T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Sohn angetan?«, fragte sie mit eisiger Stimme.
»Ich habe keine Ahnung, was mit ihm passiert ist.«
»Du miese kleine Heuchlerin!« Ava packte ihre Cousine bei den Schultern und riss sie auf die Füße.
Jewel-Anne stieß einen entsetzten Schrei aus. »Lass mich los!«
»Sag mir, wo er ist!« Zornig schüttelte Ava ihre Cousine, deren Kopf hin und her wackelte, als sei sie eine ihrer grässlichen Puppen.
»Ich weiß es nicht!«
»Du lügst! Hast die ganze Zeit über gelogen! Ganze zwei Jahre lang. Hast versucht, mich in den Wahnsinn zu treiben!«
»Hände weg von mir!«
Doch anstatt ihre Cousine loszulassen, zerrte Ava sie auf die Galerie hinaus. Jewel-Anne wirbelte wild mit den Armen, setzte unbeholfen einen Fuß vor den anderen.
»Ava! Was tust du da? Nein!«, schrie sie, als Ava sie gegen die Brüstung drückte. »Nein! Um Himmels willen, nein!«
»Wo ist mein Sohn?«
»Ich weiß es nicht«, beharrte Jewel-Anne, die Augen weit aufgerissen vor Panik. »Wirklich, Ava, ich habe keine Ahnung! Bleib stehen!« Sie fing an zu schluchzen.
Ava beugte sich vor. Der Rücken ihrer Cousine krümmte sich gefährlich über das Geländer. Jewel-Anne klammerte sich schreiend an sie.
»Warum hast du den Digitalplayer dort oben versteckt?«, wollte Ava wissen. »Warum sollte ich glauben, das Noah hier im Haus ist? Warum wolltest du unbedingt, dass ich durchdrehe?«
In Jewel-Annes Augen stand nackte Angst. »Ava, bitte –«
»Warum?«
»Weil du alles bekommen hast!«, platzte ihre Cousine verzweifelt heraus. »Das Haus, das Grundstück, dein Aussehen. Alles. Du und Kelvin, ihr habt alles geerbt! Ich habe versucht, dich auszuzahlen, aber,
o nein,
davon wolltest du nichts wissen. Auch ich bin ein Teil dieser Familie! Ich! Meinem Vater gehörte die Hälfte dieses Anwesens, da hätte es mir zugestanden, dass ich den Anteil meiner dämlichen Geschwister zurückkaufe! Aber du hast mich nicht gelassen. Das kam gar nicht infrage!« Sie weinte jetzt, Tränen liefen ihr über die Wangen, ihre Finger gruben sich in Avas Schultern. »Und dann … dann hast du auch noch
meinen
Sohn bekommen. Wyatt hat mir ein Geschäft vorgeschlagen, für dich!
Dich!
«
»Ava!«, ertönte Wyatts Stimme ganz aus der Nähe. Er stürzte auf sie zu. »Was zur Hölle tust du da? Hör auf damit!«
Eine Tür öffnete sich, Schritte ertönten im Gang.
»Jewel-Anne!«, schrie Demetria. »Ach, du lieber Gott!«
Am liebsten hätte Ava ihrer Cousine denselben Schmerz zugefügt wie diese ihr, doch dann begriff sie, dass Jewel-Anne die Wahrheit sagte. Noah war ihr Sohn, nicht Avas.
»Du hast Noah verkauft?«, stieß sie hervor.
Jewel-Anne nickte verzweifelt. »Ja«, gab sie schluchzend zu. »Ich habe meinen Sohn verkauft!« Sie weinte, als würde ihr Herz soeben in tausend schmerzhafte Splitter zerspringen. »Aber«, fügte sie nach Luft schnappend hinzu, »ich bin nicht die Einzige, die die Schuld daran trägt. Auch du bist daran beteiligt! Ich habe mein Baby verkauft, aber du, Ava, du bist diejenige, die mich dafür bezahlt hat!«
Kapitel neununddreißig
D u hast mich dafür bezahlt. Du hast mich dafür bezahlt. Du hast meinen Sohn gekauft …
Zutiefst erschüttert krümmte sich Ava zusammen, als habe sie einen Schlag in den Magen erhalten.
Jewel-Annes Vorwurf, sie habe ihr Kind gekauft, hallte in ihrem Kopf wider. Sie spürte, wie ihr schwindelig wurde.
Jewel-Anne hat Noah verkauft, aber
du
hast sie dafür bezahlt. Du und Wyatt. Du bist genauso Teil dieser abscheulichen Lüge. Du hast deinen eigenen Sohn gekauft und die Wahrheit verschleiert. Du bist keinen Deut besser als Jewel-Anne!
»Wo ist er?«, stieß Ava heiser hervor. Sie drückte den Rücken ihrer Cousine über das Geländer, lehnte sich mit vollem Gewicht gegen sie und fragte sich, ob sie wohl fallen würden, doch im Grunde war es ihr gleichgültig.
Jewel-Anne kreischte vor Entsetzen.
»Aufhören!«, befahl Wyatt. Barfuß, im Pyjama, das Haar zerzaust, rannte er den Flur entlang auf sie zu und riss Ava am Arm zurück. »Um Himmels willen, Ava, tu das nicht!«
Wieder schrie Jewel-Anne, und Ava kehrte in die Realität zurück. Sie sah, wie Wyatt ihre Cousine von der Brüstung weg in Sicherheit führte, und fing an, unkontrolliert zu zittern. Wie leicht hätten sie das Gleichgewicht verlieren und in die Tiefe stürzen können!
Jewel-Anne hockte auf dem Fußboden der Galerie, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Tränen strömten über ihr kreideweißes Gesicht. Mit funkelnden Augen
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