T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
über oder mit einem seiner Kollegen. In einer Stunde bin ich zu Hause.«
»Nein. Warte im Coffeeshop auf mich. Ich werde dich abholen.«
Sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg, wenn sie daran dachte, was zwischen ihren Einkäufen verborgen war.
»Danke, das ist nett von dir, aber ich bin mir sicher, ich finde jemanden, der mich –«
»Bin schon unterwegs«, unterbrach er sie.
»Im Ernst, Wyatt, du musst mich wirklich nicht …« Sie fing Tanyas beunruhigten Blick auf.
»Kein Problem! Bis gleich!« Er legte auf, bevor sie noch weitere Einwände erheben konnte.
»Ich wusste es!«, sagte Tanya. »Er ist misstrauisch.«
»Er ist
ständig
misstrauisch.« Ava ließ das Handy in ihre Handtasche fallen und lehnte sich zurück. Es würde schon gutgehen, versuchte sie sich einzureden.
Die Lichtkegel eines entgegenkommenden Autos fielen durch die Windschutzscheibe und erhellten kurz Tanyas besorgtes Gesicht. »Du kannst jederzeit bei mir bleiben.«
»Danke.« Ava berührte ihre Freundin an der Schulter. »Doch das würde nur noch mehr Verdacht wecken. Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles klappen.«
Doch Avas Worte klangen nicht unbedingt überzeugend.
»Ich bin Mutter«, erklärte Tanya. »Mir Sorgen zu machen, ist sozusagen meine zweite Natur.« Ihr Geländewagen bog um eine letzte Kurve, dann kamen die Lichter von Anchorville in Sicht.
Sie fuhren an dem blau-weißen Schild vorbei, auf dem WILLKOMMEN IN ANCHORVILLE stand, und Ava redete sich ein, dass sie es schaffen würde. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass jemand von ihrem Vorhaben Wind bekam und sie für verrückt erklärte, doch das war sie mittlerweile gewohnt. Sie hatte schon weit Unangenehmeres durchgestanden.
Trotzdem schwand ihre Zuversicht, je näher sie dem Coffeeshop kamen, in dem sie auf Wyatt warten sollte.
Es half auch nicht gerade, dass Tanya nun sagte: »Ich habe zwar keinen blassen Schimmer, warum man Cheryl umgebracht hat, doch ich wette das Trinkgeld für einen ganzen Monat darauf, dass es etwas mit dir zu tun hat.« Ava klappte den Mund auf, um zu widersprechen, doch Tanya war noch nicht fertig. »Wag ja nicht, das abzustreiten!« Sie warf ihrer Freundin einen strengen Blick zu. »Das Ganze ist einfach zu unheimlich. Ich bin total durch den Wind, seit ich erfahren habe, dass Cheryl ermordet wurde.
Ermordet!
Das muss man sich mal vorstellen. Abends kontrolliere ich doppelt und dreifach, ob alles abgeschlossen ist, rüttle an den Fenstergriffen, und trotzdem bilde ich mir immer noch ein, Geräusche – Stimmen – zu hören. Im Keller!«
»Warum glaubst ausgerechnet
du,
du hättest etwas zu befürchten?«
»Keine Ahnung! Das ist es doch gerade: Die Sache macht einfach keinen Sinn. Mitgefangen, mitgehangen, nehme ich an. Genau wie Cheryl.« Sie wartete vor einer roten Ampel, dann bog sie auf die Straße ein, die hangabwärts zum Hafen führte.
»Du meinst, weil du meine Freundin bist?«, fragte Ava. »Dann glaubst du also, ich bin das Ziel?«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll.« Sie rollte mit dem TrailBlazer auf den fast leeren Parkplatz. »Aber um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass die Kinder heute bei Russ übernachten. Mein Gott, hättest du gedacht, dass ich so etwas mal sagen würde?«
»Nein, ganz sicher nicht.«
»Da sieht man mal, wie panisch ich bin.« Sie stellte die Automatik auf Parken und ließ den Wagen im Leerlauf. »Du musst vorsichtig sein, Ava. Versprich mir das.«
»Das tue ich.«
»Du könntest dich an die Polizei wenden.«
Ava dachte an die beiden Detectives und an Sheriff Biggs. »Dazu ist es noch zu früh. Ich möchte erst noch etwas mehr herausfinden«, erwiderte sie und öffnete die Beifahrertür. Kalte, feuchte Luft wehte ins Wageninnere. »Danke für alles, Tanya.«
»Nichts zu danken.«
Ava lachte. »Doch. Vielen herzlichen Dank!«
Tanya zuckte die Achseln, dann grinste sie verschmitzt. »Zum Dank könntest du Trent von mir grüßen.«
»Na klar, das mache ich.«
Manche Dinge änderten sich eben nie. Tanya, so schien es, hatte immer noch eine Schwäche für Avas Cousin.
Ava nahm ihre Einkaufstaschen vom Rücksitz und hob grüßend die Hand zum Abschied, dann schlenderte sie den Asphaltweg zum Hafen hinunter. Bei jedem Schritt schnürte sich ihr Magen mehr zusammen. Irgendwie würde sie die nächsten Stunden mit Wyatt überstehen und so tun müssen, als freue sie sich, Zeit mit ihm zu verbringen, dabei wollte sie nichts lieber, als endlich auf die Insel zurückzukehren
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