Tablettenfee
heute morgens aufgewacht war.
Alles war blitzblank und hatte einen Platz gefunden.
Selbst die zahllosen Stapel an CDs, für die Udo jahrelang keinen Platz ausmachen konnte – zumindest ließ es die einige Millimeter dicke Staubschicht vermuten – waren verstaut. Und auch die Playstation, die da einfach so kreuz und quer am Boden rumlag, fand einen artigen Platz im Kasten. Dass Udo das weniger freuen würde, war ›Frau‹ hier noch nicht klar. Auch all ihre Sachen wurden verstaut. Udos Wohnung bot genug an Stauraum. Er hatte diesen nur nicht genutzt. Überall alte Zeitungsstapel. Sogar im Nachtkästchen, in einem Schuhkarton, fand sie alte Zeitungen. Gezählte drei Mal musste Bianca die Stiege runter, um den ganzen Altpapierplunder in der Tonne zu entsorgen. Voilà. Schon war wieder Platz für drei weitere ihrer Taschen.
Die ganzen Stapel an T-Shirts, die in der Wohnung rumlagen, landeten in der Waschmaschine. Dort wurde mittlerweile die dritte Ladung gesäubert. Die ersten beiden gewaschenen Fuhren waren bereits in einem Waschkorb verstaut und warteten darauf auf der Leine aufgehängt zu werden. Das war die nächste Position auf Biancas Liste: Aufhängen der Wäsche. Gleich danach kam Essen einkaufen und etwas zum Essen kochen. Der Blick auf die Uhr verriet:
13 Uhr 27. Aha, Udo würde also vermutlich bald kommen. Bianca hatte jedoch keine Ahnung, wie lange Udo heute tatsächlich arbeiten musste und angerufen hatte er auch noch nicht. Komisch.
Ach nein, doch nicht. Udo hatte ihre Nummer ja immer noch nicht. Witzig. Jetzt war so viel passiert: sie hatte ihren Job an den Nagel gehängt, sie war hier eingezogen und hatte sich verliebt – aber ihre Nummer hatte er immer noch nicht.
Auch Udo hatte das ungefähr zur gleichen Zeit bemerkt. Er saß in seinem Büro und starrte die Wand an. Der restliche Vormittag war ja recht produktiv gewesen, dennoch ließen ihn die Gedanken an den Leitner, die Dahlke und das offensichtliche Komplott nicht los. Wohl auch, weil Snif eben vorhin zum alten Schlürpmann gerufen worden war. Er war nun schon seit dreißig Minuten dort. Udo war gespannt.
Er checkte seinen Account auf Facebook. Eigentlich war die private Nutzung des Internets in der Dienstzeit verboten, aber das war Udo mittlerweile mehr als nur gleichgültig. Es gab ohnehin nichts Neues. Obwohl, mit der stolzen Anzahl von zwei Freunden musste das Ganze ja auch eher eine statische Sache bleiben. Also kommentierte er seinen eigenen, gestrigen Foto-Upload mit Eduard. ›Der Racker!‹, fügte er hinzu. Ein wenig hatte er schon Sympathie für die Ratte.
Die Tür öffnete sich und Snif kam herein. Er sah, dass Udo Facebook geöffnet hatte. »Hehe, du hast die Ruhe weg. Ist dir eigentlich alles egal?«
Udo war leicht peinlich berührt. Nein, war es irgendwie doch nicht, aber Snif gegenüber musste er heute als der Rebell schlechthin erscheinen. Soziale Netzwerke und Co. waren bei Schlürpmann während der Arbeitszeit gar nicht gern gesehen.
»Hast schon gesehen? Der Leitner ist auch auf Facebook.«
»Ehrlich?« Udo war ein wenig überrascht. Außerdem hatte Snif vermutlich Interessanteres zu erzählen, als dass Leitner auf Facebook war. Der Arsch war wahrscheinlich nur in der Arbeitszeit dort drin.
»Ja. Der Kranke hat sogar dort zu seinem Namen Ingenieur dazugeschrieben.« Snif rollte mit den Augen und lachte.
In dem Moment war er auch schon gefunden. Tatsächlich, Leitner war im Facebook! Krank! Nur gut, dass Udo sein Profil nicht öffentlich zugänglich gemacht hatte. Da schien sich der Ingenieur nicht so damit auszukennen, oder er war einfach nur sorglos.
»Und?«, erkundigte sich Udo, er wollte das wirklich Wichtige hören. »Was haben die von dir gewollt?«
Snif setzte sich nieder, atmete ganz tief aus und sah Udo hilflos an.
»Alter, du steckst ganz schön in der Scheiße.«
DAS wollte er nicht hören.
Snif musste alles zweimal, manche Passagen sogar dreimal erzählen, so unglaubwürdig, gefährlich und überraschend waren die Neuigkeiten, die sich Udo durch die Erzählung auftaten.
Als Snif den Raum vom alten Schlürpi betrat, war nicht nur dieser anwesend, sondern auch der Leitner. Wie ein Aasgeier saß er zur Rechten des Chefs.
»Setzen Sie sich, Herr Brotoczky«, sagte der alte Schlürpmann in einem recht scharfen Tonfall. Einem Tonfall, den Snif bis dato eher selten von ihm wahrgenommen hatte. Es schien ein ernstes Gespräch zu werden.
»Wie lange arbeiten Sie schon mit Weikert zusammen?«
Das war
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