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Taberna Libraria

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Titel: Taberna Libraria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Dageroth
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Bund entfernen. Niemals.
    Das habe der Vorbesitzer so verfügt.
    Den Grund dafür hatte ihr Watson jedoch auch nicht nennen können.
    Jetzt allerdings sah sie es.
    Yazeem strich behutsam mit dem Daumen über das Kupfer, als halte er eine kleine, zerbrechliche Wühlmaus in den Händen. Seine Lippen berührten fast sein Handgelenk. "Hallo, alter Freund."
    Ungläubig verfolgten Silvana und Corrie, wie sich die Form leicht zu bewegen begann. Anfänglich war es nicht mehr als ein Zittern, dann ein deutliches Recken und Strecken - wie ein gerade erst erwachter Schläfer. Schließlich hob sie ein zuckendes Ende zu ihrem Träger. "Ich muss dringend in die Schriftrolle", raunte Yazeem der Schnecke zu. "Öffne bitte."
    Unter den großen Augen der beiden Freundinnen gab die Form so etwas wie ein zustimmendes Nicken von sich und formte aus seinem aufgerollten Ende ein seltsames Zick-Zack-Muster. "Ich danke dir", flüsterte Yazeem und schob den so entstandenen Schlüssel langsam ins Schloss. Es gab ein leises Klicken und die Tür schwang nach innen auf. Dahinter lag ein schmaler, beinahe lichtloser Raum mit roh verputzten Wänden und einem groben Betonboden. Ein undurchsichtiges Muster aus feinen, dunklen Linien erstreckte sich kreisförmig zu ihren Füßen.
    Corrie betrachtete es argwöhnisch und versuchte, einzelne Formen zu erkennen. "Was ist das?"
    "Das ist unser Weg hier raus", antwortete Yazeem, der hinter ihnen die Tür von innen wieder verschloss.
    "Im Ernst."
    "Das ist mein voller Ernst." Und während er begann, das Muster mit seinen Füßen in einer offenbar ganz bestimmten Reihenfolge zu berühren, erwachten die Linien zu blauglühendem Leben. Ein dumpfes Brummen begann den Raum zu erfüllen, ein leichtes Beben lief durch den Fußboden. "Meine Damen", grinste Yazeem und fasste sie an den Schultern, "die Reise beginnt!"

Willkommen auf Amaranthina!
    Hustend, und ein wenig benommen, hockten Corrie und Silvana nebeneinander auf dem grob gehauenen Steinboden. Während sie noch versuchten, wieder einen einigermaßen klaren Gedanken zu fassen, hörten sie plötzlich eine unbekannte Stimme: "Scheint so, als wäre drüben wieder geöffnet."
    Corrie hob den Blick fragend zu dem Sprecher, um zu einer wenig geistreichen Antwort anzusetzen, doch ihr klappte lediglich der Unterkiefer herunter.
    Silvana, die den Kopf von dem massiven Mauerwerk abwandte, um zu sehen, wer da mit ihnen sprach, kam blitzschnell auf die Beine und stolperte bis an die Wand zurück. Ungläubig starrte sie das Wesen an, das neben ihnen stand.
    "Was denn die Damen, noch nie einem Faun begegnet?" Ihr Gegenüber lächelte herzlich und betrachtete die beiden Neuankömmlinge aufmerksam. Er war von der Größe eines zehnjährigen Kindes und trug eine dunkelglänzende Tunika, die über der breiten Brust mit silbernen Bändern geschnürt war. Sie reichte ihm bis zum Oberschenkel und darunter sah Corrie seine Beine, die mit zottigem, braun-weiß geschecktem Fell bedeckt waren. Statt Füßen besaß er gespaltene Hufe.
    Er lächelte noch immer, wenn nun auch eine Spur unsicherer, und kratzte sich zwischen seinen kurzen Hörnern. Seine großen, kaffeebraunen Augen musterten die beiden Frauen nach wie vor voller Interesse. "Wie es scheint, eher nicht, oder? Also gut. Solltet ihr tatsächlich nichts ahnend hierher gelangt sein, so erlaubt mir …"
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Im selben Moment glühte das Feld am Boden erneut auf. Den Raum durchlief ein weiteres Beben, das jedoch nur noch halb so stark war wie das erste Beben. Und dann stand Yazeem zwischen den beiden jungen Frauen und zog seinen Ledermantel zurecht.
    Schmunzelnd hob er den Blick zu dem Ziegenmenschen. "Sei gegrüßt, Vincent. Wie stehen die Geschäfte?"
    Auf dem Gesicht des Fauns machte sich nach einem kurzen Moment der Fassungslosigkeit überschwängliche Freude breit. "Yazeem! Das ist ja phantastisch! Wie lange warst du fort? Vier Jahre?"
    "Eher fünf." Yazeem straffte mit einem tiefen Seufzen die Schultern. Seine hellen Augen richteten sich auf Corrie und Silvana, die ihn und den Faun noch immer sprachlos anstarrten. "Darf ich euch Vincent vorstellen? Buchhaltung und Bestellwesen in der
Magischen Schriftrolle
." Er warf dem Faun einen raschen Seitenblick zu. "Das stimmt doch noch, oder?"
    Vincent zwinkerte. "Der Tag muss erst noch kommen, an dem ich mich freiwillig etwas anderem widme."
    "Dann laufen die Geschäfte also gut?", fragte Yazeem und half Corrie auf die Beine.
    Der Faun neigte

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