T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Stimmungsschwankungen sind schlecht, weil …?«
Demetria blickte sie argwöhnisch an. »Ich nehme an, Sie erinnern sich, dass Sie vor gar nicht langer Zeit ein Bad im Ozean genommen haben? Die Tabletten dienen unter anderem dazu, lebensbedrohliche Situationen wie diese zu vermeiden.«
»Es geht mir viel besser.«
»Es ist erst –«
»Es ist lange genug her!«, fauchte Ava, dann versuchte sie, ihren Unmut zu zügeln. Sämtliche Gemütsausbrüche würden die Pflegerin in ihrer Meinung nur bestärken. »Ich weiß, dass ich in letzter Zeit nicht gerade der stabilste Mensch war. Wenn ich also noch einmal in der Bucht auf Tauchgang gehe, bin ich
vielleicht
dazu bereit, die Tabletten zu nehmen. Doch zunächst einmal möchte ich abwarten.«
»Dr. McPherson wird gar nicht glücklich darüber sein.«
»Bin ich dazu da, sie glücklich zu machen?«, fragte Ava schnippisch. Demetria hielt ihr noch immer die gläserne Tablettendose mit den Psychopharmaka entgegen. Ava deutete darauf und sagte: »Machen Sie sich keine Sorgen deswegen, ich werde Dr. McPherson anrufen und mit ihr reden.«
»Könnten Sie das nicht tun, nachdem Sie Ihre Tabletten genommen haben?«
Jetzt ging ihr Jewel-Annes Pflegerin wirklich auf die Nerven. Ava musste sich alle Mühe geben, nicht zu schreien. »Stellen Sie die Medikamente bitte auf den Nachttisch.«
»Warum müssen Sie nur alles so kompliziert machen?«, platzte Demetria heraus.
»Dasselbe habe ich mich eben über Sie gefragt.« Sie marschierte an der Pflegerin vorbei, wobei sie deren Arm streifte. Die Tabletten flogen durch die Luft.
»Vorsicht!« Demetria ließ sich auf die Knie fallen und suchte hektisch nach den kirschroten Pillen. »Sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben!«
Aber Ava eilte bereits die Galerie entlang und die Treppe hinunter, die Schritte gedämpft von dem weichen Läufer in der Mitte der alten Holzstufen. Sie würde sich heute Morgen nicht in einen Streit verwickeln lassen. Demetria war eine von diesen selbstgerechten Besserwisserinnen, die Ava nicht ausstehen konnte. Wie schön, dass es Jewel-Anne gelungen war, ihre Pflegerin davon zu überzeugen, sich jetzt auch noch um Ava kümmern zu müssen!
Doch das würde sie nicht zulassen.
Im Erdgeschoss wurde sie von Virginias schiefem Gesumme empfangen, das aus der Küche drang, begleitet von Radiomusik und dem Zischen von in der Pfanne brutzelndem Speck. Regen prasselte gegen die hohen Fenster rechts und links neben der schweren Eichenhaustür.
Graciela hatte recht: Avas Handtasche lag auf der kleinen Bank neben der Tür. Sie musste sie gestern dort vergessen haben … doch sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Egal, dachte sie, nahm die Tasche und kramte das Handy hervor, das sie in einer kleinen, mit einem Reißverschluss versehenen Innentasche aufbewahrte.
Der Duft nach warmem Kaffee und gebratenem Speck wehte zu ihr herüber. Ihr Magen fing an zu knurren. Eilig entsperrte sie die Tastatur und ging ihre Anrufliste durch. Sie hatte drei Anrufe versäumt – zwei von Tanya, der dritte ohne Anruferkennung. Auch eine SMS war eingegangen.
Ruf mich sofort zurück. Tanya
»Mach ich, mach ich«, murmelte sie, drückte die »Anruf erwidern«-Taste und stieg die Stufen wieder hinauf.
Energische Schritte hallten durchs Foyer.
»Miss Ava?«, ertönte Virginias Stimme.
Fast wäre sie ins Straucheln geraten, als sie herumfuhr und die Köchin erblickte. In diesem Augenblick meldete sich Tanya.
»He, ich dachte schon, du hättest meine Nachricht nicht bekommen! Vielmehr meine
Nachrichten!
Gehst du eigentlich nie ans Telefon?«
»Hi! Bleib bitte mal kurz dran«, sagte Ava ins Handy, während Virginia vier Stufen unter ihr wie angewurzelt stehen blieb.
»Oh, es tut mir leid«, sagte die Köchin schnell und zog die Augenbrauen zusammen, als sie bemerkte, dass Ava telefonierte. »Ich wusste nicht, dass Sie beschäftigt sind.« Sie trat den Rückzug in die Küche an und fügte leiser hinzu: »Das Frühstück ist fertig, es steht im Frühstückszimmer.«
Ava wollte bereits ablehnen, doch um keinen weiteren Streit vom Zaun zu brechen, erwiderte sie knapp: »Ich bin gleich unten«, dann stieg sie weiter die Stufen hinauf. Als sie außer Hörweite war, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Handy zu. »Tut mir leid, Tanya, hier passiert immer alles gleichzeitig.«
»Ist doch nicht schlimm. Ich habe deine Nachricht bekommen. Schade, dass ich dich verpasst habe. Ich hatte die Klempner im Haus …
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