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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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keine Leichen gibt.«
    »Halten Sie den Mund!«
schnauzte Fry, worauf Rafael die Schultern zuckte.
    Fünf Minuten oder mehr
verstrichen, dann kamen die Blauen zurück, und man sah ihren Gesichtern an, daß
sie nichts entdeckt hatten. Sie meldeten das dem Leutnant, und der ließ sie
wissen, daß keiner von ihnen in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren mit
Beförderung zu rechnen brauchte.
    »All right«, sagte er und
schluckte krampfhaft. »Vielleicht war’s doch nur falscher Alarm. Gehen wir.«
    Er marschierte zur Haustür,
sein Gefolge trottete hinterdrein. Wir folgten ihnen. Als sie draußen waren,
blieb Fry plötzlich stehen und musterte Rafaels Thunderbird. Mein Herz
rutschte...
    »Einen Augenblick«, sage der
Leutnant bedächtig. »Wir haben ja den Wagen noch nicht durchsucht. Wem gehört
er?«
    »Meinen Sie den Thunderbird,
Leutnant?« murmelte Rafael nach verdächtig langer Pause.
    Fry war eisig wie der Nordpol.
»Sehen Sie sonst noch ein Auto?«
    »Ich glaube, es ist meiner«,
sagte Rafael matt.
    »Durchsuchen«, befahl Fry
seinen Genossen, und sie fielen darüber her, als sei das Auto ein lebensgroßes
Modell der Venus.
    Mein Herz langte am Tiefstpunkt
an, als einer der Blauen den Kofferraum öffnete. Ich wartete darauf, daß er
»Heureka!« rief — aber nichts dergleichen geschah. Der Polizist schloß den
Deckel wieder und sagte: »Nichts, Leutnant.« Auch die anderen gestanden, nichts
gefunden zu haben, und damit hatte es sich. Sie stiegen wieder in ihren
Streifenwagen und nahmen Kurs aufs Hauptquartier der Mordkommission oder wo
sonst es sie hinzog.
    Rafael sah mich verständnislos
an, und ich erwiderte seinen intelligenzlosen Blick. Dann gingen wir beide zum
Wagen, und er machte den Kofferraum auf. Der Polizist hatte nicht gescherzt.
George war verschwunden.
    » Santa
Maria !« sagte
Rafael heiser. »Ein Wunder.«
    »Ich glaube nicht dran«,
erklärte ich bestimmt. »Leichen lösen sich nicht in Luft auf.«
    »Aber George doch«, meinte er
in seiner schlichten Art.
    Ich mußte freilich zugeben, daß
er immerhin Grund für seine Annahme besaß. »Na ja«, sagte ich, »nachdem George
nun weg ist, verschwinde ich ebenfalls.«
    »Ich bring’ dich heim«, sagte
er.
    »Und was ist mit Arturo?«
fragte ich. »Solltest du nicht auf ihn aufpassen?«
    »Ich fürchte, meine Tage als
Leibwächter sind gezählt, Mavis«, bekannte er traurig. »Im Augenblick möchte
ich am liebsten überhaupt nicht an Arturo denken — und an das, was passiert,
wenn er wieder zu sich kommt. Komm.«
    Ich stieg in den Thunderbird,
und Rafael brachte mich heim. Er wollte mit hinauf in mein Appartement kommen,
um sich zu vergewissern, daß auch alles in Ordnung sei, aber ich erklärte ihm,
für diesen Abend sei mein Bedarf gedeckt, und ließ ihn am Bordstein stehen.
    Es war wirklich schön, endlich
wieder in den eigenen vier Wänden zu sein. Im Wohnzimmer brannte Licht; ich
konnte mich zwar nicht erinnern, es angelassen zu haben, aber man vergißt ja so
manches. Zum Beispiel, wann man sich wehren muß und wann man lieber davonrennt
— oder wann man am besten bedingungslos kapituliert.
    Was mir fehlte, war eine
ordentliche heiße Dusche und anschließend eine recht angenehme Nachtruhe, sagte
ich mir. Ich ging ins Schlafzimmer, zog mich aus und griff mir einen
Morgenmantel, den ich mit ins Bad nahm. Ich schaltete Licht ein, hängte den
Mantel an einen Haken und stieß die Glastür zur Dusche auf.
    Und dann schrie ich.
    Welche Frau hätte an meiner
Stelle nicht geschrien? Da stand ich wie Eva, war auf sauberes warmes Wasser
gefaßt — und stieß statt dessen auf einen Mann! Der Mann saß in meiner Dusche,
als gehöre sie ihm; sämtliche Haare waren ihm auf eine Seite gerutscht, und die
andere Schädelhälfte war kahl.
    Ich sah wieder hin und schrie
nochmals. Es war George mit der Perücke — er schien sich bei mir eine
Dauerstellung verschafft zu haben.
    Das Bad war für uns beide zu
klein. Ich stolperte rückwärts hinaus, wobei ich mir natürlich nicht die Mühe
machte, den Morgenmantel wieder mitzunehmen. Ich war drei Schritte ins
Wohnzimmer gerannt, da piekte mich ein Finger ins Kreuz. Ich schrie zum drittenmal .
    Ich fuhr herum, und da stand er
vor mir, die Hände in den Hosentaschen und ein dummes Grinsen im Gesicht,
dieser ungepflegte Beatletyp... Terry oder wie er hieß.
    »Puppe«, er musterte mich
bewundernd von oben bis unten, »du bist wirklich ’ne Wolke!«
     
     
     

6
     
    Wenn eine Dame mit Schamröte
und sonst

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