Taberna Libraria

Donnald zu Talisienn gestürzt war und sich auf der Sofalehne niedergelassen hatten, gurrten beinahe bekräftigend.
    Donn schien noch etwas sagen zu wollen, seine Kiefer mahlten unentschlossen, dann schüttelte er jedoch nur den Kopf. "Später."
    Doch bevor er sich zum Gehen wenden konnte, hielt ihn Talisienn noch einmal an der Schulter zurück. "Entfernt niemals das Blut am Boden", schärfte er Corrie und Silvana ein. "Niemals. Es bindet die Aare an diese Welt und ihren Auftrag, euch zu schützen. Denkt immer daran." Nach diesen Worten, ließ er sich bereitwillig von seinem Bruder zur Tür führen.
    Auch die drei Tauben erhoben sich nun und flatterten hinter den beiden Vampiren hinaus in die Nacht.
    Als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, sah Silvana ihre Freundin resigniert von der Seite an. "Vielleicht sollten wir uns jetzt auch lieber hinlegen. Bevor wir noch irgendetwas tun, was wir nicht beabsichtigt haben."
    Yazeem hinter ihnen schüttelte den Kopf. "Donn hat es sicherlich nicht so gemeint."
    "Er sorgt sich nur um Talisienn", fügte Blutschatten hinzu.
    "Nehmt euch seine Worte nicht so sehr zu Herzen", nickte auch Kushann, bevor er sich streckte. "Dennoch teile ich die Meinung, dass wir uns zur Ruhe begeben sollten."
    Blutschatten stellte seine Tasse auf das Tablett zurück. "Dann nutzen wir den Schlaf, der uns noch bleibt. Und harren der Dinge, die der neue Tag uns bringt."

    Es waren jedoch erst wenige Stunden verstrichen, als Corrie aus dem Schlaf hochschreckte und sich aufsetzte.
    Silvana, die neben ihr auf dem ausgeklappten Sofa lag, brummte kurz und drehte sich auf die andere Seite. "Was ist denn los?"
    Corrie zuckte die Schultern und ließ ihren Blick unbehaglich durch ihr Zimmer wandern. Einen Moment lang betrachtete sie misstrauisch die Silhouetten der Zweige, die der Wind draußen gegen die Laternen schlug und die ruhelos über die Wand zuckten. Doch sie blieben genau das, was sie waren. Silhouetten. "Ich habe keine Ahnung."
    "Vielleicht hast du nur schlecht geträumt? Würde mich nach dem Abend nicht wundern. Ich werde garantiert auch noch Alpträume bekommen."
    "Ich glaube nicht, dass ich schlecht geträumt habe. Und ehrlich gesagt fühle ich mich eigentlich sogar ziemlich sicher, jetzt wo Blutschatten, Kushann, Tjero und Yazeem in der Nähe sind."
    "Aber das werden sie nicht immer sein", hielt Silvana dagegen. "Als wären die Kunden und ihre seltsamen Wünsche für den Anfang nicht schon genug." Sie schwieg kurz. "Ich wünschte, ich wäre nicht so neugierig gewesen und hätte das Buch nicht aus dem Spiegel geholt."
    Corrie schüttelte den Kopf. "Damit hast du den Schatten aber doch nicht heraufbeschworen. Er war dort draußen und hat auf uns gewartet, völlig unabhängig von dem Buch. Wenn wir nicht sofort zu Talisienn gewollt hätten, wären wir diesem Ding eben nur später begegnet. Aber wir wären ihm begegnet."
    "Mir wäre 'später' eindeutig lieber gewesen. Nach der ganzen Aufregung der vergangenen Tage."
    "Aber dann wäre vielleicht einer von uns ihm alleine begegnet." Corrie schauderte bei dem Gedanken sichtlich. "Und wer weiß, ob dann eine schnelle Flucht in den Laden möglich gewesen wäre."
    "Daran möchte ich lieber gar nicht denken", brummte Silvana. Aber natürlich tat sie es doch. Wenn sie sich vorstellte, dass sie oder Corrie diesem Ding ganz alleine hätten gegenüberstehen müssen … Gruselig. Sie fühlte sich an eine alte Mutprobe aus Grundschulzeiten erinnert, als bei einem Schulausflug jedes der Kinder alleine in der Dunkelheit über ein einsames Feld, vorbei an einem halbzerfallenen, alten Bauernhaus hatte gehen müssen. Einzig in Begleitung der eigenen Taschenlampe - und der eigenen Courage. Laufen war verboten gewesen. Der Weg über das Feld, der keine hundert Meter weit gewesen war, hatte sich für sie beinahe endlos hingezogen. Die kleine Schokoladentafel, die damals jedes Kind als Belohnung für die überstanden Angst bekommen hatte, war ein willkommener Trost gewesen. Aber sie bezweifelte, dass sich der Schrecken des Schattens so einfach damit hätte bekämpfen lassen. Wenn sie ihm denn alleine überhaupt hätten entkommen können …
    Corrie neben ihr schaffte es trotz ähnlicher Gedanken, wieder ein schwaches Lächeln aufzusetzen. "Weißt du, da kommen wir nach Woodmoore und halten es für das verschlafenste Nest in ganz England. Und nach nur ein paar Tagen hat man hier mehr erlebt, als in einem ganzen Jahr in London. Und weitaus mehr Skurriles, als die