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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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aussehender Mann mit feinen Gesichtszügen und einem aufmerksamen Blick.
    Gunnar blieb stehen, schaute über die Stromschnellen und streckte sich wohlig, wie nach einer langen Autofahrt.
    »Tach auch«, grüßte er sie gut gelaunt, als sie an ihm vorbeigingen. »Herrliche Aussicht!«
    »Tag!«, murmelte der Mann.
    Kristin sagte nichts. Aber er ahnte ihre aufgerissenen Augen hinter der großen Sonnenbrille.

13 Uhr 20
    Was in aller Welt machte Gunnar denn hier? Jetzt? Wie hatte er sie gefunden?
    Sie nahm die Sonnenbrille und den Hut ab und setzte sich aufs Sofa.
    Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Wie hatte er herausbekommen, dass sie hier war? Ausgerechnet hier? Er achtete darauf, dass sie außerhalb der Hütte die Sonnenbrille und den Hut trug, mit denen sie nicht zu erkennen war. Also wie, um Himmels willen, hatte er sie aufgespürt?
    Irgendjemand musste sie unterwegs wiedererkannt und die Polizei verständigt haben.
    Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte sie.
    Er zog die Tür zu und schloss ab. Lief nervös durch den Raum.
    »Hast du das Wasserflugzeug gesehen?«, fragte er.
    »Welches Wasserflugzeug?«, fragte sie scheinbar desinteressiert zurück. »Nein, hab ich nicht.«
    »Seltsam…« Er starrte nachdenklich auf einen Punkt über ihr.
    »Was ist so Besonderes an einem Wasserflugzeug?«
    »Was hat es hier verloren?«
    »Wieso? Es sind täglich Tausende von Flugzeugen in der Luft. Das eine oder andere wird wahrscheinlich auch hier rüberfliegen. Was ist daran seltsam?«
    Sein Blick senkte sich zu ihr herunter.

13 Uhr 30
    Vang saß ganz vorne im Helikopter. Die Jungs aus der Bereitschaftstruppe hatten sich hinten verteilt. Die an den Fenstern blickten träge auf die Landschaft, die unter ihnen vorbeizog; ein Flickenteppich aus Feldern, Waldstücken, Seen und Bergkuppen. Die anderen starrten mit leerem Blick auf den Boden oder vor sich in die Luft. Das Vibrieren der Rotorblätter pflanzte sich bis in den Körper fort.
    Trotz der Anspannung musste Vang sich konzentrieren, um nicht einzuschlafen. Auch diese Nacht hatte er nur wenig Schlaf bekommen, und das monotone Dröhnen des Helikopters hatte eine einschläfernde Wirkung auf ihn.
    »Misty« ging ihm nicht wieder aus dem Kopf. Erroll Garners Musik samt dem Rauschen und dem Knacken der Platte rotierte in seinem Kopf.
    Er versuchte, sich Aquarius vorzustellen. Von Oscar Lund hatte er gelernt, dass ein guter Polizist in der Lage sein sollte, sich in die Gedanken eines Verbrechers hineinzuversetzen, um seinen nächsten Zug vorherzusehen. Vang schloss die Augen. Aquarius hatte die Polizei zu Rune Strøm geführt – möglicherweise, um die Polizei abzulenken -, aber wieso? Und warum hatte er Kristin Bye mit nach Jøkullfoss genommen? War das von Anfang an so von ihm geplant gewesen? Vang glaubte nicht daran. Es war ein Zufall, dass Kristin nach Bø gefahren war. War Aquarius also jemand, der den Zufall bestimmen ließ? Und gab es in der Summe aus Zufällen ein System oder Muster? Und wenn ja, welches?
    Was hatte er mit ihr vor?
    Wollte er sie den Wasserfall runterstürzen?

13 Uhr 35
    Gunnar seufzte ungeduldig. Er warf einen Blick auf die Uhr. Bald halb zwei. Wo blieb nur der Helikopter? Er sah zu Leif Bryn hinüber, der steif wie ein Stock hinter seinem Tresen stand.
    »Passiert wohl nicht so viel hier, oder?«, fragte Gunnar, um ein bisschen Konversation zu treiben.
    Leif Bryn schüttelte den Kopf. »Vorletztes Jahr haben sie oben an der Landstraße einen Autodieb geschnappt, nach’ner richtig wilden Verfolgungsjagd. Das war’n Ding. War’n sogar Bilder in der Zeitung, anschließend.«
    »So was aber auch.«
    Leif wollte etwas sagen.
    »Ja?«
    »Nur eine Sache.«
    »Na los, raus damit.«
    »Sie kommen doch vom Dagbladet ?«
    »Richtig.«
    »Ich hab da angerufen, um denen das zu sagen…«
    »Das war klasse, wirklich!«
    »Ich frag mich bloß, ob’s für den Tipp nicht vielleicht’ne Belohnung gibt,’nen Tausender oder so?«

13 Uhr 45
    Er weiß nicht, was ihn so beunruhigt.
    Etwas in ihrem Blick? Dieser teuflische Trotz, der plötzlich da ist?
    Oder das Wasserflugzeug?
    Als müsste man sich wegen eines Wasserflugzeugs Sorgen machen?
    Er läuft in der Campinghütte auf und ab. Dann bleibt er plötzlich stehen und lässt sich auf einen Stuhl fallen. Im Zoo hatte er einmal einen Geparden beobachtet, der immer auf und ab lief, auf und ab, und dabei exakt an der gleichen Stelle den Kopf drehte und die Besucher anblickte. Dieses Bild hatte er nie mehr

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