Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Terry hieß und Mrs. Stern Gesellschaft leistete. Er sah
genauso aus wie immer. Die blonden Haare verdeckten das eine Auge, und rasiert
hatte er sich immer noch nicht. Er hatte beide Hände tief in den Hosentaschen
und musterte mich, als habe er noch nie ein gut entwickeltes Mädchen gesehen.
    »Wie kommen Sie hierher?«
fragte ich.
    »Über die Treppe«, antwortete
er. »Keine Bange, ich bin bei dir. Dieser Anderson war ja ein Strolch — aber
weshalb hast du ihn gleich um die Ecke gebracht?«
    »Sie glauben doch nicht im
Ernst, ich hätte ihn umgebracht?«
    »Du warst’s nicht?« Er schien einigermaßen enttäuscht.
    »Ganz gewiß nicht! Ich habe ihn
in der Badewanne gefunden und wollte ihn herausheben; dabei bin ich wohl in
Ohnmacht gefallen.«
    »Du warst ’ne ganz schöne Last,
Puppe«, meinte er gelassen. »Du wiegst bestimmt hundertvierzig.«
    »Einhundertundzwölf«,
korrigierte ich gekränkt. »Kein Gramm mehr.«
    »Ich hätte dich ausziehen
sollen, da wärst du leichter gewesen«, sagte er. »Bist du wirklich sicher, daß
du den alten Wassermann nicht ertränkt hast?«
    »Sehr sicher!« sagte ich. »Aus
welchem Grund sind denn Sie hergekommen?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich
wollte mit dem Bart plaudern, aber das geht ja nun nicht mehr. Komm, Mädchen.
Wir machen uns lieber aus dem Staub.«
    Ich stand auf und glättete mein
Kleid, dann blitzte ich ihn an. »Sie gehen Ihrer Wege, junger Mann — und ich
meiner.«
    Er schüttelte den Kopf. »Diesmal
haben wir den gleichen Weg, Puppe. Du bist verabredet.«
    »Da irren Sie sich aber. Ich
werde jetzt sofort der Polizei melden, daß Mr. Anderson in seinem Bad ertränkt
worden ist.«
    »Warum auch nicht?« Er grinste
gehässig. »Vielleicht wirst du wieder von dem Leutnant betreut, der gestern abend nach Sterns Leiche gesucht hat? Er bringt dir
bestimmt etwas mit: ein Paar Handschellen.«
    Ich wollte ihm ja nicht
lauthals recht geben, aber der Gedanke an diesen Leutnant Fry und wie er mich
ansehen würde, während ich ihm zu erklären versuchte, was ich mit Andersons
Leiche im Bad angestellt hatte... Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter.
    »Verstehst du, was ich meine?«
Terry grinste wieder.
    Wir verließen die Wohnung, und
er zog die Tür ins Schloß. Wir schritten die Treppe hinab, Terry nahm mich am
Ellbogen und bugsierte mich über den Bürgersteig. Plötzlich blieb er stehen.
»Einsteigen, Puppe«, sagte er. »Und halt die Luft an.«
    Am Bordstein parkte das
Schärfste an Eigenbau-Auto, was mir je zu Gesicht gekommen war. Es sah aus, als
sei es ursprünglich mal so ein riesiger Duesenberg gewesen, wie mein alter Herr einen gefahren hatte, als ich noch klein war. Das
Ding besaß weder Motorhaube noch Dach. Der gewaltige Motor war feuerrot
gestrichen, die Sitze waren mit Schottenmusterstoff bezogen, und der Rest des
Vehikels glänzte gelb und schwarz.
    »Da hinein?« sagte ich empört.
    »Du wirst staunen, wie er
läuft«, sagte er und gab mir einen Stoß, der mich flach auf die Vordersitze
warf, wobei sich meine Beine im Lenkrad verhedderten.
    Er stieg von der anderen Seite
her ein und ließ den Motor an. Es folgten drei ohrenbetäubende Explosionen,
dann kamen Rattergeräusche, die immer lauter wurden, bis ein weiterer
Donnerschlag sie beendete. Einen Augenblick herrschte Ruhe, und ich betete im
stillen, der ganze Apparat möge in die Luft geflogen sein, aber dann erklang
ein surrender Ton, der schnell höher wurde und sich zu einem pfeifenden Gedröhn
entwickelte, wie es zwei Boeings beim Starten von sich geben.
    Und dann waren wir unterwegs.
Ich hatte keine Ahnung, wohin die Fahrt gehen sollte, und nach zehn Sekunden
war mir das auch absolut gleichgültig. Ich klammerte mich nur noch an eine
schwache Hoffnung: daß wir überhaupt heil ankommen würden. Terry fuhr wie ein
Irrer, Rauch stieg aus dem Motor und mir in die Augen. Der Wind pfiff und blies
mir mein Kleid bis über die Gürtellinie hoch.
    Bis wir in Beverly Hills
anlangten, war mir freilich auch das gleichgültig geworden. Um lebend wieder aus
diesem Teufelsauto herauszukommen, hätte ich sogar an der Ecke Vine und
Hollywood Striptease gemacht.
    Fünf Minuten später lenkte
Terry seine Rakete scharf in die Einfahrt zur Villa Stern, wobei die vier
Reifen und ich um die Wette kreischten. Die Bremsen gesellten sich pfeifend
dazu, und dann rutschten wir vor der Haustür in den Stand. Kies spritzte unter
den Rändern hervor. Einen Augenblick lang zitterte das Vehikel wie ein Hund vor
der Jagd,

Weitere Kostenlose Bücher