Taberna Libraria
durchaus in der Lage, sich zu schützen, wenn es wirklich nötig werden sollte."
"Na gut." Corrie sah zögernd in Richtung Kellertür, holte tief Luft und straffte die Schultern. "Dann machen wir uns auf den Weg zu Cryas." Sie sah Silvana fragend an. "Oder?"
Diese schenkte ihrer Freundin ein zuversichtliches Grinsen. "Auf ins Abenteuer."
Yazeem legte den beiden Frauen die Arme um die Schultern und zog sie mit sich. "Cryas wird wirklich hocherfreut sein - und Vincent erst! Ich habe ihm schon so lange versprochen, dass er einmal hierher mitkommen darf."
Keine zehn Minuten später spuckte sie das Portal erneut vor dem Pult des besagten Fauns aus.
Dieser sah freudestrahlend von seinem Pergament auf und legte die Feder beiseite, mit der er geschrieben hatte. "Das sieht mir ganz nach einer Entscheidung für den Buchladen aus", stellte er fest und erhob sich, um ihnen die Tür zu öffnen. "Dann bin ich hocherfreut, der erste Gratulant sein zu dürfen. Ihr werdet diese Entscheidung gewiss nicht bereuen - so eine Chance wie diese bekommt man nur einmal im Leben."
"Und viele andere erhalten sie gar nicht", fügte Yazeem schmunzelnd hinzu. "Und müssen sich den Rest ihres Buchhändlerlebens mit den ewig gleichen, verrückten Kunden herumschlagen."
Silvana warf ihm einen Blick zu, aus dem deutlich zu lesen war, dass sie nicht daran zweifelte, in Woodmoore ebenso viele verrückte Kunden vorzufinden - wenn nicht sogar noch mehr davon.
Yazeem registrierte es mit einem stummen Lächeln, das seine Zähne aufblitzen ließ.
Als der Werwolf sie darauf wieder in den Verkaufsraum der
Magischen Schriftrolle
führte, begrüßte sie ein ähnlich buntes Treiben wie bereits bei ihrem ersten Besuch. Zusätzlich zu den Zentauren-Professoren scharten sich diesmal auch mehrere hellhäutige Elfen in leuchtenden Roben um die Lesepulte, während ein Stück weiter eine Gruppe älterer Frauen einen Halbkreis um ein dickes Buch gebildet hatte und gedämpft diskutierte. Im Sonnenlicht unter der Kuppel zogen -wie schon am Vortag- die fliegenden Bücher ihre Kreise und nicht weit von ihnen entfernt schlug sich Pearly, die junge Zentaurin, tapfer mit einer Gruppe kleiner Kinder aller möglicher Rassen und deren Lehrern herum.
Fneck, der Yazeems Winken in seine Richtung bemerkt hatte, kam zu ihnen gehoppelt. "Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung", brummte er den beiden jungen Frauen mit sonorer Stimme entgegen, bevor er sich an den Werwolf wandte. "Cryas ist vermutlich in seinem Büro. Ich habe ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Am besten, du klopfst kurz. Aber das weißt du ja alles." Damit sprang er auf eine junge Fee zu, die zur Tür herein gekommen war und sich suchend umblickte.
Yazeem zuckte die Schultern. "Also dann, versuchen wir unser Glück an der Tür des Meisters." Er ging voraus bis zu der hellen Tür zwischen den vergitterten Regalen und klopfte. Während sie warteten, nickte er zu dem Durchgang. "Wenn ihr zu Cryas wollt, merkt euch eines: Immer klopfen. Niemals einfach die Tür öffnen. Das kann böse ausgehen."
"Wegen der Schutzzauber?", fragte Silvana.
Der Werwolf nickte. "Ihr wisst Bescheid, wie ich sehe."
Im selben Moment ging die Tür auf und Cryas sah mit erstaunter Miene auf das Trio hinab. "So schnell hatte ich nun nicht unbedingt mit einer Entscheidung gerechnet." Er trat zur Seite, um sie einzulassen und deutete mit der Pfote zu den bereits bekannten Lehnstühlen. "Ich hoffe wirklich, dass eure Entscheidung, wie auch immer sie geartet sein mag, nicht leichtfertig und vorschnell getroffen worden ist."
Während Yazeem stehen blieb und sich die beiden Freundinnen setzten, ließ sich auch Cryas wieder auf seinem Kissenberg nieder und schob die Papiere auf dem Schreibtisch zu einem Haufen zusammen. In einem Käfig, der direkt danebenstand, hatte das Buch des Bergolin gelegen, ohne sich zu regen. Als die jungen Frauen sich näherten, erhob es sich jedoch auf den Rücken und legte ein paar Seiten um seine Gitterstäbe.
"Nun?" Cryas musterte Corrie und Silvana über seinen mächtigen Schnabel hinweg. "Wie habt ihr euch entschieden?"
Corrie atmete einmal tief durch, bevor sie antwortete. "Wir wollen weitermachen."
Im Gegensatz zu Yazeems freudigem Ausbruch in der Küche verzog der Greif nur den Schnabel zu einem leisen, wissenden Lächeln und nickte. "Es tut gut, diese Entscheidung zu hören und ich bin euch zutiefst dankbar, dass ihr diese Verantwortung übernehmen wollt. Euch eröffnen sich damit eine Menge
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