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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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jagen, und dann wollen wir mal
sehen, was da herausfällt!«
    »Soll ich mich jetzt fürchten?«
Der Bart grinste. »Ich glaube kaum, daß Sie Gelegenheit dazu erhalten werden.«
    Milroyd knurrte ungeduldig.
»Lassen wir das Geplänkel«, sagte er. »Was fangen wir mit ihnen an, Hal?«
    »Ich möchte meinen, daß man die
Leiche an den Tatort zurückbringen muß«, erklärte Hal. »Das scheint mir nur
recht und billig.«
    Ein Lächeln nistete sich in Milroyds Zügen ein. »Du meinst, man soll ihn zu Arturo
bringen?«
    »Genau.« Hal nickte.
    »Eine ausgezeichnete Idee«,
erklärte Milroyd begeistert. »Und ich weiß auch schon, wer die Überführung
besorgen wird.«
    Rafael wandte langsam den Kopf
und sah mich an. Einen Augenblick lang war ich überzeugt, daß hinter den
dunklen Gläsern Flammen sprühten.
    »Keine Angst, Rafael«, sagte
ich rasch. »In solchen Fällen verzichten wir natürlich auf unser Honorar.«
     
     
     

5
     
    Das Haus in Beverly Hills, das
Arturo der Fabelhafte gemietet hatte, war wirklich rundherum nett; aber im
Augenblick war ich nicht in der richtigen Stimmung, es gebührend zu bewundern.
Wir kletterten müde aus dem Thunderbird, und ich versuchte krampfhaft, nicht
nach dem Kofferraum zu schauen, weil ich wußte, daß George nun wieder drinlag ; dieser Gedanke bedrückte mich.
    Milroyd steckte den Kopf aus
einem Fenster des Cadillac, der uns getreulich verfolgt hatte. »Wir verlassen
Sie jetzt, Vega, aber versuchen Sie ja nicht, den Toten in der Nacht beiseite
zu schaffen. Ich lasse das Haus beobachten, Sie kämen keine zehn Meter weit.«
    Dann schnurrte der Cadillac
davon, während Rafael und ich deprimiert vor der Haustür standen.
    »Tja«, sagte ich gereizt. »Wenn
es dir nichts ausmacht, Rafael, dann rufe ich mir jetzt ein Taxi und fahre
heim.«
    »Aber selbstverständlich,
Mavis«, sagte er aalglatt. »Ich möchte dich nur bitten, mir vorher noch einen
kleinen Gefallen zu tun.«
    »Bedaure.« Ich schüttelte den
Kopf. »Ich bin zur Zeit ganz einfach nicht in Stimmung dafür.«
    »Ich auch nicht«, schnaubte er.
»Mit dem Gefallen meine ich auch nur, daß du Arturo kennenlernst und ihm
erklärst, wieso wir mit George wieder hier gelandet sind. Schildere ihm deine
brillanten Einfälle und was dabei herausgekommen ist.«
    »Jeder Mensch kann sich irren«,
erklärte ich. »Das mußt du doch zugeben, oder?«
    »Das gebe ich gern zu,
Chiquita«, sagte er. »Aber längst nicht jeder kann sich so grandios irren wie
du.«
    »Na«, meinte ich, »du mußt
nicht gleich so grob werden. Du warst heute abend auch nicht gerade übermäßig gewitzt.«
    »Stimmt«, sagte er. »Aber ich
habe für meine Fehler Prügel bezogen, und du nicht. Das, so meine ich, sollte
ich jetzt nachholen. Wir gehen hinein.«
    »Wag nicht, mich anzufassen!«
Weiter kam ich nicht, denn da hatte er mich schon am Arm gepackt und ins Haus
geschubst. Als wir ins Wohnzimmer kamen, gab er mir einen Stoß, der mich auf
ein Sofa warf.
    »Ah«, ertönte eine weiche
Stimme, »wie reizend! Ein hübsches, großes Mädchen. Du hast ja gar nicht
gesagt, daß du jemand mitbringst, Rafael. Noch dazu jemand, der so bezaubernd
ist. Ich muß dich zu deinem Geschmack beglückwünschen.«
    Ich sah auf und glaubte, da
müsse wieder mal ein Irrtum vorliegen. Dieses Kerlchen da konnte doch nicht
Arturo der Fabelhafte sein? Er war nicht viel größer als anderthalb Meter, und
dabei war ich noch ziemlich sicher, daß er Schuhe mit daumendicken Sohlen trug.
Die ungepflegten dunklen Haare verdeckten ein Auge, was wohl seinem Äußeren
dienlich war, denn das andere Auge war trübe und blutunterlaufen.
    Er trug ein scharlachrotes
Seidenhemd mit Perlen als Knöpfen, das in hautengen schwarzen Hosen steckte,
die wiederum in die hochglanzpolierten schwarzen Schuhe gesteckt waren. An den
Schuhen waren große silberne Sporen befestigt, und wenn er ging, klingelte es
wie Weihnachten. Vorn auf der Nase saß ihm ein immenses Muttermal, das zu
zittern schien, als er mich betrachtete.
    Ich schloß erschauernd die
Augen, dann sah ich Rafael ungläubig an. »Der Fabelhafte?« erkundigte ich mich.
    »Wer sonst?« sagte Rafael
höflich. »Mein Fabelhafter, erlauben Sie mir, Ihnen Mavis Seidlitz
vorzustellen.«
    »Ich bin entzückt.« Arturo
huschte gewandt wie eine Schlange neben mich aufs Sofa. »Die Amerikanerinnen
sind ja so wunderbar. Ich habe schon viele kennengelernt, aber Sie sind die
Schönste, Mavis. Ich werde Vega ewig dankbar sein, daß er Sie mitgebracht

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