T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
hat.« Der Deputy warf einen Blick auf seinen Notizblock und fuhr fort: »Sie hat Licht in einem der Räume des Opfers gesehen und ist ins Haus gegangen, um mit ihrer Cousine Jewel-Anne Church zu reden. Das war gegen Mitternacht. Mrs. Garrison hat die Uhr schlagen gehört. Sie gibt an, an die Tür geklopft zu haben. Als niemand reagierte, habe sie es noch ein paarmal versucht, dann sei sie hineingegangen und habe das Opfer in der Badewanne gefunden. Es war bereits tot.« Sie beschrieb die Räumlichkeiten in Jewel-Anne Churchs Apartment.
»Dann lass uns mal einen Blick auf das Ganze werfen«, sagte Lyons und eilte die Treppe hinauf. »Die Zeugen können warten.« Snyder folgte ihr, während der Deputy auf seinen Posten an der Haustür zurückkehrte. Sie fanden die offene Tür von Jewel-Annes Apartment und traten ein. Drinnen sah es aus wie in Dornröschens Schloss in Disneyland. Alles war in Pink und Lila gehalten, sogar das Himmelbett, dazu gab es weiße Möbel. »Davon habe ich geträumt, als ich neun war«, murmelte Lyons, dann öffnete sie die Tür zum angrenzenden Badezimmer und betrachtete die grauenhafte Szenerie. Das Opfer lag in der Badewanne, voll bekleidet, flankiert von zwei altmodischen Puppen mit Klimperaugen. Alle drei hatten aufgeschlitzte Kehlen, die der Puppen waren rot bemalt, damit es aussah, als seien sie ebenfalls blutig.
»Nagellack«, stellte Lyons fachmännisch fest. »Wie bizarr.« Sie schoss Fotos mit ihrem iPad.
»Da hast du recht, aber sieh dir mal die Perücke an.«
Lyons warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Glaubst du, die Haaranalyse passt?«
Er schnitt eine Grimasse. »Darauf wette ich meine Dienstmarke.« Nein, es gefiel ihm nicht, in welche Richtung seine Gedanken gingen. Absolut nicht.
Kapitel zweiundvierzig
A va litt. Im Wohnzimmer eingesperrt mit ihrer Familie und den Angestellten, wartete sie darauf, von der Polizei vernommen zu werden, und je länger sie wartete, desto mehr hatte sie das Gefühl, verrückt zu werden. Auch Dern war unter ihnen, doch sie wahrte Distanz, wollte nicht, dass jemand ahnte, was sie für ihn empfand.
Die Frage, wer Jewel-Anne so etwas angetan hatte, brachte sie völlig aus der Fassung.
Wer?
Wer hatte ihre Cousine getötet? Befand er sich womöglich hier im Zimmer, mitten unter ihnen? Sie bekam eine Gänsehaut, wenn sie an Jewel-Anne dachte, die blutüberströmt mit ihren grässlichen Puppen in der Badewanne lag.
Die anderen gaben ihr die Schuld an ihrem Tod, das spürte Ava an den Blicken, die sie in ihre Richtung warfen.
Ihr Kopf hämmerte, ihr Herz ebenfalls, und sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Lange würde sie den stummen Vorwurf in Jacobs und Demetrias Augen nicht mehr ertragen können. Sie wandte ihnen den Rücken zu und starrte aus dem Fenster, hinaus in die Dunkelheit. Irgendwer in diesem Zimmer kannte die Wahrheit, da war sie sich ganz sicher. Irgendwer in diesem Zimmer hatte ihre Cousine umgebracht, sie hatte bloß keine Ahnung, wer.
Regentropfen rannen in schiefen Bahnen die Fensterscheibe hinab, die Blätter der Rhododendren, erhellt vom Wohnzimmerlicht, zitterten im Wind, doch trotz des schlechten Wetters wäre Ava jetzt lieber draußen gewesen, hätte sich dort sicherer gefühlt als hier, in ihren eigenen vier Wänden.
Noch nie war ihr der große Raum so klein, so erdrückend vorgekommen. Sie war immer gern im Wohnzimmer gewesen, hatte es gemütlich gefunden mit seinem Gaskamin und den bequemen Möbeln, hatte hier gern ein Buch gelesen, ferngesehen oder einfach nur entspannt. Traurig dachte sie daran, wie sie mit Noah auf dem Sofa gekuschelt und ihm seine Lieblingsgeschichte vorgelesen hatte. Auch Jewel-Anne mit ihren ständig klackernden Stricknadeln, den unvermeidlichen Puppen und Ohrstöpseln hatte oft hier gesessen.
Jetzt war das anheimelnde Wohnzimmer zum Gefängnis geworden. Alle waren nervös, geredet wurde kaum, und Ava stellte sich vor, wie sie ihren eigenen Gedanken nachhingen. Jacob und Demetria, die Jewel-Anne am nächsten gestanden hatten, wirkten zutiefst erschüttert. Khloe, Simon und Virginia saßen in einer Ecke und flüsterten miteinander. Ian und Trent hatten neben dem Kamin Stellung bezogen, Ian klapperte gereizt mit den Schlüsseln in seiner Hosentasche.
Wyatt stand steif neben der Tür, das Gesicht aschfahl, die Arme vor der Brust verschränkt, die Lippen zusammengepresst, fast trotzig. Es war offenkundig, dass er so viel Abstand wie nur möglich zu seiner Frau hielt, die auf
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