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T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

Titel: T Tödliche Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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beschloss Snyder, den Vernehmungsraum aufzusuchen und zu hören, was der gute alte Lester zu sagen hatte.
    Es konnte interessant sein.
     
    »Geh schon mal rein«, sagte Wyatt und stellte den Motor ab. »Ich bringe noch das Boot weg.«
    Gut! Ava konnte nicht schnell genug an Land kommen. Die stumme, nervenaufreibende Fahrt über die Bucht war schlimm gewesen. Vorwürfe hingen in der Luft, das Schweigen wurde ohrenbetäubend und schien sogar das Dröhnen des Motors zu übertönen. Nein, Ava wollte keine weitere Sekunde allein mit ihrem Mann verbringen.
    Draußen vor dem Bootshaus blieb sie stehen und starrte auf das Haus, das sie einst so geliebt hatte. Die kalte Nachtluft umhüllte sie wie ein Leichentuch. Dunkel und bedrohlich ragte Neptune’s Gate über der Bucht auf und wirkte eher wie ein Monstrum denn wie ein Zufluchtsort. Nein, ein Zuhause war das nicht. Zumindest nicht im Augenblick.
    Ein paar Lichter brannten in der Dunkelheit, doch sie reichten nicht aus, um Avas finstere Stimmung aufzuhellen. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatten sich einfach zu viele traumatische Dinge ereignet. Noch vor zwei Tagen war Jewel-Anne quietschlebendig gewesen und hatte sie mit ihren boshaften Vergeltungsaktionen gequält, nun würde Ava ihre Cousine nie wiedersehen, nie mehr das nervtötende Summen ihres Rollstuhls hören, ihre gehässigen Bemerkungen. Nie wieder musste sie sich wünschen, Jewel-Anne würde Elvis durch Michael Jackson ersetzen, Katy Perry, Lady Gaga – egal, wen.
    Jetzt war es ohnehin nicht länger von Bedeutung.
    Sie ging aufs Haus zu, ließ den Nacken kreisen und versuchte, ihre verspannten Muskeln zu lösen. Sie hatte das Gefühl, seit Tagen auf den Beinen zu sein, stundenlang war sie im Büro des Sheriffs verhört worden. Endlich hatten sie sie gehen lassen, und Wyatt, der immer noch den treusorgenden Ehemann gab, hatte darauf bestanden, sie zurück zur Insel zu bringen.
    Ihre Ehe war am Ende.
    Das wussten sie beide.
    Aus und vorbei.
    Sie blickte auf die Lichter von Monroe. Um diese Zeit war nur noch Franks Lebensmittelladen geöffnet, die Neonreklame blinkte durch den aufziehenden Nebel. Heute Abend wirkte die Insel trostlos, verloren. Die Hände in den Manteltaschen, ging Ava am Anleger vorbei, wo sie ins Wasser gesprungen war, und fragte sich, warum sie so sicher gewesen war, dass ihr Sohn hier gestanden hatte. Wie bereitwillig sie sich hatte täuschen lassen!
    Bei dem Gedanken an Noah zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Von Wyatt hatte sie erfahren, dass Lester Reece leugnete, den Jungen entführt zu haben oder dessen Aufenthaltsort zu kennen. Sagte er die Wahrheit? Oder hatte er das Undenkbare getan, und sie musste nach all der Zeit der grauenvollen Tatsache ins Gesicht blicken, dass ihr Kind tot war?
    Ein Kloß stieg in ihrer Kehle auf.
    Tränen brannten hinter ihren Lidern, doch sie nahm sich mit letzter Kraft zusammen.
    Wenn sie erst einmal achtundvierzig Stunden geschlafen hatte, würde sie ihre Gedanken neu ordnen.
    An erster Stelle kommt die Scheidung. Egal, wie müde du bist, morgen zwingst du dich aus dem Bett und rufst einen Anwalt an.
    Fröstelnd rieb sie ihre Arme, dann blickte sie ein letztes Mal zum Anleger. Er war leer. Nie wieder würde sie ihren Sohn am Rand der Pier über dem kabbeligen, tintenschwarzen Wasser stehen sehen.
    Als sie jetzt den Weg zurück zum Haus ging, wurde ihr klar, dass das Leben mit ihrem Sohn langsam, aber sicher zu einer verblassenden Erinnerung wurde. Wieder traten ihr die Tränen in die Augen, erneut drängte sie sie zurück.
    »Gott stehe ihm bei, wo immer er sein mag«, betete sie. Ihr Atem beschlug in der kalten Nachtluft, ihr Herz brach in tausend Stücke.
    Vielleicht ist es an der Zeit, die Insel zu verlassen. Zeit für einen Neubeginn.
    Sie kam an Noahs Gedenkstein vorbei, dachte an die schreckliche Nacht, in der sie das kleine Puppengrab gefunden hatte.
    Würde sie es schaffen, dieses Haus aufzugeben, das ihr so viel Kummer und Schmerz gebracht hatte? Sie wäre allein, denn sie würde es auf keinen Fall noch einmal mit Wyatt versuchen.
    Ava öffnete die Haustür, zog ihren Mantel aus und warf ihn über die Garderobe. Das Haus roch nach abgestandenem Kaffee, kalter Asche und verwelkenden Blumen, doch es war wunderbar still. Nach all dem Trubel brauchte sie Ruhe, Zeit, um das Hämmern in ihrem Kopf zum Verstummen zu bringen, Raum, um zu schlafen und zu vergessen.
    Niemand war da, nur Mr. T., Virginias Kater, saß auf der Bank im Foyer. Sie

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