T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
die Sicherheit zuständig, oder?«
»Nicht offiziell.« Jacob wirkte nervös. Gereizt. »Nein.«
»Aber du hast doch Kameras installiert …«
Jacob zuckte die Achseln. »Ein paar.«
Das wusste Dern bereits, doch er beschloss, sich nichts anmerken zu lassen. »Kannst du mir zeigen, was sie in der Nacht aufgezeichnet haben, in der Ava vom Anleger gesprungen ist?«
»Ich, ähm, ich habe keine Kamera auf den Anleger gerichtet, nur aufs Haus.«
»Nicht mal auf das Bootshaus? Gibt es hier keinen Vandalismus?«
»Warum interessiert Sie das?«, fragte Jacob vorsichtig.
»Ich bin für die Sicherheit der Tiere zuständig und dafür, dass die Gebäude in Schuss bleiben, da würde ich gern wissen, was auf mich zukommt.«
Wenig überzeugt nahm Jacob auf seinem Schreibtischstuhl Platz. Widerwillig fuhr er den Computer hoch. »Ich glaube nicht, dass das wichtig für Ihren Job ist.«
»Vielleicht doch.«
»Und Sie werden niemandem von den … Sie wissen schon … erzählen?«
»Von den Pornos? Nein.«
Jacob holte tief Luft, schob eine leere Tasse und einen Notizblock beiseite und griff nach der Maus. Der größere der beiden Bildschirme erwachte zum Leben, ein paar Mausklicks später erschien ein Mehrfachbild. Zu sehen waren die vordere und die hintere Veranda, die dem Haus zugewandte Seite des Bootshauses und eine Art Panoramablick, vermutlich von der Garage aus aufgenommen, auf einen Teil des Pferdestalls und den Parkplatz. Dern erkannte die untere Hälfte der Treppe, die zu seinem Apartment führte.
Jacob klickte sich durch das Menü, bis er das gesuchte Datum fand.
»So, da ist es«, sagte er mehr zu sich als zu Dern. Aufnahmen flackerten in schneller Geschwindigkeit über den geteilten Bildschirm, Menschen hasteten mit abgehackten Bewegungen hin und her, bis Jacob an der entsprechenden Stelle anhielt und die Bänder in Normalgeschwindigkeit ablaufen ließ.
Dern spürte, wie er sich innerlich verspannte.
Die Kamera, die auf die hintere Veranda gerichtet war, zeigte, wie die Hintertür aufgestoßen wurde. Ava erschien, panisch. Mit nackten Füßen und wehendem Nachthemd rannte sie die Stufen zum Garten hinunter. Sekunden später wurde sie von der Bootshauskamera erfasst. Sie stürmte Richtung Anleger, dann war sie wieder verschwunden. Jetzt tauchte er selbst auf, am Fuß der Treppe zu seiner Wohnung. Er erstarrte, drehte den Kopf, dann rannte er los, um die Stallecke und aus dem Sichtfeld der Kamera hinaus. Kurz darauf erschien auch er in dem Bildschirmquadrat, welches das Bootshaus zeigte, inzwischen ohne Stiefel, nur auf Socken, dann war er wieder verschwunden.
Mehrere Sekunden verstrichen, die Zeit, die Ava und er im Wasser gewesen waren.
Ganz am Rande eines der Quadrate war ein Stück des Strandes neben dem Bootshaus zu sehen. Auch Ava und er waren nun wieder im Bild, doch nur zur Hälfte: Man sah seine klatschnassen Jeans und das tropfende Nachthemd, das an ihren Beinen klebte, während er ihr Richtung Haus half.
Zwei Sekunden später wurde die Tür zur hinteren Veranda aufgestoßen, und Khloe Prescott rannte über die Veranda in den Garten.
»Wollen Sie noch mehr sehen?«, fragte Jacob mit einem Blick über die Schulter, als Dern aufstand.
»Das genügt.«
»Dann sind wir damit quitt, oder?«
»Eine letzte Sache noch. Ich habe gehört, du warst angeblich der Letzte, der Lester Reece nach seinem Ausbruch aus Sea Cliff gesehen hat.«
»Nicht ›angeblich‹, ich habe ihn gesehen.«
»Und?«
»Ich war jagen. Ja, ich weiß, es war Nacht, und ja, es ist illegal, selbst während der Saison. Ich habe etwas im Wasser gehört und meine Taschenlampe aufs Ufer gerichtet, und da habe ich ihn gesehen, Mann. Das schwöre ich! Es war der verfluchte Lester Reece. Ich habe mir fast in die Hose gemacht vor Angst.«
»Woher wusstest du, dass er es war?«
»Den kannten doch alle, der war auf der Insel eine regelrechte Legende, wenn auch nicht gerade im positiven Sinne.«
»Was ist dann passiert?«
»Was soll schon passiert sein? Ich bin abgehauen, das ist alles. Das Rotwild, das ich ins Visier genommen hatte, war vergessen. Ich bin einfach nur in meinen Pick-up gesprungen und habe zugesehen, dass ich Land gewinne.«
»Obwohl du ein Gewehr bei dir hattest?«
»Eine Winchester mit Kammerverschluss. Aber ich wollte ihn doch nicht erschießen!«
»Hast du denn kein Foto von ihm gemacht? Mit deinem Handy?«
»Was glauben Sie denn? Als hätte ich dazu Zeit gehabt! Er hat mir eine Höllenangst eingejagt, wie
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