T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
für Wyatt Leben oder Tod bedeuten konnten.
»Hier Neun-eins-eins, bitte nennen Sie den Grund für Ihren Notruf –«, meldete sich der Koordinator mit heiserer Stimme.
»Schicken Sie Hilfe nach Neptune’s Gate auf Church Island! Sofort! Mein Mann ist angegriffen worden! Er … o Gott, vielleicht ist er schon tot!«
»Beruhigen Sie sich, Ma’am. Wer sind Sie, und was möchten Sie melden? Einen Überfall?«
»Mein Name ist Ava Church Garrison, und ich beobachte eine Frau, die versucht, meinen Mann umzubringen! Hier draußen auf der Insel. Sie müssen jemanden herschicken, und zwar schnell!« Ihre Stimme bebte vor Panik. »Die Angreiferin hat ein Messer, und sie versucht, ihn zu töten!«
»Sie beobachten den Angriff?«
»Mit meinem Handy! Mit der Kamera auf meinem Handy!«, rief sie und eilte die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Ihr blieb keine Zeit mehr. Wyatt konnte jeden Moment verbluten.
Barfuß rannte sie durchs Foyer ins Arbeitszimmer. Die Standuhr schlug laut die Stunde, jeder hallende Schlag gemahnte sie an Wyatts Herzschlag, der jeden Augenblick für immer verstummen konnte.
Benommen von den Schlaftabletten, prallte sie mit der Hüfte gegen den Schreibtisch, dann stieß sie sich den Zeh an Derns Stuhl. »Autsch! Verdammt!«
»Ma’am? Mrs. Church?«, tönte die Reibeisenstimme des Notrufkoordinators aus dem Handy.
»Bitte hören Sie zu«, stieß Ava atemlos hervor. »Khloe Prescott sticht auf meinen Ehemann ein. Schicken Sie Hilfe! Sofort!«
»Und das beobachten Sie per Handy?« Skepsis.
»Ja!« Frustriert ratterte sie ihre Adresse herunter. »Geben Sie Detective Snyder oder Detective Lyons Bescheid. Und beeilen Sie sich!«
»Bitte bleiben Sie in der Leitung, Mrs. Church –«
»Das geht nicht!«, rief sie, unterbrach die Verbindung und versuchte es noch einmal bei Dern. Nichts. Blieb nur noch eine SMS .
Khloe hat Wyatt erstochen. Auf dem Dachboden. Schick Hilfe!
Sie sendete die Nachricht, dann stellte sie das Handy auf lautlos, um zu vermeiden, dass jemand auf sie aufmerksam wurde, sollte es plötzlich klingeln.
Beeil dich, Ava, beeil dich!
Benommen versuchte sie, die Schreibtischschublade zu öffnen, in der Wyatt seine Pistole aufbewahrte, doch natürlich war sie verschlossen.
»Komm schon, denk nach, Ava!« Wo war nur der Schlüssel? Er hatte ihr das Versteck gezeigt, als er die Waffe wegen Noah weggesperrt hatte … Endlich fiel es ihr wieder ein. Mit zitternden Fingern, voller Angst, dass Khloe sie hier entdeckte, schloss Ava die Schublade auf.
Leer!
»Verdammt!«
Ihr Mut sank, doch sie durfte nicht aufgeben. Sie musste die Ruger finden, auf die Wyatt so stolz war. Hektisch durchwühlte sie die anderen Schubladen, schleuderte den Inhalt zu Boden, suchte wie verrückt, doch sie fand nichts.
Khloe hat sie!
Sie hat die Telefonleitung gekappt und die Pistole an sich genommen!
Und jetzt?
Du darfst keine weitere Zeit verschwenden! Hol dir ein Messer aus der Küche, schnell! An der Magnetschiene über dem Herd hängen ein halbes Dutzend!
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie lautlos in die Küche huschte. Wer war noch Teil dieser grauenvollen Verschwörung? Trent? Jacob? Ian? Vor allem aber: Wer war noch im Haus? Waren wirklich alle fort? Hinter jeder Ecke, so fürchtete sie, lauerte neue Gefahr. Was war mit Simon? Virginia? Wussten sie, dass Khloe zur Mörderin geworden war?
Reiß dich zusammen. Jetzt geht es erst einmal darum, mit Khloe fertigzuwerden. Beeil dich, Ava!
Sie erreichte den Durchgang zur Küche, doch sie spürte, wie ihr mehr und mehr die Kraft ausging. Das Schlafmittel schien endgültig die Oberhand gewonnen zu haben, sie musste sich mächtig anstrengen, um sich zu konzentrieren. Sie blieb mit dem Fuß an der Schwelle hängen und geriet ins Straucheln.
Los, Ava, du schaffst das!
Vorsichtig tappte sie durch den dunklen Raum. Einzig eine Außenlaterne, deren Licht durchs Küchenfenster hereinfiel, erhellte die stygische Finsternis.
Ein Schatten huschte vor dem Fenster vorbei. Fast hätte sie laut aufgeschrien, doch dann stellte sie fest, dass es die schwarze Katze war, die sich auf der Anrichte neben dem Spülbecken versteckt hatte.
Ava strich mit den Fingerspitzen über den großen Gasherd, dann tastete sie nach den Magnetschienen, die an den Wandfliesen befestigt waren. Vorsichtig glitten ihre Finger über die Messer, ehe sie den stabilen Griff eines Fleischermessers umschlossen. Sie löste es von der Schiene, dann entschied sie, ein weiteres, kleineres
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