T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
allen anderen auch.«
»Hätte ja sein können, dass du damit angeben wolltest.«
»Angeben? Ich wollte nichts wie weg von diesem Psychopathen! Er hat – wie viele Menschen umgebracht? Fünf? Sechs? Da wollte ich kaum sein nächstes Opfer werden. Ich bin abgehauen, Mann!« Jacob wirkte aufrichtig, als hätte er es in jener Nacht tatsächlich mit der Angst zu tun bekommen. »Warum zum Teufel interessiert Sie das eigentlich?«
»Aus keinem besonderen Grund. Ich habe lediglich davon gehört und bin neugierig geworden.«
»Sie müssen sich nicht weiter den Kopf zerbrechen. Ich habe den Scheißkerl gesehen. Irrtum ausgeschlossen. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe!«
»Ich dachte, Trent würde kommen«, sagte Ava nach dem Abendessen. Sie hatten es sich im Wohnzimmer vor dem Kamin gemütlich gemacht, der Fernseher lief lautlos. Jewel-Anne, eine ihrer unheimlichen Puppen neben sich, saß in ihrem Rollstuhl in der Nähe des Fensters, das rasend schnelle Klackern ihrer Stricknadeln übertönte das Zischen des Feuers. Wyatt, die Zeitung vor sich ausgebreitet, die Lesebrille auf die Nasenspitze geschoben, hatte an einem Ende des Sofas Platz genommen, Ava am anderen. Ian saß im Fernsehsessel, einen Drink in der Hand.
Das ganze Szenario wirkte irgendwie falsch. Fast wie gestellt.
»Trent muss aufgehalten worden sein«, bemerkte Ian achselzuckend. »Vielleicht etwas Geschäftliches.«
»Er ist pharmazeutischer Vertreter. Was für langwierige Geschäfte mag er in Anchorville schon zu erledigen haben?«
»Er hat eine Menge Kunden.« Ian schwenkte die Eiswürfel in seinem Bourbon, bevor er einen Schluck nahm.
»Es gibt zwei Apotheken in der Stadt.«
»Und ein Krankenhaus, einen ärztlichen Bereitschaftsdienst und mehrere Praxen«, ergänzte Wyatt und warf seiner Frau einen Blick über den Rand seiner Lesebrille zu.
Ian nickte. »Die Kunden wollen umworben werden. Vermutlich wird er anrufen und fragen, ob man ihn gegen Mitternacht abholen kann.«
»Vielleicht übernachtet er ja in der Stadt«, sagte Jewel-Anne, ohne die Stricknadeln sinken zu lassen. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, als wisse sie etwas, das die anderen – zumindest Ava – nicht wussten.
Schritte näherten sich, und Demetria erschien.
»Sind Sie so weit?«, wandte sie sich an Jewel-Anne. »Ein bisschen Physiotherapie vor dem Schlafengehen?«
»Schon wieder Physiotherapie?«, beschwerte sich Jewel-Anne. »Habe ich heute denn nicht schon genug im Zentrum gemacht?« Doch sie schob bereits Nadeln und Wolle in die Strickzeugtasche, die an ihrem Rollstuhl hing.
»Es sind ja nur ein paar Dehnübungen«, sagte Demetria. Jewel-Anne setzte ihre Puppe zurecht, dann rollte sie mit gequältem Gesicht aus dem Zimmer.
»Hat die eigentlich immer schlechte Laune?«, fragte Ian und zermalmte einen der Eiswürfel mit den Zähnen. »Nun«, sagte er, klopfte sich auf die Knie und stand auf, »für heute Abend reicht’s mir.« Damit trug er das leere Glas in die Küche und ließ Ava mit ihrem Mann allein.
»Du bist heute in der Stadt gewesen?«, fragte Wyatt, ohne von seiner Zeitung aufzublicken.
Ava zuckte innerlich zusammen. »Das ist richtig. Ich habe mit Tanya zu Mittag gegessen.«
Wyatt schnaubte. Er hatte Avas Freundin nie gemocht. »Hat dich jemand begleitet?«
Lag ein Anflug von Vorwurf in seiner Stimme oder bloß Sorge? »Ich bin allein zurechtgekommen.«
»Gut … ich war nur etwas beunruhigt. Khloe ist extra dageblieben, damit sie dich unterstützen kann.«
»Es geht mir gut«, sagte Ava wohl zum millionensten Mal. Wyatt zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe.
»Na schön, nicht wirklich ›gut‹«, räumte sie ein, »aber ich fühle mich wesentlich kräftiger als noch vor ein paar Tagen, also mach dir keine Sorgen. Lass mich einfach selbst entscheiden, was ich mir zutraue und was nicht.«
»Ich weiß, dass du mich für überfürsorglich hältst.«
»Du
bist
überfürsorglich.«
»Du hast mir genügend Grund dazu gegeben, Ava, und das weißt du. Auch Dr. McPherson ist sich nicht sicher, ob du in der Lage bist, die richtigen Entscheidungen zu treffen.«
»Das hat sie dir gesagt?«
»Ja.«
»Hätte sie nicht erst mit mir reden müssen?«
»Sicher. Doch sie hätte dir genau das Gleiche gesagt.«
Das stimmte, dachte Ava. Die gute alte Evelyn hielt mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg.
»Dann traut sie mir also nicht zu, zu entscheiden, ob ich in der Lage bin, mit meiner Freundin zu Mittag zu essen oder nicht?«
»Ich
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