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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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. »Ich mache da weiter, wo Marian
aufgehört hat. Wie du schreist — also, das schafft mich einfach toll.« Seine
Halsmuskeln verkrampften sich. »Das schafft mich irrsinnig«, flüsterte er. »Und
mach dir keine Sorgen, Puppe. Ich richte keinen bleibenden Schaden an.«
    »Du bist genauso verrückt wie
sie«, keuchte ich.
    »Es gibt einen Unterschied«,
sagte er. »Ich kann etwas, das sie nicht kann.«
    Ich wich vor ihm zurück, bis
ich die Wand im Rücken spürte. Er folgte bedächtig, Schritt für Schritt. Es
machte ihm wohl Spaß, wie ich mich fürchtete. Und dann fiel mir die Pistole
ein. Ich sah mich verzweifelt um — sie lag keine drei Meter von mir entfernt.
    Ein tiefer Atemzug, dann
tauchte ich mit einem Hechtsprung auf die Waffe los. Ich landete am Boden und
spürte nicht mal den Aufprall, dann schlitterte ich zur .22er hin. Die Finger
meiner rechten Hand schlossen sich um ihren Griff, Triumphgefühl durchfuhr mich
— aber nur ganz kurz. Terrys Absatz krachte auf meinen Handrücken, und ich
schrie auf.
    »Du bist aber ein gewalttätiges
Mädchen«, sagte er. »Pistolen sind gefährlich, Puppe. Du könntest jemand damit
umbringen.«
    Der Druck seines Absatzes
verstärkte sich, meine Finger verloren jegliches Gefühl. Terry nahm den Fuß weg
und stieß die Pistole quer durchs Zimmer.
    Ich vergrub das Gesicht in
einem Arm und fing zu heulen an. Daß ich die Waffe nicht bekommen hatte, das
hatte mich für den Augenblick erledigt. Ich fühlte mehr als ich es sah, wie
Terry neben mir niederkniete. Dann gruben sich seine Finger in meine Schulter.
    »Was ist denn los, Puppe?« Er
schien sich zu amüsieren. »Wollen wir nicht noch ein bißchen raufen?«
    Ich besaß nicht mehr die Kraft,
ihm zu antworten. »Nun komm schon, Puppe«, sagte er ungeduldig. »Du kannst doch
so schön singen.« Seine Finger verstärkten den Druck schier unerträglich.
    Mavis Seidlitz, so redete ich
mir leidenschaftlich ein, du wirst diesem Irren nicht den Gefallen tun und
schreien, selbst wenn er dich umbringt! Und dann nahm ich meine Unterlippe
zwischen die Zähne und biß zu.
    Der Druck schwand fast im
gleichen Augenblick. Terrys Hand ließ meine Schulter los, und vor Erleichterung
wäre ich fast ohnmächtig geworden. Ich blieb still liegen und war mir nicht
darüber klar, wieso er so plötzlich seine Absicht geändert hatte. Und dann glaubte
ich, nun doch wie alle anderen hier verrückt geworden zu sein, denn ich hörte
jemand schreien, und diesmal war ich überzeugt, daß ich’s nicht war.
    Es fing mit einem schwachen,
dünnen Ton an, dann wurde es rasch lauter, bis mir die Ohren schmerzten. Wer
immer da schrie, konnte nicht weit von mir entfernt sein. Ich sammelte alle
meine Kraft, drehte mich um — und blickte geradewegs in Terrys Gesicht.
    Mavis, dachte ich, du siehst
Gespenster. Ich schloß die Augen schnell wieder und zählte bis zehn, ehe ich sie
erneut öffnete.
    Sein Gesicht sah noch genauso
aus, also war er doch kein Gespenst. Er hatte den Kopf zurückgeworfen, sein
Mund stand weit offen, und daher kam auch das Schreien. Sein Gesicht war
schweißgebadet und seltsam grau.
    Ich schüttelte ein paarmal den
Kopf, damit er wieder klar wurde, und kam schließlich mühevoll auf die Beine.
Da sah ich auch, weshalb er so schrie. Der Grund dafür trug eine dunkle Brille
und den Namen Rafael Vega.
    Rafael stand dicht hinter dem
knienden Terry. Er hatte ihm einen Fuß fest ins Kreuz gesetzt, während er
kräftig an Terrys Armen zog. Das erklärte auch, wieso der an die Decke starrte.
    »Moment noch, Chiquita«,
knurrte Rafael und zog heftiger an Terrys Armen. »Gleich bricht diesem Schurken
das Rückgrat.«
    Der Schrei klomm noch ein
Stückchen auf der Tonleiter.
    »Rafael«, sagte ich zitternd.
»Lieber nicht!«
    »Obwohl ich dich so vorfinde?«
sagte er mit mörderischer Stimme. »Sie haben deinen einmaligen Körper mit einer
Peitsche mißhandelt ! Glaubst du etwa, das sei für
mich kein Grund, einen umzubringen? Ich habe Männer schon aus weit geringerem
Anlaß liquidiert.«
    »Nein!« sagte ich. »Tu’s nicht,
Rafael! Er ist’s gar nicht wert, daß du ihn anfaßt. Bitte, um meinetwillen,
tu’s nicht!«
    Er sah mich enttäuscht an.
»Dein Wunsch ist mir Befehl, Mavis«, erklärte er förmlich. Er öffnete plötzlich
die Hände, Terry fiel vorwärts und blieb mit ausgestreckten Armen liegen. Nach
einem Weilchen verstummte sein Geschrei, und er begann wie ein kleiner Junge zu
schluchzen.
    »Warum haben sie dir das

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