T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Rohrbruch, der Keller war überflutet – grauenhaft!«
»Klingt übel.«
»War es auch. Alles ist direkt in mein Wäschezimmer gelaufen … igitt! Zum Glück ist Al, du weißt schon, Al Wright von der Klempnerei, gleich gekommen und hat mich gerettet. In ein paar Tagen ist alles wieder trocken, und wir können zum Alltag zurückkehren. Behauptet er zumindest. Im Moment habe ich sämtliche Wäsche von zu Hause im Salon gelagert. Aber es könnte noch schlimmer sein, finde ich.«
»Viel schlimmer«, bestätigte Ava, ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Am liebsten hätte sie hinter sich abgesperrt, aber das ging ja leider nicht. Wieso nur hatte sie zugestimmt, dass Wyatt nach ihrem Suizidversuch das Schloss ausbauen ließ? Nun platzte ständig jemand herein und störte ihre Privatsphäre.
»Ach, Ava, ich bin so eine Idiotin!«, sagte Tanya. »Im Grunde sind ein paar schmutzige Socken und dreckige Unterwäsche doch kein Problem. Wenn ich daran denke, was du alles durchgemacht hast …« Ohne diesen Gedanken näher auszuführen, fügte sie hinzu: »Es tut mir so, so leid für dich.«
Es klopfte in der Leitung. Jemand versuchte, Ava zu erreichen, doch sie ignorierte den Anruf.
»Ist schon gut«, beschwichtigte sie ihre Freundin, auch wenn sie beide wussten, dass Avas Situation alles andere als gut war.
Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen ihre Zimmertür. »Ich hatte gehofft, wir könnten uns auf einen Kaffee treffen oder zusammen zu Mittag essen. Egal, was.«
»Das wäre toll! Jederzeit … ich werde versuchen, es dazwischenzuschieben. Du weißt ja, die Arbeit im Salon, die Stundenpläne der Kinder und, und, und. Das ist ganz schön schwierig. Kannst du dir vorstellen, wie viel Zeit ich im Auto verbringe, um die Kinder zur Schule, zum Fußball, zum Ballett und sonst wohin zu chauffieren? Du solltest mal meine Benzinrechnungen sehen!«
Kinder zu ihren Veranstaltungen zu fahren klang in Avas Ohren himmlisch, doch sie sprach es nicht aus. Stattdessen sagte sie: »Du hast mehr um die Ohren als ich, also schlag du einen Termin vor.«
»Na schön, lass mich mal nachsehen … Wie wär’s mit … oh, vielleicht könnten wir uns sogar schon morgen treffen! Ich habe eine Stunde Mittagspause, doch leider erst gegen vierzehn Uhr, vierzehn Uhr fünfzehn. Passt das? Ich habe vorher einen Haarschnitt und Farbe eingetragen, das dauert womöglich etwas länger.«
»Kein Problem.«
»Okay, dann hol mich doch einfach vom Laden ab.«
»Gegen zwei. Mache ich. Und bring Fotos von Bella und Brent mit.«
»Hab ich auf dem Handy. Ja, ich weiß, ich bin eine von diesen schrecklichen Müttern, die überall mit ihren Kindern prahlen!« Sie lachte, und Ava spürte, wie sie sich ein wenig entspannte.
»Bis bald, ich freue mich schon!« Sie wollte gerade auflegen, als sie Tanya rufen hörte.
»Halt! Warte, Ava, jetzt habe ich nur von mir gesprochen. Was ist mit dir? Geht es dir gut?«
Da war sie wieder, die verhasste Frage.
»Ich, ähm, ich habe gehört, was vorgestern Abend passiert ist«, fügte Tanya hastig hinzu. »Ist alles in Ordnung bei dir?«
»Bestens«, erwiderte Ava rasch, weil sie das Brummen des Aufzugs hörte. Mit gesenkter Stimme fügte sie hinzu: »Lass uns darüber reden, wenn wir uns treffen.«
»Versprochen?«
Draußen auf der Galerie war jetzt das Quietschen von Rädern zu hören.
Klopf, klopf, klopf.
Fingerknöchel pochten an ihre Schlafzimmertür.
Mein Gott, nicht schon wieder!
»Hand aufs Herz«, flüsterte sie automatisch, dann drückte sie das Gespräch weg. Als Teenager hatten sie diese drei Worte immer dann gemurmelt, wenn es ihnen ernst war. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man es absolut ehrlich meinte, wenn man
Hand aufs Herz
sagte. Es war fast so etwas wie ein Schwur.
Ava stieß sich vom Türblatt ab und rief: »Ich komme!« Dann steckte sie das Handy in ihre Hosentasche und riss die Tür auf.
Davor saß Jewel-Anne in ihrem Rollstuhl, die Hand erhoben, als wollte sie gerade erneut anklopfen. Ihr Rollstuhl versperrte die ganze Tür und machte es Ava unmöglich, sich an ihrer Cousine vorbeizudrücken.
»Dein Frühstück wird kalt«, teilte Jewel-Anne ihr mit ausdruckslosem Gesicht mit. Ihre Puppe, heute eine Rothaarige mit grünen, dicht bewimperten Augen, schien Ava durchdringend zu mustern. Jewel-Anne zog den Ohrhörer ihres iPods heraus und legte den Kopf schräg.
»Ich habe Virginia doch gesagt, dass ich gleich runterkomme«, erwiderte Ava eine Spur
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