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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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der Hand gehabt?«
    »Verdammt!«, sagte Skaug. »Ich! Teufel! Können Sie nicht jemanden hier raufschicken? Ich hab keine Zeit…«
    »Ich hatte die Briefe ebenfalls in der Hand, als ich sie gelesen habe«, sagte Wolter. »Und einer unserer Techniker hat die Videokassetten angefasst. Das war gedankenlos von uns, tut mir leid.«
    »Dann muss ich Sie leider allesamt bitten, sich Ihre Fingerabdrücke abnehmen zu lassen. Im Präsidium. Im Laufe des Nachmittags! Fragen Sie nach mir.« Er lächelte breit. »Nehmt es nicht so schwer, Kinder. Wir halten auch ein Stück Seife für euch bereit!«

Polizeipräsidium

1
    Runar Vang führte Kristin in ein unpersönliches Büro in der fünften Etage des Polizeipräsidiums. Ein geschwungener Schreibtisch stand einem runden Sitzungstisch zugewandt. Auf dem Schreibtisch thronte ein gerahmtes Foto von ihm selbst (vor einigen Jahren aufgenommen) mit seiner hübschen, jugendlichen Frau und einem Jungen im Teenager-Alter. An den Wänden hingen Diplome von norwegischen und amerikanischen Polizeiinstitutionen und ein großes Foto von einer Gruppe zivil gekleideter Männer, denen man den Polizisten schon von Weitem ansah. Er hatte zwei Safes (als wäre die Einbruchgefahr hier überdurchschnittlich hoch), aber keinen Computer. Auf einer umsäumten Filzunterlage sah Kristin ein großes Fleischermesser (sie hatte nicht das Bedürfnis, ihn zu fragen, wozu er das benutzte), und in dem Buchregal hinter dem Schreibtisch lagen ein Paar Handschellen, die Vang, wie sie annahm, schon lange, lange niemandem mehr angelegt hatte. Außer vielleicht am Wochenende der schlanken Frau auf dem Foto.
    Er kam mit zwei Plastikbechern heißem Kaffee zurück. Sie setzten sich an den runden Tisch. Unter vier Augen wirkte er unbeholfen und schüchtern.
    »Ihre Familie?«, bemerkte sie mit einem Nicken auf das Foto, nur um etwas zu sagen. Meine Güte, Kristin, so eine dämliche Frage kann auch nur eine Journalistin stellen.
    Sein Blick verweilte eine Weile auf dem Foto, als wäre er sich nicht ganz sicher. Dann schob er einen Stapel Papiere ein paar Zentimeter nach rechts. »Gleich kommt ein Kriminalkommissar. Er wird Ihre Erklärung zu Protokoll nehmen.«
    »Aber ich weiß nichts.«
    Er nickte vor sich hin. »Egal… Bevor Sie bei Kanal 24 angefangen haben, waren Sie beim Dagbladet , oder?«
    »Ja…«, antwortete sie. Sollte er sich tatsächlich ihren Namen gemerkt haben? Oder hatte er dem Büro des Verfassungsschutzes einen Besuch abgestattet und sich die dicke Akte aushändigen lassen, die es dort von ihr gab?
    »Haben Sie irgendwann vielleicht etwas geschrieben, das…«
    Sie hielt die Hände hoch. »Vergessen Sie es. Ich weiß, was Sie denken. Aber ich habe beim Dagbladet nie was mit Kriminalität oder Hard News zu tun gehabt. Ich war beim Feature.«
    »Ich versuche ja nur herauszufinden, wieso er sich gerade Sie ausgeguckt hat.«
    Sie schüttelte sich.
    »Ich wollte Ihnen keine Angst machen!«
    »Ach was, sollte ich Angst haben?«, konterte sie schlagfertig.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass Verbrecher Briefe an Journalisten schicken. Der Journalist ist ihr Kanal zur Öffentlichkeit. Ein Irrer in Kalifornien, der sich Zodiac nannte, erlangte vor zwanzig, dreißig Jahren durch seine Briefe an alle möglichen Zeitungen Berühmtheit. Und vielleicht sind Sie ja alt genug, um sich noch an David Berkowitz, genannt Son of Sam , Mitte der Siebzigerjahre zu erinnern. Er führte einen eifrigen Briefwechsel mit dem Kolumnisten Jimmy Breslin.«
    »Aber das waren Mörder«, sagte sie.
    »Wohl wahr.«
    »Und verrückt waren sie auch!«
    »Ja, o ja.«
    »Wieso hat er mich ausgesucht?«
    »Sie können ihm nützlich sein. Er braucht Sie, um seine Botschaft zu verbreiten.«
    »Danke schön!«
    »Sie wissen, was ich damit meine. Ich versuche, Ihnen zu erklären, warum Sie keine Angst zu haben brauchen. Er wendet sich nicht an Sie als Person. Sondern an Sie als Reporterin. Er hätte jeden anderen nehmen können. Aber aus irgendeinem Grund hat er sich für Sie entschieden.«
    »Das ist nicht gerade beruhigend.«
    Er lächelte. »Um auf der sicheren Seite zu sein, verstärken wir in den nächsten Tagen die Polizeistreifen um das Sendegebäude und Ihre Wohnung. Wir lassen einen Streifenwagen auf dem Bürgersteig parken. Solche Dinge. Genug, um ihn abzuschrecken, falls er in der Nachbarschaft rumschnüffeln sollte.«
    »Da kann ich mich dann ja ganz sicher fühlen«, sagte sie seufzend.
    »Außerdem statten

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