Taberna Libraria
versauern würden?"
"Ja, ich und mein großes Mundwerk." Silvana warf Yazeem einen Hilfe suchenden Blick zu. "Was wird uns heute neben den
normalen
Kunden noch erwarten?"
Yazeem zuckte die Schultern. "Aufgrund der Bestellzettel, die ihr erhalten habt - Elfen, Magier, Feen, eine Nymphe und ein freundlicher, alter Kobold, wenn er denn gleich heute vorbei kommen sollte."
Corrie seufzte tief. "Und nicht zu vergessen, meine Eltern."
Silvana sah sie entsetzt an. "Wann haben sie das denn entschieden?"
"Ich hatte die SMS heute Morgen auf meinem Handy."
"Na super."
Yazeems Blick wanderte verständnislos zwischen den beiden Freundinnen hin und her. "Was ist denn daran so schlimm?"
"Das wirst du merken, wenn du sie siehst", antwortete Corrie. "Sie sind etwas … anstrengend."
"Freundlich ausgedrückt", ergänzte Silvana und verdrehte die Augen.
"Aber es sind doch deine Eltern!", wandte Yazeem ein.
"Warte einfach ab."
Silvana betrachtete ihr angebissenes Brot. "Irgendwie fehlt mir der Appetit."
"Ist nicht schlimm", beruhigte sie der Werwolf. "Das wird jetzt wohl doch langsam die Aufregung sein. Aber sorgt euch nicht zu viel - ihr werdet das ganz hervorragend machen. Es sind alles nur Kunden, die auf der Suche nach spannender Lektüre sind. Egal, ob sie aus eurer oder aus unserer Welt stammen. Da ihr beiden Buchhändlerinnen seid, sollte euch dies keinerlei Probleme bereiten. Und wenn ihr wirklich nicht weiter wissen solltet, bin ich ja auch noch da."
Corrie stürzte ihren restlichen Kaffee hinunter und schob den Teller von sich. "Ich schließe dann wohl besser auf. Bevor wir noch anfangen, daran zu zweifeln, was wir am besten können - Bücher empfehlen." Sie zog den Schlüssel hervor.
"Ich komme ja schon." Silvana erhob sich ebenfalls und holte tief Luft.
"Euer erster eigener Laden", lächelte Yazeem aufmunternd. "Wie ihr es euch gewünscht habt."
Silvana warf ihm noch einen fragenden Blick zu. "Und wir sind hier auch wirklich sicher? Und das Buch von Angwil auch?"
Der Werwolf legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. "Das seid ihr. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
"Und wenn wieder Lamassars Leute hier auftauchen?"
"Dann werden sie nicht herein kommen können. Und jetzt verschwendet keinen weiteren Gedanken daran. Es ist euer großer Tag. Genießt ihn."
Also verließen sie gemeinsam die Küche und steuerten auf die Eingangstür zu. Bereits vom Tresen aus war zu sehen, dass die ersten Leute vor den Schaufenstern warteten. Silvana erkannte Mrs. Blessing mit einem Korb über ihrem Arm und Mr. Watson, der direkt neben ihr stand. Dazu noch Mrs. Puddle von nebenan mit ihren beiden Corgis Humphrey und Balthasar, die interessiert am Laternenpfahl auf dem Gehweg schnüffelten, sowie Mr. Hepworth, der Bürgermeister von Woodmoore, den sie schon kurz nach dem Kauf kennengelernt hatten. Er hatte ein paar Reporter der ansässigen Zeitungen mitgebracht, die Corrie und Silvana bereits von einem Bericht zu den Renovierungsarbeiten kannten. Die übrigen zwei Männer und die Frau, die etwas Abseits standen, waren den beiden jedoch völlig unbekannt. Einer war ein hagerer, dunkel gekleideter Mittvierziger, der andere ein kleines, rundliches Männchen mit Spitzbart und Gehstock. Die Frau, die sich in ihren teuer aussehenden Mantel schmiegte, schien im Licht der Morgensonne ätherisch zu schimmern.
"Das ist gut", raunte Yazeem und lächelte nach draußen. "Niemand, der eine komplizierte Behandlung brauchen würde."
"Dann kennst du die drei?", fragte Silvana.
"Ich werde euch nacheinander mit ihnen bekannt machen. Ihr werdet sehen, sie sind alle überaus liebenswerte Kunden."
Corrie zögerte kurz, bevor sie den Schlüssel ins Schloss schob - doch dann öffnete sie die Tür mit einem Ruck und strahlte mit Silvana und Yazeem um die Wette nach draußen. Alle Anspannung fiel mit einem Mal von ihr ab, als die frische Luft ihr entgegenschlug, und alle Erlebnisse der letzten Tage traten in den Hintergrund. "Willkommen, alle zusammen! Wir freuen uns, Sie in Woodmoores neuem Buchladen
Taberna Libraria
begrüßen zu dürfen - wo Sie mehr finden können, als sie es für möglich halten werden!"
Über die Aufregung der Eröffnung verging der Tag wie im Flug. Nachdem sie der Bürgermeister für seine Glückwünsche beiseite genommen und die Presse sie interviewt hatte, konnten sie sich all den neuen Kunden widmen, die nach und nach in den Laden kamen. Mrs. Blessing hatte ihnen jede Menge Plätzchen und anderes Gebäck
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