T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
einer Sekunde strich sein Daumen über ihren Handrücken.
Sie schaute auf. Ihre Blicke begegneten sich. In diesem Moment wusste sie, dass sie mit ihm schlafen würde. Rasch zog sie ihre Hand fort.
»Tja, ich wollte dir nur meine Sicht der Dinge schildern, gerade nach unserem letzten Streit –«
»Wir haben ja nicht nur gestritten …« Er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen, und sie erinnerte sich nur allzu lebhaft, wie es war, ihn zu küssen, seinen durchtrainierten Körper an ihrem zu spüren.
»Nein, das haben wir nicht.« Plötzlich verlegen, griff sie nach ihrem Glas und schwenkte es. Die Eiswürfel kreisten in der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. »Trotzdem. Ich glaube, ich habe dir vorgeworfen, Teil einer Verschwörung gegen mich zu sein oder so ähnlich.«
Sein Grinsen wurde breiter. »So ähnlich.«
»Nun … mittlerweile denke ich, es wäre nicht das Schlechteste, jemanden zu haben, der auf mich aufpasst.«
Er lachte leise. »Lass mich raten: Du hättest letzte Nacht jemanden an deiner Seite gebrauchen können – den Leibwächter, den du für eine Nervensäge gehalten hattest.«
Endlich erwiderte sie sein Lächeln und spürte, wie Wärme in ihr aufstieg. Es gefiel ihr gar nicht, wie wohl sie sich in seiner Gegenwart fühlte, in diesem kleinen Apartment, mit dem schnarchenden Hund vor dem Ofen und der offenen Flasche Whiskey zwischen ihnen. Wie hatte es zu dieser Situation kommen können, die fast so surreal war wie der Rest ihres Lebens?
Er musste Ähnliches empfinden, denn er wandte den Blick ab. »Wie geht’s Jewel-Anne?«
»Keine Ahnung. Sie hat sich den Tag über in ihrem Apartment verkrochen. Ist nur zum Mittagessen rausgekommen und hat mir böse Blicke zugeworfen, das Abendessen wollte sie in ihr Zimmer gebracht bekommen. Ich nehme an, es sollte mir leidtun, dass ich sie so erschreckt habe, aber es tut mir nicht leid, nicht nach dem, was sie mir angetan hat.«
»Und wie geht es jetzt weiter?«
»Genau wie vorher. Ich werde weiterhin nach meinem Sohn suchen«, sagte sie, nahm einen großen Schluck Whiskey und stand auf.
»Sonst noch etwas?«
»Ja, ich denke, ich mache reinen Tisch. Wenn ich eine Möglichkeit finde, Jewel-Anne und ihre Geschwister loszuwerden, werde ich sie nutzen.«
»Was ist mit den Angestellten?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Dann bleiben also nur du und Wyatt in Neptune’s Gate?«, fragte er, schob seinen Stuhl zurück und brachte sie zur Tür. »Ein glückliches Paar.«
»Warst du schon einmal verheiratet, Dern?«, fragte sie ihn.
»Eine kurze Zeit, ja. Ich dachte, das hätte ich dir erzählt.«
»Dann weißt du sicher auch, dass es mit dem Eheglück oft nicht weit her ist.« Plötzlich kehrte eine weitere Erinnerung zurück: Sie hatten sich getrennt, Wyatt hatte eine Zeitlang in Anchorville gelebt, doch nach ihrem Klinikaufenthalt war er zurückgekehrt. Er hatte in einem anderen Zimmer geschlafen, während sie »die Dinge klärten«.
»Meine Ehe war schon lange am Ende, Dern. Unglücklicherweise habe ich das als Letzte realisiert.«
Noch bevor sie etwas so Dummes tun konnte wie ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen und weitere Probleme zu provozieren, schlüpfte sie zur Tür hinaus in die kalte Novembernacht. Der Mond war hinter dichten Wolken verborgen, es regnete in Strömen, in dem großen Haus war es stockdunkel, nur in einem von Jewel-Annes Zimmern brannte noch Licht. Ava beschloss, dass es an der Zeit für ein weiteres Gespräch mit ihrer Cousine war. Sie würde dafür sorgen, dass ihr die Dinge nicht aus der Hand glitten wie letzte Nacht, doch sie war sich nach wie vor sicher, dass der leibliche Vater der Schlüssel zu Noahs Verbleib war. Sie musste herausfinden, wer er war.
Und die einzige Person, die ihr diesbezüglich Auskunft erteilen konnte, war Jewel-Anne.
Bleib ruhig,
ermahnte sie sich.
Lass sie in dem Glauben, sie habe die Oberhand. Sieh über ihre Selbstgefälligkeit hinweg, lass sie in dem Glauben, dass du nichts kapierst, dass sie dir überlegen ist, irgendwann wird sie schon damit rausrücken, und sei es nur, um dich zu ärgern. Was immer du tust – du darfst auf keinen Fall gewalttätig werden … manipulier sie einfach so, wie sie dich zu manipulieren versucht.
Ava hastete zurück zur Hintertür und durchquerte die dunkle Küche. Bis auf das Summen des Kühlschranks und das Tropfen eines undichten Wasserhahns war alles totenstill. Als sie am Spülbecken vorbeikam, blieb sie kurz stehen, um den Hahn richtig
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