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Taberna Libraria

Taberna Libraria

Titel: Taberna Libraria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Dageroth
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seiner Manteltasche hervorzog, das wie eine Art Rosenkranz wirkte. Silberne Anhänger mit merkwürdigen Symbolen wechselten sich mit verschieden großen, schwarzen Perlen ab.
    "Was ist das für eine Kette?"
    "Ein Katalysator", erwiderte Talisienn, während er seine Brille abnahm und in der Manteltasche verschwinden ließ. "Mit ihrer Hilfe kann ich die Ströme der Magie besser lenken und fokussieren - und das ist bei dem, was ich vorhabe, unbedingt notwendig."
    "Klingt gefährlich", sagte Corrie beklommen und kam zu Silvana herüber. Dicht blieb sie an der Seite ihrer Freundin stehen.
    "Nicht für euch. Und jetzt schweigt eine Weile."
    Im selben Moment löschte Yazeem das Deckenlicht. Nun spendeten nur noch die Leselampen auf den Pulten und die Laterne vor der Tür mattes, schattenreiches Zwielicht. Corrie und Silvana waren zusammengezuckt und sahen sich nervös um, doch noch immer gab es in der tiefen Finsternis der Ecken und Nischen nichts, das sich bewegte. Keine leisen Stimmen, die über ihre Haut zu kriechen trachteten.
    Und so lenkten sie ihre Aufmerksamkeit zurück zu Talisienn.
    Der Vampir bewegte tonlos die Lippen, als er seinen Zauber intonierte, und hob langsam die Arme. Seine Linke, um die er die Kette gewickelt hatte, ballte er dabei zu einer Faust zusammen - so hart, dass sie zitterte.
    Unvermittelt packte Corrie ihre Freundin am Arm und deutete stumm auf den Boden zu ihren Füßen.
    Aus den engen Fugen zwischen den Brettern quoll heller Nebel und kroch auf den Vampir zu.
    Als er dabei auch an ihren Beinen vorbeizog, spürte Silvana eine unglaubliche Kälte. Noch viel intensiver als jene, die von den Eiskatzen ausgegangen war. Doch die Kälte war nicht das einzige, das die Dunstschwaden mit sich brachten. Sie zogen nicht einfach dahin, wie normaler Nebel es getan hätte. Ihre substanzlosen Körper zerrten wild und beinahe ärgerlich an ihren Beinen und Füßen; so als wollten sie ein Hindernis aus dem Weg räumen. Erst als Silvana sich enger an Corrie drückte und damit aus dem Weg trat, ließ der Druck nach und der Nebel zog weiter an ihr vorbei.
    Corrie neben ihr schauderte. "Was ist das?", raunte sie ihrer Freundin atemlos zu.
    "Hoffentlich kein zweiter Schatten."
    Dem konnte Corrie nur beipflichten. Ein solches Wesen pro Abend, auch wenn es diesmal unter der Kontrolle des Vampirs stehen sollte, war eindeutig genug…
    Sie sah wieder zu Talisienn, der langsam die Arme hob, die eine Hand wie in einer stummen Bitte geöffnet. Die andere, um die er die Kette gewickelt hielt, war noch immer zu einer zitternden Faust geballt, an der die Fingerknöchel deutlich hervortraten. Etwas jedoch ließ Corrie irritiert zusammenzucken; täuschte sie sich, oder waren da dunkle Tropfen, die an den silbernen Anhängern hinabrannen und zu Boden fielen?
    Konnte das Blut sein?
    Sie versuchte, genauer hinzusehen.
    Ein weiterer Tropfen löste sich und verschwand im Nebel, der sich um Talisienns Füße sammelte, als wartete er auf den nächsten, um ihn aufzunehmen.
    Ja, sie war sich ganz sicher.
    Es war Blut.
    Ihr Herz begann schneller zu klopfen, während sich ihr Magen verkrampfte.
    Wieso tat er das? Gehörte das zu dem Schutzzauber?
    Sie blickte hastig zur Seite.
    Ob es die anderen auch sahen?
    Der Anblick von Silvana, die eine Hand an den Mund gehoben hatte und Talisienn aus aufgerissenen Augen anstarrte, enthob sie einer entsprechenden Frage. Auch die Männer um Blutschatten hatten sich halb auf den Polstern aufgerichtet und fixierten das Schauspiel mit bestürzter Miene.
    Der Nebel hatte mittlerweile eine Insel um Talisienns Beine gebildet und wallte, der Bewegung seiner Arme folgend, zu drei Säulen empor, die einen Halbkreis vor ihm bildeten.
    Auf dem Gesicht des Vampirs rangen Anspannung und Schmerz um die Vorherrschaft, seine Kiefer mahlten krampfhaft und sein Atem hatte sich deutlich sichtbar beschleunigt, doch seine Stimme, die er nun erhob, war kraftvoll und eindringlich: "Ich rufe euch zurück auf die Erde, Augen des Himmels, Wächter der Gestirne, Herren der Stürme. Eure Dienste werden einmal mehr benötigt! Kommt und tretet vor mich! Ich rufe euch!"
    Gebannt verfolgten die beiden Freundinnen, ebenso wie die Männer hinter ihnen, wie die drei Nebelsäulen daraufhin mehr und mehr Gestalt annahmen. Aus dem wallenden Dunst bildeten sich übermannshohe, muskulöse Körper wie die eines Mannes, jedoch mit gewaltigen, immer wieder zerfasernden Schwingen auf dem Rücken und mächtigen, doppelten Adlerköpfen auf den

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