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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wird dir noch leid tun, daß du überhaupt
geboren worden bist, du überentwickeltes kleines Luder. Zieh dich aus!«
    So hatte der liebe Arturo auch
angefangen, fiel mir ein, aber er hatte nur Sporen gehabt, keine Pistole und
keine Peitsche.
    »Sie sind übergeschnappt«,
erwiderte ich.
    Ich hörte es pfeifen, als die
Peitsche durch die Luft schnitt, und riß meinen Kopf gerade noch rechtzeitig
zur Seite, sonst hätte sie mich voll im Gesicht getroffen. So fühlte ich den
messerscharfen Schmerz an der Schulter.
    Instinktiv ging ich auf sie los
— und starrte in den Lauf der .22er. Ich bremste und sah auf, in ihre
haßerfüllt glühenden Augen, und da wußte ich, daß sie nicht scherzte. Wenn
nötig, würde sie schießen, und das würde ihr kein bißchen etwas ausmachen.
    »Zieh dich aus«, wiederholte
sie.
    Mir blieb keine Wahl. Ich zog
den Reißverschluß an meinem Kleid auf, stieg heraus und legte es auf einen
Sessel. Dann zog ich den Unterrock über den Kopf. Ich hielt einen Augenblick
inne und sah die beiden an. Marian Sterns Augen waren jetzt ausdruckslos, wie
irr, aber in Terrys Augen gewahrte ich einen Schimmer, der mir noch viel
weniger gefiel.
    »Los, los«, sagte die Witwe
heiser. »Alles!«
    Ich setzte mich, um Schuhe und
Strümpfe auszuziehen. Ich hätte mich ja umdrehen können, um mich der restlichen
Kleinigkeiten zu entledigen, aber erstens war es wohl nicht der rechte
Zeitpunkt für übertriebene Schamhaftigkeit, und zweitens wollte ich ihr kein
allzu verlockendes Ziel bieten.
    Ich sah ihre Hand hochzucken
und wandte mich in einer Art Reflexbewegung ab. Die Peitsche erwischte meinen
Rücken. Scheinbar in weiter Ferne hörte ich jemand aufschreien — bis ich
erkannte, daß ich das ja selber war.
    Ich stolperte auf die Füße,
floh in die hinterste Ecke. Sie folgte mir langsam, keuchte ein wenig. Ihre
Lippen hatten sich zu einem eingefrorenen Lächeln verzerrt, ich sah ihre
kleinen scharfen weißen Zähne.
    »Zu Boden mit dir!« schnaubte
sie. »Vielleicht schenke ich dir Gehör, wenn du herzerweichend genug jammerst.«
    Ich benutzte ein Wort, das ich
mal von einem Seemann gehört hatte, als ihm ein Vorschlaghammer auf den großen
Zeh gefallen war. Die Peitsche biß zweimal schnell hintereinander in meine
Schultern.
    »Kriechen!« rief sie schrill.
Sie kam noch einen Schritt näher und stellte den rechten Fuß vor. »Küß mir den
Schuh!«
    Blitzartig durchzuckte mich
eine Idee. Ich ging zu Boden, kroch auf Knien und Händen an den Schuh, neigte
den Kopf. Ich hörte ihr schrilles Lachen und wieder das furchtbare Zischen der
Peitsche, aber diesmal achtete ich nicht mehr darauf. Ich packte ihren Knöchel
mit beiden Händen und riß das Bein hoch, wobei ich mich ruckartig aufrichtete.
    Sie schrie auf, als sie nach
hinten fiel, die Pistole entglitt ihr, desgleichen die Peitsche, die wie eine
Schlange in die hinterste Ecke flog.
    Ich stand auf beiden Beinen,
den Knöchel immer noch in Händen. Ich zog sie über den Boden in die Ecke, zu
einem Sessel, und deponierte sie dort mit dem Gesicht nach unten. Dann griff
ich mir die Peitsche.
    Beim ersten Schlag fand sie
ihre Stimme wieder. Es hörte sich an, als kämen die Apachen. Dann verebbte der
Schrei in einem tiefen Seufzer, und weg war sie. So sind die starken Damen: ein
Schlag, und sie fallen in Ohnmacht.
    Ich ließ die Peitsche sinken
und empfand mit einem Male wieder sämtliche Schmerzen, die ich sechzig Sekunden
lang vergessen hatte.
    »So eine tolle Schau habe ich
nicht mehr gesehen seit der Koksparty in Frisco damals«, ertönte eine fröhliche Stimme.
    Mein Kopf zuckte herum — Terry
lehnte am Türrahmen, beide Arme über der Brust verschränkt, und grinste wieder
wie vorhin. »Das war wirklich sehenswert, Puppe«, sagte er. »Da hat dich die
Wut aber ganz schön gepackt, hm?«
    »Sie!« sagte ich. »Sie hätten
sie dran hindern können! Warum haben Sie’s nicht getan?«
    Er zuckte die Schultern. »Warum
sollte ich mir denn den Spaß verderben? Wo findet man ihn denn sonst noch,
Puppe? Oder bist du normal? Schafft dich das denn nicht?«
    »Du widerwärtiger,
nichtsnutziger Strolch!« sagte ich hitzig. »Vielleicht sollte ich dich auch
gleich verprügeln?«
    »Mich nicht, Puppe«, sagte er
und grinste weiter. »Mich schafft so was nicht. Aber grundsätzlich steckt
dahinter eine gute Idee. Nur ’n bißchen Musik müßten wir noch haben...«
    Er kam langsam auf mich zu, und
in seinen Augen glitzerte es. »Ich denke mir’s so, Puppe«,
sagte er rauh

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