T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
nicht reagierte, fuhr er fort: »Und Sie sind Ava Garrison? Ihnen gehört diese Insel?«
»Ein Teil davon.« Sie wrang das kalte Salzwasser aus ihren Haaren.
»Der Großteil davon«, korrigierte er und blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an. Sie bibberte. »Und Sie wissen nicht, wer ich bin?«
»Nein. Ich habe keinen blassen Schimmer.« Obwohl sie unter Schock stand, merkte sie, wie sehr er sie verunsicherte.
Er murmelte etwas Unverständliches, dann sagte er: »Nun, das ist interessant. Sie haben mich angestellt. Erst letzte Woche.«
»Ich?« O Gott, hatte sie wirklich ein so schlechtes Erinnerungsvermögen? Konnte das wirklich sein? Kopfschüttelnd ließ sie sich von ihm zum Haus führen. Eisiges Wasser lief ihr das Rückgrat hinunter. »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Sie hätte sich mit Sicherheit an ihn erinnert.
»Genau genommen war es Ihr Ehemann.«
Oh. Wyatt.
»Ich vermute, er hat vergessen, mich davon in Kenntnis zu setzen.«
»Tatsächlich?« Wieder musterte er sie eindringlich, und für einen kurzen Augenblick fragte sie sich, ob ihr tropfnasses Nachthemd womöglich durchsichtig war.
»Na dann«, sagte sie, seine zweifelnde Frage ignorierend, »herzlich willkommen.«
Er lächelte nicht. Sie betrachtete seine harten Züge in der zunehmenden Dunkelheit: tiefliegende Augen, deren Farbe im Dämmerlicht nicht auszumachen war, markantes Kinn mit Bartschatten, rasiermesserdünne Lippen und eine leicht schiefe Nase. Sein Haar war dunkel wie die Nacht, tiefbraun oder schwarz.
Plötzlich flog die Fliegengittertür zur hinteren Veranda auf und schlug mit einem Knall hinter einer Frau wieder zu, die aus dem Haus gestürzt kam.
»Ava? Oh, mein Gott, Ava! Was ist passiert?«, rief Khloe ihnen entgegen. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich Sorge wieder. »Lieber Himmel, du bist ja klatschnass!«
Austin Dern lockerte seinen Griff um Avas Arm.
»Was um Himmels willen hast du getan?« Khloes Gesichtsausdruck schwankte zwischen Mitleid und Furcht. »Oh, sag nichts. Ich weiß es.« Sie drückte Ava an sich; es schien ihr nichts auszumachen, dass ihre eigenen Sachen nass wurden. »Du musst damit aufhören, Ava. So kann das nicht weitergehen. Komm, ich bringe dich ins Haus.« Ihre Augen richteten sich auf den Fremden, und sie fügte hinzu: »Sie auch. Du liebe Güte, ihr seid ja beide nass bis auf die Knochen!«
Khloe und der Fremde wollten Ava den Muschelschalenweg zum Haus hinaufführen, doch sie schüttelte ihre helfenden Hände ab und erschreckte dabei Virginias schwarzen Kater, Mr. T., der sich hinter einem Rhododendronstrauch versteckt hatte. Fauchend schoss er unter die Veranda, gerade als Avas Cousin Jacob aus seiner Räuberhöhle vom Apartment im Souterrain des alten Hauses herbeigeeilt kam.
Etwas von Avas altem Schneid kehrte zurück. Sie hatte es satt, das Opfer zu sein und mitleidsvoll angestarrt zu werden, war der wissenden Blicke überdrüssig, die die anderen sich zuwarfen, als wollten sie sagen: »Die Arme.« Sie hielten sie für verrückt.
Na und?
Es war schließlich nicht so, als hätte sie ihre geistige Gesundheit nicht selbst infrage gestellt, das letzte Mal vor ein paar Minuten, trotzdem ging ihr die allgemeine Besorgnis langsam mächtig auf die Nerven.
»Was ist passiert?«, wollte Jacob wissen. Seine Brille saß schief, sein rötliches Haar war zerzaust, als habe er geschlafen.
Ava ignorierte ihn, genau wie die anderen, und stieg tropfend die Stufen hinauf, das Nachthemd klebte an ihrem Körper. Sollten sie doch denken, was sie wollten! Sie
wusste,
dass sie Noah gesehen hatte, ganz egal, was Khloe oder der Cowboy von Retter dachten, ganz egal, was diese nervtötende Seelenklempnerin, Ms. Evelyn McPherson, dachte: Sie war nicht verrückt. War nie verrückt gewesen. War nicht reif für die Klapsmühle.
»Warte, ich helfe dir«, versuchte Khloe es erneut, doch Ava wehrte ab.
»Danke, es geht schon.«
»Du bist gerade in den Ozean gesprungen, Ava! Ich glaube nicht, dass du jetzt allein sein solltest!«
»Lass mich einfach in Ruhe, Khloe.«
Khloe warf Dern einen Blick zu, dann trat sie mit erhobenen Händen einen Schritt zurück. »Na gut.«
»Kein Grund, melodramatisch zu werden«, murmelte Ava.
»Ach, jetzt bin
ich
also die Dramaqueen!« Khloe seufzte. »Nur fürs Protokoll: Wer hat sich vor ein paar Minuten in die Fluten gestürzt?«
»Schon gut, schon gut.« Ava öffnete die Fliegengittertür. »Ich hab’s kapiert.« Die Wärme im Haus, der würzige Duft nach Tomaten
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