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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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aus dem Kopf bekommen.

14 Uhr 10
    In der Ferne war das Knattern eines Helikopters zu hören.
    Für Kristin klang es wie Applaus. Wie jubelnder, triumphaler Beifall.
    Er richtete sich auf, runzelte die Stirn, lauschte.
    Das gleichmäßige Knattern kam näher, das abgehackte Klatschen der Rotoren wurde mit jeder Windböe deutlich zu ihnen getragen.
    Er sprang auf und stürzte ans Fenster.
    »Hörst du das?«, fragte er. Etwas Hellwaches, Dunkles war plötzlich in seiner Stimme.
    »Ja«, sagte sie.
    »Ein Helikopter.«
    »Ja.«
    Er sah sie an. Fragend. Drohend.
    »Ein Helikopter«, sagte sie ohne jede Aufregung. »Was ist damit?«
    Es wurde still.
    The eagle has landed , dachte Kristin.

14 Uhr 15
    Obgleich sich die Rotorblätter mehrere Meter über ihm befanden, beugte Runar Vang die Knie und zog den Kopf ein, als er sich vom Helikopter entfernte.
    Die Luft war scharf, aber erfrischend. Er sog die kühle Bergluft ein, fühlte sich fast berauscht.
    Aus der Luft hatte er gefürchtet, der Helikopter könne in dem hügeligen Gelände keinen Landeplatz finden, aber natürlich hatte auch dieses Dorf einen Sportplatz. Schließlich war man ja in Norwegen.
    Ein kräftiger Kerl in Uniform kam auf ihn zugelaufen. Der örtliche Dienststellenleiter. Vang erinnerte sich dunkel daran, ihn einmal auf einem Kongress oder Seminar getroffen zu haben. Sie begrüßten sich mit Handschlag.
    »Ich habe zwei Mann vor Ort«, sagte der Polizist. »Alles ist ruhig. Die beiden sind in der Hütte.«
    »Viele Touristen?«
    »Zum Glück nicht. Die wenigen, die da waren, haben wir evakuiert.«
    »Weiß er, dass Sie da sind?«
    »Es hat nicht den Anschein. Sie waren draußen und haben einen kleinen Spaziergang gemacht. Vor ungefähr einer Stunde sind sie wieder zurückgekommen. Seitdem sind sie in der Hütte.«
    Der Bus, den sie für die Mannschaft requiriert hatten, rollte auf den Rasen und entlüftete die Bremsen.
    »Sie haben die Instruktionen vom Präsidium erhalten?«
    Der Polizist nickte.
    »Gut. Von jetzt ab übernehme ich formell das Kommando und die Verantwortung für diese Operation.«
    »Verstanden!«
    »Ich würde es begrüßen, wenn Sie mein Vize wären.«
    Ein Leuchten ging über das Gesicht des Dorfpolizisten, als wäre das mehr, als er erwartet hatte.
    »Wir brechen auf, sobald das Material im Bus verstaut ist.«

14 Uhr 20
    »Hast du den Mann bemerkt?«
    Er steht am Fenster. Hat die Gardine vorgezogen und späht durch den Spalt.
    »Welchen Mann?«
    Er winkt sie zu sich. Sie blickt nach draußen.
    »Den da!«, sagt er.
    Der Mann sitzt vor einer der Hütten und liest Zeitung. Der Wind spielt mit den Seiten. Er blickt zu ihrer Hütte hinüber und richtet den Blick dann wieder auf die Zeitung.
    »Was soll mit dem sein?«, fragt sie wie nebenbei. Das ist ein Polizist! Der ist zusammen mit Gunnar gekommen!
    »Der sitzt da schon eine Ewigkeit.«
    Sie zuckt mit den Schultern.
    »Wie lange dauert es eigentlich, eine Zeitung zu lesen?«, fragt er.
    »Das kommt auf die Zeitung an«, sagt sie.
    »Das Vest-Telemark-Blad ?«, sagt er.
    »Oh«, sagt sie. »Eine Ewigkeit.«

14 Uhr 22
    Er holt den Revolver heraus. Eine schwere Waffe, die aber gut in der Hand liegt. Ein Colt. Er hat sogar eine Lizenz dafür. Ist Mitglied in einem Club oben im Sørkedal. Deshalb musste er Una nach dem Mord vergraben. Wäre sie gefunden worden, hätten sie ihn im Laufe nur weniger Tage geschnappt.
    »Was wollen Sie damit?«, fragt sie angespannt.
    Was für ein Hasenfuß sie doch ist. Sie kann sich gut verstellen, so tun, als ob nichts wäre, die Mutige spielen. Aber tief in ihrem Inneren hat sie Angst.
    Er blickt wieder durch den Spalt zwischen den Gardinen.
    Der Mann mit der Zeitung ist verschwunden.
    Er bleibt stehen und starrt ins Leere. Er war sich so sicher gewesen, dass der Mann ein Polizist ist. Dass er dort saß und auf die Verstärkung wartete, die mit dem Helikopter gekommen ist.
    Er ist nicht dumm. Kann zwei und zwei zusammenzählen. Ein Wasserflugzeug… ein Helikopter. Das kann kein Zufall sein!
    Doch jetzt ist die Hütte mit einem Mal verwaist.
    Er flucht innerlich.

14 Uhr 23
    Ich könnte es schaffen, denkt sie.
    Er steht am Fenster. In Gedanken versunken. Der Blick ist abwesend. Es sieht aus, als hätte ihn jemand ausgeschaltet. Den Stecker gezogen.
    Ich wage es nicht!
    Wenn sie sich jetzt überraschend auf ihn stürzte, könnte es ihr gelingen. Darauf ist er nicht vorbereitet. Er würde niemals erwarten, dass sie so etwas tut. Sie hat das

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