Taberna Libraria
Nachfragen."
"Ungefähr sechs Regalmeter", erwiderte Silvana, die schnell im Kopf nachgezählt hatte. "Können die Leute hier denn überhaupt etwas damit anfangen?"
Yazeem lachte. "Fremde Welten, seltsame Leute, unbekannte Objekte und dazu noch ein mysteriöses Verbrechen - die Mischung funktioniert hier durchaus."
Im selben Moment kehrte Veron mit einem riesigen Buch zurück, das er Silvana hinhielt. "Dies ist euer Liber. Gebt gut darauf Acht."
"Und lasst es niemanden benutzen außer euch und Yazeem", riet Cryas. Er ließ seinen Blick erneut über seine Mitarbeiter schweifen. "Möchte sonst noch jemand etwas wissen?"
Diesmal erntete er generelles Kopfschütteln. "Also gut, dann wieder raus mit euch und zu den Kunden. Wenn euch noch etwas einfallen sollte, sind die beiden ja noch eine Weile hier." Er lächelte ihnen zu. "Und das nicht zum letzten Mal, wie ich annehme."
"Willst du nicht mitkommen, Silvie?", fragte Corrie eine halbe Stunde später mit einem Blick über die Schulter.
Silvana hob kurz den Blick von den ersten Seiten des Liber Panscriptum und schüttelte den Kopf. "Ich würde mich gerne erst einmal eine Weile mit unserem neuen Werkzeug hier befassen. Cryas erklärt mir gleich, wie man es genau zu benutzen hat. Hab ganz viel Spaß mit Vincent und merk dir alles, was du siehst. Ich verlasse mich darauf, dass du mir später ganz genau berichten kannst, was ich alles verpasst habe."
"Ich werde mir alles merken, damit ich es dir später noch einmal
zeigen
kann", widersprach Corrie. "Genauso wie du mir dann
zeigen
musst, wie ich das Liber benutzen muss. Bis später dann!"
Vom Kribbeln der Neugierde und der Vorfreude erfüllt, lief Corrie durch den Gang zurück zu Vincent, der sie neben einem der Lesepulte erwartete. Dort hatte er sich gerade mit einem elfischen Kunden unterhalten. "Ah, Corrie", sagte er, als sie neben ihn trat. "Bereit, einen aufregenden Nachmittag zu verbringen?"
"Offen für alles."
"Dann sollte ich dich wohl nicht länger warten lassen." Er wandte sich dem Elfen zu und neigte den Kopf. "Wir werden unser Gespräch hoffentlich an anderer Stelle weiterführen können, Eramas. Ich muss mich jetzt einer anderen Verpflichtung zuwenden."
Der Angesprochene neigte ebenfalls den Kopf, bevor er breit zu grinsen begann. "Dann wünsche ich viel Erfolg." Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Buch, das aufgeschlagen auf dem Pult vor ihm lag und Vincent warf Corrie einen vielsagenden Blick zu, bei dem er die Augen verdrehte und leicht in Richtung des Elfs nickte. Dann ließ er Corrie mit einer einladenden Geste den Vortritt zum Ausgang der
Magischen Schriftrolle
.
Corrie dankte ihm und ging auf die Tür zu, doch kurz vorher verharrte sie und sah unschlüssig durch das bunte Glas nach draußen.
Vincent warf ihr einen fragenden Seitenblick zu. "Stimmt etwas nicht?"
Corrie atmete tief durch. "Ich habe mich nur gerade gefragt, was mich dort draußen wohl erwartet und wie es mein Weltbild verändert. Ich werde nicht mehr der gleiche Mensch sein, wenn ich einmal dort draußen war, oder?"
Der Faun schüttelte lächelnd den Kopf. "Bestimmt nicht, soviel kann ich dir sagen. Aber glaub mir, du brauchst nichts fürchten - im Gegenteil. Ich bin sicher, dass wir einen Riesenspaß zusammen haben werden. Amaranthina ist es wirklich wert, gesehen zu werden. Das Schlimmste, das dir vermutlich passieren kann, ist, dass ich dich von irgendwoher wegtragen muss, weil wir wieder zurück in die
Magische Schriftrolle
müssen."
Der Gedanke entlockte Corrie ein amüsiertes Grinsen. "Glaubst du?"
"Aber sicher. Komm, ich beweise es dir." Und mit diesen Worten packte Vincent Corries Hand und schritt mir ihr nach draußen.
Geblendet vom plötzlichen Sonnenlicht hob Corrie im ersten Moment den Arm über die Augen und blinzelte. Es dauerte jedoch nur wenige Sekunden, dann hatte sie sich daran gewöhnt und ließ interessiert erwartungsvoll den Blick umherschweifen. Was sie sah, war einmalig. Sie stand neben Vincent am oberen Ende einer breiten Gasse, die von Ladenzeilen gesäumt wurde und in deren Mitte alle paar Meter ein kleiner Brunnen oder ein Kübel mit farbenprächtigen, seltsam geformten Blumen stand, um sie in zwei Seiten zu teilen. Die Häuser selbst waren in der Mehrheit weiß, jedoch mit sanftem Schimmern von Azur bis Terrakotta. Es gab auch vereinzelte Häuser dazwischen, die ganz in blau oder in verschiedenen Grüntönen gestrichen waren. Über das meerblau- und weiß-gemusterte Pflaster bewegte
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