Taberna Libraria
Nachtelf. "Wie bei den Winden des Südmeeres kommt dieses Biest auf einmal hier rein?"
"Egal, solange wir es wieder loswerden!", erwiderte Kushann. Die leeren Bierhumpen landeten polternd auf den Bohlen zu seinen Füßen.
Yazeem fasste Silvana und Corrie an den Armen. "Rasch, auf den Tisch mit euch. Rollnessler greifen nur auf Bodenhöhe an."
Er folgte den beiden Freundinnen auf den stabilen Holztisch hinauf und sah dann mit an, wie vor ihnen die Umrisse des Ersten Offiziers auf seltsame Weise zu wabern begannen, zerflossen, sich auflösten und an seiner Stelle ein fremdartiges Tier sichtbar wurde. Im Grunde genommen sah es aus wie eine gewöhnliche Robbe mit dunkelgrünem, schleimüberzogenem Pelz. Doch ihr Maul war breit und massiv wie das einer Bulldogge und die Nasenöffnungen saßen nicht vorne, sondern weiter oben wie bei einem Vogel. Als die Robbe ein aggressives Zischen ausstieß, um den Rollnessler auf sich aufmerksam zu machen, konnten sie einen kurzen Blick auf ihr Gebiss werfen, das aus zwei Reihen fingerlanger, scharf gezackter Zähne bestand.
"Was ist das für ein Tier?" Corrie drehte sich atemlos zu dem hinter ihr stehenden Werwolf um.
"Eine Nesselrobbe", antwortete Yazeem. "Das einzige Tier, das sich auf Rollnessler als Beute spezialisiert hat. Sie sind praktisch unempfindlich gegen das Gift, wenn überhaupt einer der Stacheln ihren rutschigen Pelz durchdringt, und ihre Zähne können einen armdicken Tentakel mit einem Biss zerteilen."
Das wiederholte Zischen der Nesselrobbe hatte unterdessen Wirkung gezeigt. Der Rollnessler, der bereits seine Stacheln in die Beine zweier Crewmitglieder des Nachtelfs geschlagen hatte, ließ von ihnen ab und kam auf die Robbe zugeschlichen, um sich seinem Widersacher zu stellen.
Die Kameraden der Verletzten hatten so Zeit, diese und sich selbst weiter in Sicherheit zu bringen. Und auch Blutschatten selbst flüchtete nun auf die Theke und überließ der Nesselrobbe das Feld.
Diese stürzte fauchend vor und schnappte mit ihrem mächtigen Gebiss nach einem der Nesslerarme. Doch der Rollnessler war auf der Hut und zog blitzschnell seine Tentakel ein, sodass die Robbe an ihm vorbei ins Leere stieß. Fauchend warf sie sich wieder herum, um den Rollnessler von der anderen Seite aus zu attackieren. Doch wieder war das Wesen vorbereitet. Zwei seiner Tentakel stachen nach der vorbeistürzenden Robbe, glitten jedoch am dichten, schmierigen Pelz ab und hinterließen lediglich helle Spuren im Schleim.
Blitzschnell hatte sich die Nesselrobbe wieder um die eigene Achse gedreht und fixierte den Rollnessler nun abwartend mit leicht geducktem Kopf. Ihre Nasenöffnungen vibrierten schnaufend.
Ihr gegenüber verharrte der Rollnessler ohne eine weitere Bewegung. Nur seine Tentakel zuckten unruhig.
Beide Gegner starrten einander für eine ganze Weile so an.
Der Rollnessler abwartend.
Die Nesselrobbe angespannt und sprungbereit.
Schließlich war es jedoch der Rollnessler, der zuerst wieder vorstieß und auf die Robbe zuschoss.
Diese besaß jedoch ganz eindeutig die besseren Reflexe, wich in einer geschmeidigen Bewegung aus und vergrub gleichzeitig ihr mächtiges Gebiss in einem der Tentakel, die auf sie gezielt hatten.
Der Rollnessler gab ein hohes Quietschen von sich und blieb auf der Stelle stehen.
Hinter ihm hob die Robbe ihren herausfordernden Blick von dem zuckenden Tentakelende, das auf dem Boden vor ihr lag.
"Das sieht gut aus, Shan", hörten Corrie und Silvana den Kapitän auf der Theke murmeln. "Mach ihn fertig."
Als hätte sie Blutschatten gehört, stieß die Nesselrobbe ein tiefes, aggressives Röhren aus und warf sich erneut auf den Rollnessler, der noch immer mit dem Stumpf seines abgetrennten Tentakels beschäftigt schien.
Er bemerkte den Vorstoß seines Gegners deshalb erst viel zu spät.
Ungehindert drang die Nesselrobbe durch das Gewirr aus Fangarmen und hieb ihre langen Zähne in den ungeschützten, schwammigen Körper des Rollnesslers. Grünes Blut spritzte und benetzte das Gesicht der Robbe, die instinktiv die Nasenlöcher schloss. Unter dem Druck ihrer Kiefer splitterten die Knochen, die das empfindliche Innere des Rollnesslers verbargen und mit einem letzten lauten Quieken brach er zusammen. Seine Tentakel streckten sich lang und kraftlos auf dem Boden aus, sein Körper sank dazwischen auf den Boden.
Jetzt erst ließ die Nesselrobbe von ihm ab, löste ihre Zähne aus seinem Fleisch und machte ein paar unbeholfen wirkende Sprünge rückwärts.
Ihre
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