T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
ein paar Minuten mit Reece unter vier Augen, doch Biggs verkündete, dass er sich glücklich schätzen könne, die Vernehmung durch einen Einwegspiegel mitverfolgen zu dürfen – egal, was er Dern zu verdanken hatte. Joe Biggs blieb standhaft. Das war der große Moment für sein Department.
»Sie sollten froh sein, dass ich Sie so dicht an ihn ranlasse«, hatte er großspurig posaunt, bevor er davongeeilt war. Der Gouverneur hatte angerufen, um ihm zu gratulieren.
Jetzt stand Dern in dem dunklen Beobachtungszimmer und spähte durch den Einwegspiegel in den Vernehmungsraum. Lester Reece, auf der anderen Seite des Spiegels, wurde von einem weiblichen Detective verhört, den Dern nicht kannte. Sie hatte sich Reece als Detective Kim vorgestellt. Die Frau war keine eins fünfundsechzig groß, zierlich, trug eine randlose Brille und das schwarze Haar kurz geschnitten. Ihr ausgeprägtes, leicht vorgeschobenes Kinn wies darauf hin, dass sie knallhart war.
Reece ließ sich davon nicht abschrecken. Streitlustig saß er auf seinem Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt, die Augen glitzernd vor Hass.
»Ich sage Ihnen, ich war’s nicht«, wiederholte er gerade zum fünften Mal. »Ich habe keine dieser Frauen umgebracht. Zur Hölle noch mal, zwei von denen kannte ich nicht mal! Ihr versucht, mir das anzuhängen, weil das leichter ist, als den richtigen Killer zu finden!«
Detective Kim blieb ruhig. Hörte zu. Gab vor, der gleichen Meinung zu sein – und machte einfach weiter.
»Sie können mir tausendmal dieselbe Frage stellen, meine Antwort wird immer gleich lauten: Ich habe keine von denen getötet!« Er starrte in den Spiegel, als wüsste er, dass Dern ihn beobachtete.
»Was ist mit Noah Church?«
»Wer ist das denn?«
»Der Junge, der vor gut zwei Jahren von der Insel verschwunden ist.«
»Was soll mit ihm sein?«
»Wissen Sie, was mit dem Jungen passiert ist?«
»Wie bitte? Sind Sie verrückt? Nein, verdammt noch mal! Damit hatte ich nichts zu tun!«
»Was wissen Sie über ihn?«, wiederholte Kim ihre Frage ruhig.
»Wie ich schon sagte: nichts.«
»Sind Sie sein leiblicher Vater?«
»Was?«
Reece starrte sie verblüfft an, dann schüttelte er vehement den Kopf. »Nein! Was zum Teufel wollt ihr von mir?«
»Aber Sie hatten ein Verhältnis mit Jewel-Anne Church?«
»Ich
kannte
sie, ja, aus der Klinik. Aber ich habe sie nicht
flachgelegt.
Das ist ein
großer
Unterschied. Mein Gott, ihr seid ja völlig durchgeknallt!«
»Warum nicht?«
»Was meinen Sie? Warum ich ihr nicht an die Wäsche gegangen bin? Weil ich nicht wollte, doch nicht dort, in der Anstalt. Ihr Alter hätte mich umgebracht. Oder Schlimmeres.« Plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck. Verschlagen blickte er Richtung Spiegel. »Nicht, dass sie es nicht gewollt hätte. Sie hätte sofort die Beine breitgemacht. Hat alles versucht, um mich scharfzumachen.« Seine Augen funkelten. »Hat mich aufgegeilt, mir ihre Titten gezeigt. Nette Dinger, übrigens.«
»Aber Sie haben sie nicht –«
»Nein, verdammt noch mal! Was brauchen Sie noch? Einen DNS -Test? Nur zu!« Unter seinem graumelierten Bart zuckte ein Muskel. »Ich mag zwar verrückt sein, aber so bescheuert bin ich auch wieder nicht.«
Detective Kim zuckte nicht mit der Wimper.
»Hör zu, du Schlampe«, knurrte Reece. »Ich habe diese Frauen
nicht
umgebracht, ich habe Jewel-Anne Church nicht gevögelt, und ich bin ganz sicher nicht der Vater des verschwundenen Kindes! Kapiert? Versuch bloß nicht, mir das anzuhängen!«
»Und Sie bringen mir Respekt entgegen. Kapiert?« Sie starrte ihn durchdringend an. Als Reece die Schultern sacken ließ, setzte sie nach: »Wissen Sie, wo er ist?«
»Wer? Meinen Sie das Kind? Nein!«
»Nicht die leiseste Ahnung?«
»Vielleicht ist es inzwischen tot? Wer weiß? Was zum Teufel soll das?« In seinen Mundwinkeln hatte sich Speichel gesammelt, den er mit dem Handrücken abwischte.
Detective Kim ließ nicht locker. »Erzählen Sie mir von Jewel-Anne, von Ihrer Beziehung zu ihr.«
»Wie ich bereits sagte, sie kam ständig an, suchte mich im Gemeinschaftsraum auf, beim Freigang auf dem Gelände, brachte mir die Tabletten in mein Zimmer … Offenbar war sie fasziniert von diesem irren Killer. Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat sie mehr als deutlich gemacht, dass sie’s gern mit mir treiben würde …« Er machte eine obszöne Geste. »Sie hat mir sogar bei meiner Flucht geholfen, hat die Schlüssel ihres Vaters beschafft. Der alte Church
Weitere Kostenlose Bücher