene Dinge.«
»Hm.« Sie glaubte ihm nicht.
»Bier, Zahnpasta, Kaffee.« Als sie nichts erwiderte, fügte er hinzu: »Lebensnotwendiges.«
»Doch anstatt zu Franks Laden zu gehen, kreuzen Sie hier auf.«
»Ich habe gesehen, wie Sie hier eingekehrt sind.« Er zuckte die Achseln. »Dachte, wir könnten uns unterhalten, ohne dass ein halbes Dutzend Verwandte die Ohren aufsperren.«
»Tun sie das?«, fragte sie und sah, wie sich seine Lippen erneut zu einem schiefen Grinsen verzogen.
»Ja.«
Dem konnte sie nicht widersprechen.
Dern lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nickte. »Nicht, dass es mich etwas angeht. Jede Familie hat ihre Marotten.«
»Was ist mit Ihrer?«
»Wollen Sie das wirklich wissen?« Er wirkte skeptisch.
»Sicher.«
Achselzuckend erwiderte er: »Meine Familie ist in
Weitere Kostenlose Bücher