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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Alles was recht ist, das hätte ich nicht erwartet…«
    » Gunnar! «
    »Bitte, ich spreche mit…«
    »Das wagst du nicht!«
    »Ich versuche doch nur…«
    »Du hast es mir versprochen!«
    »Ja. Ja. Ich weiß, ich habe es versprochen.«
    »Ich vertraue dir!«
    »Aber da wusste ich noch nicht, worüber du mit mir reden wolltest! Bitte?«
    »Du hast es versprochen! Gunnar!«
    »Ich hab’s versprochen, ja, ja, ja. Aber willst du es mir nicht doch erlauben?«
    »Nein.«
    »Herrgott, Kristin, ich hatte keine Titelseite mehr, seit Lincoln ermordet wurde!«
    »Vergiss es, Gunnar.«
    »Denk dran, ich bin ein alter Mann. In wenigen Wochen trete ich ab! Hab Erbarmen mit einem scheidenden Arbeitstier.«
    » Blaaaah! Mir machst du nichts vor.«
    »Die Titel-Story in der morgigen Auflage würde…«
    »Nein!«
    »Habe ich dich jemals um etwas gebeten…?«
    »Gunnar – nein!«
    »Wenn das Dagbladet morgen früh damit kommt, garantiere ich dir, dass deine Einschaltquote…«
    »Ich – sagte: Vergiss – es!«
    Er hob das Bierglas und sah sie betrübt durch die gelbe Flüssigkeit hindurch an. »Ich habe es zumindest versucht.«
    »Ja, Gunnar, das hast du.«
    »Hast du verstanden? Wenn die Sprache darauf kommt, sind wir uns einig, dass ich es wenigstens versucht habe?«
    »Du hast es versucht.«
    »Ich habe mein Bestes gegeben?«
    »Du hast dein Bestes gegeben.«
    »Fast mit Gewalt, oder?«
    »Fast mit Gewalt, Gunnar.«
    Er nahm einen großen Schluck. Zumindest hatte er es versucht.
     
    Manchmal fühlte er sich wie eine Parodie. Die Parodie eines alten, feisten und ausgebrannten Journalisten. Desillusioniert, ohne Ziel oder Träume. Er hatte alles getan, alles erlebt.
    Hatte Hemingway auf Kuba interviewt. Acht himmlische Minuten lang hatte er mit Marilyn Monroe im Hotel Bel-Air in Kalifornien gesprochen. Mit Martin Luther King. Cary Grant. Er hatte Präsident Kennedy die Hand geschüttelt und an einem Bankett in Peking teilgenommen, dessen Gastgeber Mao war. Seine Kollegen hatten ihn ein Geschichtsbuch auf zwei Beinen genannt.
    In fünf Wochen wurde er siebenundsechzig. Er ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. Sieben-und-sechzig. Als er noch jünger war, war siebenundsechzig gleichbedeutend mit hundert. Ein alter Knacker, der mit einem Bein im Grab stand. Aber er fühlte sich nicht alt. Ein bisschen angeschlagen mit knirschenden Gelenken, aber nicht alt. Sein Gehirn lief noch wie geschmiert, und sein Blick heftete sich noch immer gern an einen hübschen Frauenhintern. Aber obgleich er sich so jung wie nie fühlte, freute er sich auf seine Pensionierung.
    Er war mal ein gefeierter Reporter gewesen. Als Zeitungen noch für die Kriegsberichterstattung verantwortlich waren. Bevor CNN die Schlachtfelder eroberte. Als die Leute noch Zeit zum Lesen hatten, einen wohlformulierten Satz zu schätzen wussten und sich mit einem Konflikt gründlich auseinandersetzten. Bevor das Fernsehen die Kampfzonen mit ihren Parabolantennen und Live-Übertragungen und Reportern überschwemmte, die begeistert über chirurgische Kriegsführung berichteten; kernige, junge Reporter mit Blazer und Puder und Haarspray.
    Als wäre Krieg nur eine spannende Episode in einer Fernsehserie. There’s no business like showbusiness.
    Gunnar hatte mit eingezogenem Kopf auf Kampfplätzen der ganzen Welt gelegen. Er war beschossen und bedroht worden. Er war in Panzern mitgefahren, durch Dschungel gestolpert, hatte sich an Grenzposten vorbeigemogelt. Alles auf der Jagd nach einer Nachricht, einer guten Story und zu guter Letzt: nach einem Telefon. Damit er dem Dagbladet seine Artikel direkt in die Tastatur diktieren konnte. Dateline : Nordafrika, Korea, Kambodscha, Naher Osten, Vietnam, Afghanistan, Chile… Die drei magischen Worte: von unserem Sonderkorrespondenten . Sogar verwundet war er worden. In Vietnam. An einem sonnigen, heißen Tag, ohne einen Hauch von Tod in der Luft. Der Heckenschütze hatte im Schutz eines zugewucherten Walls gelegen. Die Verletzung war nicht lebensbedrohlich gewesen, eine Fleischwunde im Oberschenkel, aber daheim in Norwegen war er daraufhin als Volksheld gefeiert worden. Noch heute fragten ihn Kollegen von damals, in einer Mischung aus Sarkasmus und Bewunderung, ob ihm seine Kriegsverletzung noch zu schaffen mache.
    Normalerweise lachte er darüber.
    Als er es überhatte, Wochen und Monate unterwegs zu sein, fing er als fester Auslandskorrespondent an. Der Chefredakteur hatte ihm eine leitende Stelle in der Redaktion angeboten,

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