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T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

Titel: T Tödliche Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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zuzudrehen, dann ging sie durchs Foyer zur Treppe. Im ersten Stock angekommen, hörte sie Musik aus Jewel-Annes Apartment dringen – alte Elvis-Schnulzen, was sonst.
    Die Songs wurden lauter, je näher sie Jewel-Annes Zimmer kam, was Ava zu denken gab. Seit wann hörte ihre Cousine laut Musik? Noch dazu mitten in der Nacht? Jewel-Anne trug immer ihre Ohrstöpsel.
    Seltsam. Aber was war eigentlich nicht seltsam, wenn es um Jewel-Anne ging?
    Ava klopfte an die Tür und wartete.
    Nichts.
    Vielleicht konnte ihre Cousine sie bei dem lauten Geschnulze nicht hören.
    »Jewel-Anne? Darf ich reinkommen?« Sie klopfte noch einmal, nachdrücklicher jetzt.
    Wieder keine Antwort.
    Ava drehte den Knauf, stieß die Tür auf und betrat das Allerheiligste der jungen Frau – alles in Rosa, gerüscht und voller Puppen.
    »Jewel-Anne?«, fragte sie erneut. Ihre Cousine war weder im Bett noch im Wohnzimmer. Im Arbeitsbereich leuchtete der Bildschirmschoner ihres eingeschalteten Computers, an den der iPod angeschlossen war. Ihr Rollstuhl stand leer in der Nähe des begehbaren Schranks.
    Ava verspürte einen ersten Anflug von Furcht.
    »Jewel-Anne?« Sie stellte die Musik aus. Schlagartig war es still im Raum. »Alles in Ordnung?« Sie knipste das Licht in dem begehbaren Schrank an, der im Grunde ein Ankleidezimmer war, groß genug, dass ihre Cousine ihren Rollstuhl darin wenden konnte. Die Regale und Kleiderhaken waren allesamt so angebracht, dass sie sie im Sitzen erreichen konnte.
    Leer.
    Blieb nur noch das Badezimmer. Ava klopfte an die Tür. »He, Jewel-Anne. Ich bin’s, Ava. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Können wir reden?«
    Auf ein pampiges »Hau ab!« gefasst, blieb sie vor der Tür stehen.
    Nichts zu hören.
    Obwohl sie wusste, dass das Ganze nicht gut enden würde, drehte sie auch hier den Knauf. Die Tür ließ sich mühelos öffnen. Ava trat ein. »Ich will dich nicht stören, ich möchte nur …« Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie das Szenario vor sich sah.
    Jewel-Anne, komplett bekleidet, eine schwarze Langhaarperücke auf dem Kopf, lag in der Badewanne. Ihr Hals war aufgeschlitzt, einen rote, klaffende Wunde, aus der Blut auf ihren Oberkörper lief. Neben ihr lagen zwei Puppen, die Augen zur Decke gerichtet, die Plastikhälse so tief durchschnitten, dass die Köpfe fast abgetrennt waren, die Ränder waren mit dunkelroter Farbe beschmiert. Oder war es Jewel-Annes Blut?
    Beide Puppen hatten glattes, schwarzes Haar.
    Der Schrei, der sich Avas Kehle entrang, zerriss die nächtliche Stille. Sie fing an zu zittern, starrte ungläubig ihre Cousine an, dann riss sie sich zusammen und zwang sich, Jewel-Annes Puls zu fühlen, natürlich vergebens. Ihre Haut war nicht mal mehr warm.
    »O Gott, o Gott, o …« Ava taumelte rückwärts aus dem Bad, stieß gegen den Rollstuhl und rief laut: »Hilfe! So ruf doch jemand die Neun-eins-eins!« Dann fiel ihr ein, dass sie ihr eigenes Handy dabeihatte. Sie zog es aus der Tasche, tippte die Nummer ein und wurde mit dem Rettungskoordinator verbunden.
    »Hier die Neun-eins-eins, wie lautet –«
    »Hilfe! Schicken Sie Hilfe! Jemand ist ermordet worden! Auf Church Island!«
    »Bitte nennen Sie mir Ihren Namen, Ma’am.«
    »Hier spricht Ava Garrison, wir brauchen Hilfe. Meine Cousine Jewel-Anne Church wurde ermordet! Bitte schicken Sie jemanden auf die Insel, nach Neptune’s Gate!« Sie ratterte gerade die Adresse herunter, als sie Schritte im Flur vernahm. Demetria, schlaftrunken und besorgt, kam ins Zimmer gestürzt.
    »Was ist passiert?«, fragte sie und schoss an Ava vorbei ins Badezimmer, wo sie einen ohrenbetäubenden Schrei ausstieß. Vor Schreck zitternd, ließ sich Ava gegen die Wand von Jewel-Annes Schlafzimmer sacken. Sie hörte, wie das Haus zum Leben erwachte, kurz darauf kam Wyatt, nur mit seiner Pyjamahose bekleidet, herein. Er warf einen Blick ins Badezimmer und prallte entsetzt zurück. Mit rauer Stimme fragte er: »Mein Gott, Ava, was hast du getan?«
     
    Laut Leuchtdigitalanzeige seines Weckers ging der Anruf um null Uhr siebenundfünfzig ein. Snyder, der gerade von den guten, alten Zeiten als Footballstar seiner Highschool geträumt hatte, schreckte aus dem Schlaf hoch. Das Handy auf seinem Nachttisch klingelte schrill. Sheriff Joe Biggs teilte ihm mit, dass auf Church Island womöglich ein Mord passiert war, in Neptune’s Gate. Das Opfer: die behinderte Jewel-Anne Church, leibliche Mutter des vermissten Kindes, Ex-Geliebte von Lester Reece.

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