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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
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Udo auf einem braunen Plastikstuhl mit gebogenen Metallfüßen. Es waren diese Billigheimer-Stapelstühle aus den achtziger Jahren. Udo nestelte sein iPhone raus und checkte abermals den Status seiner Facebook-Seite. Nein. Weder eine Bianca – noch ein anderes weibliches Wesen hatten sich bisher gemeldet. Auch das Starten des Mail-Clients brachte keine neuen Erkenntnisse in Udos Leben. Udo steckte das Handy missmutig wieder ein. Nicht aber, ohne vorher noch seinen Status zu aktualisieren:
    ›Kopfschmerz-Joe sitzt in der Klinik und wartet auf den Onkel Doc‹, war nun durch Upload seines Handys auf seiner Facebook-Seite zu lesen.
    Er nahm ein altes, zerfleddertes ›Welt der Wunder‹-Magazin und blätterte darin. Schon als er auf Seite fünf angelangt war, legte er es aber wieder zurück, denn ein Kaugummi war längs über die Seite gezogen worden und verband nun diese und die nachfolgende Seite untrennbar miteinander. Udo ekelte es. Wieder wühlte er am Tisch nach Lesbarem.
    Anscheinend waren alle anderen Zeitungen bereits in Arbeit, denn alles was sich ihm außer einschlägigen Medizinzeitungen zum Lesen anbot, war eine sechs Monate alte ›Neue Post‹. Widerwillig las er also eine Zeitung, die er sonst nicht einmal mit der Zange angegriffen hätte.
    Nach knapp dreißig Minuten legte er sie wieder hin und checkte abermals den Status mit seinem iPhone. ›BING!‹ Aha – recht gehabt. Endlich eine neue Mitteilung. Aber es war wieder nur Schnibbi, der netterweise die Bemerkung »Aha, kriegst endlich deine lang ersehnte Hirntransplantation :)« dazugeschrieben hatte.
    Dummsack!
    Udo begann sich zu fragen, ob das mit dem iPhone wirklich so eine gute Idee war. Öffentlich demütigen lassen konnte er sich auch so und müsste nicht irgendeiner Funkgesellschaft monatlich ein Vermögen in den Rachen stopfen. Just in dem Moment, als Udo noch mehr über den Sinn seines Handys zu sinnieren begann, plärrte eine Lautsprechanlage aus den Siebzigern blechern seinen Namen und forderte ihn auf einzutreten. Udo fummelte das Handy hastig wieder zurück in die Jacke und betrat die Tür Nummer drei, so wie es ihm die Big-Brother-Stimme aus dem Lautsprecher eben geheißen hatte.
    Drinnen saß ein ›George Clooney‹-Verschnitt. Udo war beeindruckt und neidisch zugleich. Der Mann sah aus wie ein Model, oder eher noch wie ein Gigolo. Wie sich schnell herausstellte, war das Model aber der zuständige Arzt. Somit waren die Mädels im Hintergrund vermutlich doch keine Groupies, sondern die Krankenschwestern und Pflegerinnen, die das Model bei seiner Tätigkeit unterstützten.
    Udo vermutete, dass diese jeden Morgen einen erbitterten Kampf darum führten, wer bei dem Adonis tagsüber arbeiten durfte. Wahrscheinlich ging der Kampf dann bis zum Abend weiter. Wieder wurde sein abschweifender, neidvoller Tagtraum durch eine weitere Ansprache des Arztes unterbrochen. Er wollte Details wissen. Na gut.
    Udo erzählte, wann die Kopfschmerzen erstmals aufgetreten waren und wie sie sich anfühlten und wann sie immer da waren.
    Der behandelnde Arzt stellte sofort eine Erstdiagnose: ›Commotio cerebri‹, was immer er damit sagen wollte. Um sich aber sicher zu sein und eine genaue Diagnose stellen zu können, wollte er unbedingt noch zusätzlich eine Computertomographie haben. Das sagte er zumindest. Udo wollte zwar nicht digital in Streifen geschnitten werden, dennoch beugte er sich im Stillen dem Wunsch des Arztes. Er konnte zwar kein Latein, aber es klang schon irgendwie so nach dem Höllenhund Cerberus, also kein gutes Omen.
    Ein junger Pfleger forderte Udo auf, ihm zu folgen und brachte ihn nach kurzem Weg durch das Labyrinth des Krankenhauses zu dem Raum, in dem die gigantische Röntgenröhre untergebracht war. Udo wurde aufgefordert, seine Kleidung bis auf die Unterwäsche auszuziehen und auf einen Stuhl zu legen. Danach bat ihn der Pfleger, sich vor das Gerät auf ein Bett zu legen. Dieses konnte, sobald Udo darauf lag, per Knopfdruck in die Röntgenröhre befördert werden. Der Raum war kalt. Udo war sowieso schon auf Grund des Schlafmangels kalt. Er zitterte.
    »Schie werden ein wenig hier warten müsschen, dann kommt die Schweschter und macht die Bilder mit Ihnen«, nuschelte der Pfleger, aber in einer sehr freundlichen Art. Die vermutete Freundlichkeit des Pflegers wurde bestätigt. Er erkundigte sich bei Udo, ob er eine Decke haben möchte. Und ob er mochte! Allem Anschein nach konnte man ihm das Frösteln schon ansehen. Der Pfleger

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